Seiten: 53-59, Sprache: DeutschGrötz, Knut A. / Al-Nawas, Bilal / Terheyden, HendrikUnter der Begrifflichkeit "antiresorptive Therapie" wird heute die medikamentöse Behandlung mit verschiedenen Bisphosphonaten oder dem monoklonalen Antikörper Denosumab zusammengefasst. Gemeinsam ist beiden Medikamenten, dass sie einerseits eine positive Gewebebilanz im Knochen (insbesondere durch hemmende Effekte an den Osteoklasten) erzielen, andererseits aber mit schwierig zu therapierenden Kiefernekrosen (ONJ) assoziiert sein können. Vor diesem Hintergrund war man bemüht, durch verbesserte interdisziplinäre Kommunikation zwischen Onkologen/Osteologen und Zahnärzteschaft, eine peritherapeutische Betreuung dieser Patienten zu etablieren. Die rezente S3-Leitlinie aus 2012 setzt zum Ziel die Minderung des ONJ-Risikos, gibt aber wenig Empfehlungen zur Implantatindikation. Diese Lücke schließt die vorliegende Arbeit auf Basis einer systematischen Literaturauswertung. Nachdem sich in den letzten 25 Jahren viele (vermeintliche) Kontraindikationen gegen eine Implantation eher relativiert haben, taucht hier eine neue Indikationseinschränkung auf. Die literaturbasierte Evidenz spiegelt die noch immer begrenzte Kenntnis des tatsächlichen Risikos einer implantatbedingten ONJ bzw. eines BP-bedingten Implantatverlusts wider. Dennoch wurde vor dem Hintergrund vorliegender Erfahrungen bereits 2009 ein Algorithmus zur Indikationsfindung entwickelt. Drei Kriterien haben hierbei klinisch hohe Relevanz: (1) Das individuelle ONJ-Risiko (das anhand des ASORS-Laufzettels evaluiert werden kann), (2) die Frage der ONJ-Risiko-Steigerung oder -Minderung durch die Implantatversorgung und (3) die Frage der Notwendigkeit augmentativer Maßnahmen. Damit gelingt es nach individuellen Kriterien zusammen mit dem Patienten nachvollziehbar eine Entscheidung für oder gegen die implantatgetragene Versorgung entwickeln zu können.
Schlagwörter: Bisphosphonate, Denosumab, Kiefernekrose, Kiefer, Zahnimplantate