Quintessenz Zahnmedizin, 5/2021
EndodontieSeiten: 602-608, Sprache: DeutschGaller, KerstinObgleich die Begriffe Regeneration und Reparatur voneinander abzugrenzen sind, wird unter dem Stichwort Pulparegeneration meist auch die Ausheilung des Gewebes durch Reparatur subsummiert. Somit sind in diesem Beitrag die vitalerhaltenden Maßnahmen genannt. Hierzu gibt es infolge der Erkenntnisse der letzten Jahre aktuelle Stellungnahmen der endodontologischen Fachgesellschaften. Ebenso zu nennen ist die Revitalisierung als klinische Behandlungsmethode bei Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum und Pulpanekrose, bei der neues Gewebe im Wurzelkanal erzeugt werden kann. Beschrieben wird in diesem Beitrag aber auch das „Dental pulp tissue engineering“ als Forschungsansatz, mit dem in der Zukunft die echte Regeneration von Pulpagewebe gelingen könnte.
Schlagwörter: Pulparegeneration, Revitalisierung, Vitalerhaltung, apikaler Plug, „Dental pulp tissue engineering“
Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 2/2021
GesellschaftDOI: 10.3238/dzz.2021.0011Seiten: 114, Sprache: DeutschKrastl, Gabriel / Galler, Kerstin / Dammaschke, Till / Schäfer, EdgarWissenschaftliche Mittelung der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET)Nach derzeitigem Kenntnisstand sind vitalerhaltende Maßnahmen bei pulpanaher Karies nur an pulpa-vitalen Zähnen indiziert, die asymptomatisch sind oder allenfalls Symptome einer reversiblen Pulpitis aufweisen. Bei Vorliegen einer irreversiblen Pulpitis existiert mit der Wurzelkanalbehandlung nach Vitalexstirpation eine zuverlässige und etablierte Methode, die nach wie vor als Goldstandard angesehen werden sollte. Aktuell veröffentlichte klinische Studien zeigen jedoch, dass trotz Diagnose "irreversible Pulpitis" nach partieller oder vollständiger Pulpotomie überraschend hohe Erfolgsquoten erzielt werden können. Dies stellt nicht nur derzeitige Konzepte zur Behandlung pulpitischer Zähne in Frage, sondern auch die aktuelle Nomenklatur pulpaler Erkrankungen. Zwar ist eine Übereinstimmung der Diagnosestellung "irreversible Pulpitis" mit histo-logisch nachweisbaren Bereichen von bakteriell infiziertem oder bereits nekro-tischem Gewebe evident, jedoch sind diese Bereiche in direktem örtlichem Bezug zur kariösen Läsion in der Kronenpulpa lokalisiert und betreffen nicht das gesamte Gewebe.
Bei der Pulpotomie wird entzündetes und somit stark blutendes Pulpagewebe vollständig und bis in das gesunde Restgewebe entfernt, um die Voraussetzungen für dessen Ausheilung zu schaffen. Bislang liegen 12 klinische Studien vor, die auf die Vitalerhaltung bei kariösen Zähnen mit irreversibler Pulpitis fokussieren. Der Behandlungserfolg nach Beobachtungszeiträumen von 1 bis 5 Jahren liegt in den meisten Studien zwischen 85 % und 95 %, unabhängig von Patientenalter und Art der Pulpotomie (partiell oder vollständig). Allerdings muss berücksichtigt werden, dass Langzeitstudien fehlen und die Aussagekraft einzelner Studien durch diverse qualitative Mängel limitiert ist. Dennoch kann aufgrund der derzeitigen Datenlage die Pulpotomie als valide Behandlungsoption bei irreversibler Pulpitis angesehen werden und kommt als Alternative zur Vitalexstirpation durchaus in Frage. Der Erfolg der Pulpotomie hängt, neben der korrekten Indikationsstellung, maßgeblich von der adäquaten Durchführung der erforderlichen Behandlungsschritte ab. Dazu gehört, neben dem aseptischen Behandlungskonzept mit konsequenter Anwendung von Kofferdam und sterilem Instrumentarium, auch die Verwendung von Vergrößerungshilfen, die ein ausreichend präzises Vorgehen bei der Amputation ermöglichen, die endodontische Fachkenntnis zur Beurteilung des exponierten Pulpagewebes, die Anwendung geeigneter Maßnahmen zur Desinfektion, die Abdeckung des Gewebes mit einem bioaktiven Material sowie die sofortige bakteriendichte koronale Restauration.
