Seiten: 113-121, Sprache: DeutschEickholz, PeterDie Prävalenz parodontaler Erkrankungen in Deutschland ist mit allein über zehn Millionen fortgeschrittenen Fällen erschreckend hoch. Demgegenüber ist die Zahl der jährlich über die GKV abgerechneten systematischen Parodontalbehandlungen mit knapp einer Million Fällen lächerlich gering. Angesichts dieser erdrückenden Epidemiologie sollte jeder deutsche Zahnarzt in der Lage sein parodontale Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen und leichte bis moderate chronische Parodontitiden, die zumeist nichtchirurgisch (geschlossenes Vorgehen) beherrscht werden können, erfolgreich zu therapieren. Ein probates Konzept für die nichtchirurgische Parodontitistherapie ist die sogenannte "Full mouth disinfection" (FMD), bei der alle zu behandelnden Parodontien innerhalb von zwei aufeinander folgenden Tagen unter zusätzlichem Einsatz von Antiseptika instrumentiert werden. Ein weiteres Element, das essentiell für die langfristige Stabilität parodontaler Verhältnisse ist, sollte von jedem Zahnarzt beherrscht werden: die unterstützende Parodontitistherapie (UPT). Was wird aber aus den komplexen Fällen? Wer betreut die Patienten mit aggressiver oder generalisiert schwerer chronischer Parodontitis, wer die Fälle von Parodontitis als Manifestation von Systemerkrankungen und wer beispielsweise die medikamentös induzierten Gingivawucherungen? Das Zahnmedizinstudium allein kann die Kompetenz für die Therapie dieser Erkrankungen nicht vermitteln. Für die Betreuung der komplexen parodontalen Erkrankungen bei immerhin etwa zehn Millionen der gesamten erwachsenen Bevölkerung der Bundesrepublik wird der weitergebildete Fachzahnarzt beziehungsweise DGPSpezialist für Parodontologie® benötigt.
Schlagwörter: Leichte bis moderate chronische Parodontitis, Parodontaler Screening Index (PSI), "Full mouth disinfection", Fachzahnarzt/DGP-Spezialist für Parodontologie®