Seiten: 177-192, Sprache: DeutschWiegand, Annette / Hülsmann, MichaelDie vorliegende Übersicht über die jüngere Literatur zur Pulpotomie im Milchgebiss fokussiert neben den traditionellen Behandlungsverfahren (Kalziumhydroxid- und Formokresolpulpotomie) besonders auf mögliche Alternativen, die zur Blutstillung und zur medikamentösen Abdeckung der Pulpotomiewunde sowie zur koronalen Restauration des endodontisch behandelten Milchzahns angewandt werden können. Aufgrund des toxischen, mutagenen und allergenen Potenzials formaldehydfreisetzender Materialien sowie ihrer lokalen und systemischen Nebenwirkungen ist die Anwendung formokresolhaltiger Lösungen im Milchgebiss nicht mehr indiziert. Als Alternativen werden die Anwendung von Eisen-III-Sulfat oder die Elektrokoagulation diskutiert. Kalziumhydroxidpulpotomien weisen bei korrekter Indikationsstellung hohe klinische Erfolgsraten auf und werden daher zur Anwendung empfohlen. Neben Kalziumhydroxid sind auch Mineral Trioxide Aggregate und Dentinadhäsive potenziell als Überkappungsmaterialien für die radikuläre Pulpa geeignet, müssen sich allerdings noch in Langzeituntersuchungen bewähren. Für eine erfolgreiche Pulpotomiebehandlung im Milchgebiss sind ein bakteriendichter Verschluss der Amputationswunde und eine koronale Restauration des entsprechenden Zahns notwendig, die sowohl durch konfektionierte Milchzahnkronen als auch durch adhäsiv befestigte Füllungsmaterialien erzielt werden können.
Schlagwörter: Milchzahnendodontie, Pulpotomie, Kalziumhydroxid, Formokresol, Eisen-III-Sulfat, Elektrochirurgie, Laser, Mineral Trioxide Aggregate, Dentinadhäsive