Schlagwörter: Pulpitis, Vitalerhaltung, partielle Pulpotomie, vollständige Pulpotomie
DZZ International, 2/2021
Open Access Online OnlyReviewDOI: 10.3238/dzz-int.2021.0010Seiten: 80, Sprache: EnglischKrastl, Gabriel / Galler, Kerstin / Dammaschke, Till / Schäfer, EdgarScientific Communication of the German Society of Endodontology and Dental TraumatologyBased on the current state of knowledge, vital pulp treatment on teeth with deep carious lesions is indicated only in vital teeth which are asymptomatic, or at the most, show symptoms of reversible pulpitis. In cases of irreversible pulpitis, vital pulp extirpation and root canal treatment constitutes a reliable and established method that should still be considered the gold standard. However, recently published clinical studies show that, despite the diagnosis of "irreversible pulpitis", surprisingly high success rates can be achieved after partial or full pulpotomy. These findings do not only challenge the current treatment concepts for teeth affected by pulpitis, but also the current system for diagnosing different stages of the disease. Although the diagnosis of "irreversible pulpitis" is consistent with histologically detectable areas of bacterially infected or already necrotic tissue, these areas are localized beneath the carious lesion in the coronal pulp and do not affect the entire pulp tissue.
Pulpotomy involves the complete removal of inflamed, and therefore heavily bleeding, pulp tissue up to the level where the remaining pulp tissue is healthy in order to create the necessary conditions for healing. To date, a total of 12 clinical studies with a focus on vital pulp treatment in teeth with deep carious lesions and irreversible pulpitis have been published. Success rates after observation periods of 1 to 5 years range between 85 % and 95 % in most studies, regardless of patient age and type of pulpotomy (partial or full). However, it must be taken into account that long-term studies are lacking, and the significance of the individual studies is limited by various qualitative deficits. In spite of these shortcomings, based on the current data, pulpotomy can be regarded as a valid treatment option for irreversible pulpitis and it certainly represents an alternative to vital pulp extirpation. Whereas the correct indication is critical, the success of a pulpotomy procedure mainly relies on the adequate performance of the necessary treatment steps. This includes, in addition to the aseptic treatment concept in combination with the consistent use of rubber dam and sterile instruments, the use of magnifying aids to enable a sufficiently precise amputation procedure, the endodontic expertise to assess the exposed pulp tissue, the application of appropriate disinfection measures and capping of the tissue with a bioactive material followed by an immediate coronal seal.
