Seiten: 297-323, Sprache: Deutsch, EnglischSteenks, Michel H. / Türp, Jens C. / de Wijer, AntonEine kritische EinschätzungDie kürzlich veröffentlichte Achse I der Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders (DC/TMD), die zur Verwendung im klinischen und wissenschaftlichen Kontext empfohlen wird, bietet eine Aktualisierung der Research Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders (RDC/TMD). Die Verfasser der DC/TMD gründen ihre Publikation auf die Ergebnisse eines sogenannten Validation Project (2001-2008) und anschließende Arbeitsgruppentreffen, die zwischen 2008 und 2013 stattfanden. Die DC/TMD sind gegenüber den RDC/TMD sowohl hinsichtlich des Inhalts als auch der Abläufe grundlegend verändert. Dennoch wurden ältere Anliegen und neuere Erkenntnisse beim Entwurf der neuen Empfehlungen nur zum Teil berücksichtigt. Darüber hinaus wird die Betonung der sofortigen Implementierbarkeit im klinischen und wissenschaftlichen Kontext nicht durch die verfügbare externe Evidenz gedeckt, auf der die DC/TMD basieren. Der hier vorgelegte Schwerpunktartikel erläutert diese Bedenken im Bezug auf verschiedene Aspekte der DC/TMD und geht dazu auf die zusätzlichen Kategorien der Klassifikation ein: die starke Abhängigkeit von Druckschmerz-Befunden aufgrund der Anwendung der empfohlenen Palpationstechnik, das Screening-Werkzeug für CMD-Schmerz, die Eigenschaften der Testpopulation, den Nutzen zusätzlicher Untergruppen, die Verwendung eines Bezugsnormals, die Trennung zwischen Schmerz und Dysfunktion sowie den DC/TMD-Algorithmus. Obwohl die DC/TMD eine Verbesserung gegenüber den RDC/TMD darstellen, scheint ihre sofortige Implementierung in der Forschung und Gesundheitsversorgung noch nicht ausreichend begründet.
Schlagwörter: Klassifikation, Diagnose, Gesichtsschmerz, Bezugsnormal, kraniomandibuläre Dysfunktion