Seiten: 271-290, Sprache: DeutschHerrmann, Jens M. / Sonnenschein, SarahDie Parodontitistherapie bei Patienten mit Diabetes mellitus (DM) erfordert aufgrund bidirektionaler Zusammenhänge zwischen beiden Erkrankungen und möglicher Risiken eine enge Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten, Allgemeinmedizinern und Patienten. Dem Zahnarzt muss neben dem Typ, der Einstellung, der Erkrankungsdauer und den Folgeerkrankungen auch stets die aktuelle Medikation des Patienten bekannt sein. Wie belastbar ein Diabetiker ist und ob begleitende Maßnahmen ergriffen werden müssen, soll individuell und in Absprache mit dem behandelnden Arzt getroffen werden. Die Therapieform (quadrantenweises SRP, einzeitiges SRP, "Full Mouth Disinfection" [FMD]), insbesondere vor dem Hintergrund einer adjuvanten Antibiotikagabe bei "Full Mouth Decontamination" (FMD+Ab), hängt von einem zahnärztlich-/ärztlichen Behandlungsplan ab und wird von anamnestischen Informationen mitbestimmt. Patienten mit einer guten glykämischen Langzeiteinstellung können in der Regel wie systemisch gesunde Parodontitispatienten behandelt werden. Ein nicht kontrollierter Diabetes mellitus sollte vor Beginn einer Parodontitistherapie eingestellt werden. Nach der antiinfektiösen Therapie ist eine engmaschige Reinfektionsprävention empfehlenswert. Des Weiteren sollte bei Behandlung von Diabetespatienten in der zahnärztlichen Praxis jederzeit die Möglichkeit bestehen, den Blutzucker zu bestimmen, um so auf Akutereignisse wie Hypo- oder Hyperglykämie schnellstmöglich reagieren zu können. Lange Warte- und Behandlungszeiten sind zu vermeiden. Anhand von zwei Fallbeispielen wird dargestellt, wie sich interdisziplinäre Zusammenarbeit und konsequente Therapie auf Parodontitis und Diabetes mellitus auswirkten.
Schlagwörter: Diabetes mellitus, Behandlungsplanung, antiinfektiöse und chirurgische Parodontitistherapie