Schlagwörter: partial pulpotomy, pulpitis, vital pulp treatment, full pulpotomy
Endodontie, 2/2021
Seiten: 123-134, Sprache: DeutschKrastl, Gabriel / Galler, Kerstin / Dammaschke, Till / Schäfer, Edgar Wissenschaftliche Mitteilung – DGET (federführende Fachgesellschaft)Nach derzeitigem Kenntnisstand sind vitalerhaltende Maßnahmen bei pulpanaher Karies nur an pulpavitalen Zähnen indiziert, die asymptomatisch sind oder allenfalls Symptome einer reversiblen Pulpitis aufweisen. Bei Vorliegen einer irreversiblen Pulpitis existiert mit der Wurzelkanalbehandlung nach Vitalexstirpation eine zuverlässige und etablierte Methode, die nach wie vor als Goldstandard angesehen werden sollte. Aktuell veröffentlichte klinische Studien zeigen jedoch, dass trotz Diagnose „irreversible Pulpitis“ nach partieller oder vollständiger Pulpotomie überraschend hohe Erfolgsquoten erzielt werden können. Dies stellt nicht nur derzeitige Konzepte zur Behandlung pulpitischer Zähne infrage, sondern auch die aktuelle Nomenklatur pulpaler Erkrankungen. Zwar ist eine Übereinstimmung der Diagnosestellung „irreversible Pulpitis“ mit histologisch nachweisbaren Bereichen von bakteriell infiziertem oder bereits nekrotischem Gewebe evident, jedoch sind diese Bereiche in direktem örtlichem Bezug zur kariösen Läsion in der Kronenpulpa lokalisiert und betreffen nicht das gesamte Gewebe. Bei der Pulpotomie wird entzündetes und somit stark blutendes Pulpagewebe vollständig und bis in das gesunde Restgewebe entfernt, um die Voraussetzungen für dessen Ausheilung zu schaffen. Bislang liegen 12 klinische Studien vor, die auf die Vitalerhaltung bei kariösen Zähnen mit irreversibler Pulpitis fokussieren. Der Behandlungserfolg nach Beobachtungszeiträumen von 1–5 Jahren liegt in den meisten Studien zwischen 85 % und 95 %, unabhängig von Patientenalter und Art der Pulpotomie (partiell oder vollständig). Allerdings muss berücksichtigt werden, dass Langzeitstudien fehlen und die Aussagekraft einzelner Studien durch diverse qualitative Mängel limitiert ist. Dennoch kann aufgrund der derzeitigen Datenlage die Pulpotomie als valide Behandlungsoption bei irreversibler Pulpitis angesehen werden und kommt als Alternative zur Vitalexstirpation durchaus infrage. Der Erfolg der Pulpotomie hängt, neben der korrekten Indikationsstellung, maßgeblich von der adäquaten Durchführung der erforderlichen Behandlungsschritte ab. Dazu gehören, neben dem aseptischen Behandlungskonzept mit konsequenter Anwendung von Kofferdam und sterilem Instrumentarium, auch die Verwendung von Vergrößerungshilfen, die ein ausreichend präzises Vorgehen bei der Amputation ermöglichen, die endodontische Fachkenntnis zur Beurteilung des exponierten Pulpagewebes, die Anwendung geeigneter Maßnahmen zur Desinfektion, die Abdeckung des Gewebes mit einem bioaktiven Material sowie die sofortige bakteriendichte koronale Restauration.
Die vorliegende wissenschaftliche Mitteilung wurde erstveröffentlicht in: Dtsch Zahnärztl Z 2021;76:114–122 – mit freundlicher Nachdruckgenehmigung des Deutschen Ärzteverlags.
Schlagwörter: partielle Pulpotomie, Pulpitis, Vitalerhaltung, vollständige Pulpotomie
Quintessenz Zahnmedizin, 9/2019
EndodontieSeiten: 1042-1048, Sprache: DeutschGaller, Kerstin / Dammaschke, Till / Krastl, GabrielNach einem Zahntrauma sollte stets der Vitalerhalt der Pulpa angestrebt werden. Der eingehenden Untersuchung und sorgfältigen Diagnostik kommt im Hinblick auf den Therapieentscheid sowie die Prognose des Zahnes wesentliche Bedeutung zu. Dentinwunden sollten zeitnah bakteriendicht verschlossen werden, um eine Infektion über die Dentintubuli zu vermeiden. Bei Pulpaexposition bieten Maßnahmen wie die Pulpotomie, bei kleinflächiger und kurzzeitiger Exposition auch die direkte Überkappung sehr gute Erfolgsaussichten, jedoch wirken sich begleitende Dislokationsverletzungen ungünstig aus. Als Materialien sollten in direktem Kontakt mit der Pulpa Calciumhydroxid in Suspension oder aber ein hydraulischer Calciumsilikatzement eingesetzt werden. Dabei empfiehlt es sich, Präparate auszuwählen, die ein geringes Potenzial für Zahnverfärbungen aufweisen. Um Spätfolgen zu vermeiden, sind regelmäßige Nachuntersuchungen sinnvoll.
Schlagwörter: Pulpa, Vitalerhaltung, dentales Trauma, direkte Überkappung, Pulpotomie
Endodontie, 3/2019
Seiten: 275-286, Sprache: DeutschDamaschke, Till / Galler, Kerstin / Krastl, GabrielWissenschaftliche Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET)Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 1/2019
GesellschaftDOI: 10.3238/dzz.2019.0054-0063Seiten: 54, Sprache: DeutschDammaschke, Till / Galler, Kerstin / Krastl, GabrielWissenschaftliche Mitteilung der DGET.
In den letzten Jahren ist das Thema Vitalerhaltung wieder zunehmend ins Bewusstsein der Zahnärzteschaft gerückt.
DZZ International, 1/2019
Open Access Online OnlyGuidelineDOI: 10.3238/dzz-int.2019.0043-0052Seiten: 43, Sprache: EnglischDammaschke, Till / Galler, Kerstin / Krastl, GabrielIn the last few years, clinicians and scientists in the dental field have become more aware of the importance of preserving pulp vitality. While excavating deep caries lesions (caries profunda), special attention should be given to the remaining dentin layer covering the pulp. While it has been taught over the years to excavate caries until reaching healthy, hard dentin (cri dentinaire), meanwhile it appears justifiable to selectively leave infected dentin close to the pulp in order to avoid exposure of the pulp tissue.
Schlagwörter: scientific communication
Dentista, 3/2018
FokusSeiten: 18-20, Sprache: DeutschTabenski, Isabelle / Galler, KerstinDie Revitalisierung als neue TherapieoptionDie endodontische Therapie an bleibenden Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum stellt für viele Behandler eine Herausforderung dar. Häufigste Ursache für eine Pulpanekrose bei jungen Patienten ist das dentale Trauma1. Über Jahrzehnte war bei wurzelunreifen Zähnen mit Pulpanekrose die Kalziumhydroxid-Apexifikation zur Induktion einer apikalen Hartgewebebarriere die Therapie der Wahl. Aufgrund der veränderten Dentinstruktur nach Langzeiteinwirkung von Kalziumhydroxid und dem damit verbundenen erhöhten Frakturrisiko dieser Zähne wird die Methode heute nicht mehr empfohlen2. Hohe Erfolgsraten werden mit einem apikalen Plug mit hydraulischem Kalziumsilikatzement (MTA, Trikalziumsilikat) erzielt3,4. Nachteil dieser Behandlungsmethode ist jedoch das ausbleibende weitere Wurzelwachstum - die dünnen Dentinwände werden in der Regel nicht durch Hartgewebeanlagerung stabilisiert. Aufgrund dieser Problematik wären eine Regeneration der Pulpa und ein Fortschreiten des Wurzelwachstums bei diesen Patienten besonders wünschenswert. Eine Alternative zum apikalen Plug stellt die Revitalisierung dar. Zentraler Bestandteil der Behandlung ist das Erzeugen einer Einblutung in den Wurzelkanal. Vom Blutkoagel kann dann Heilung und Gewebebildung ausgehen. Zum Vorgehen gibt es Empfehlungen der europäischen und amerikanischen endodontologischen Fachgesellschaften (www.aae.org)5.
Quintessenz Zahnmedizin, 12/2018
EndodontieSeiten: 1408-1412, Sprache: DeutschGaller, KerstinBei der Revitalisierung, einem alternativen Behandlungskonzept zur Apexifikation, werden desinfizierende, konditionierende und bioaktive Materialien eingesetzt. Deren Anwendung erfüllt teilweise zusätzliche oder andere Funktionen als bei der herkömmlichen Wurzelkanalbehandlung. Das Wissen um die Wirkungsweise dieser Materialien erleichtert das Verständnis der Zell- und Gewebsreaktionen, die nach der Revitalisierung zu erwarten sind.
Schlagwörter: Revitalisierung, regenerative Endodontie, hydraulischer Calciumsilikatzement, Biomaterial, Biokompatibilität