Quintessenz Zahnmedizin, 7/2024
ZahnerhaltungSeiten: 563-570, Sprache: DeutschSchmidt, Jana / Prösl, Susanne / Esteves-Oliveira, Marcella / Haak, RainerWurzelkaries ist aufgrund des demografischen Wandels und der Zunahme der Anzahl natürlicher Zähne bis ins hohe Alter ein zahnmedizinisches Problem von steigender klinischer Relevanz. Die Indikation zur restaurativen Versorgung besteht bei kavitierten und durch noninvasive Maßnahmen nicht arretierbaren Läsionen. Dabei stellen sich verschiedene Herausforderungen: Erstens sind Zugänglichkeit und somit auch Kontaminationskontrolle häufig erschwert. Zum Zweiten ist das kariös veränderte Wurzeldentin ein anspruchsvolles Substrat für die adhäsive Adaptation von Restaurationsmaterialien. Die Materialauswahl bei der restaurativen Versorgung von Wurzelkariesläsionen wird kontrovers diskutiert: Neben der Abwägung zwischen verschiedenen Adhäsivstrategien und Kompositmaterialien sind auch Glasionomerzemente (GIZ) eine Materialklasse, die eine Option bei dieser Defektklasse darstellt. Aktuell gibt es keine systematisch erarbeitete klinische Leitlinie oder Konsensempfehlung, welches Material für die restaurative Versorgung von Wurzelkariesläsionen die beste klinische Langzeitstabilität und Überlebensrate bietet. Ziel des Beitrags ist es daher, die aktuelle klinische Evidenz und die neuesten Metaanalysen zu diesem Thema zusammenzufassen und dem Praktiker eine Orientierung bei der Therapieentscheidung zu geben.
Manuskripteingang: 21.05.2024, Manuskriptannahme: 05.06.2024
Schlagwörter: Wurzelkaries, Adhäsivstrategie, Restauration, Glasionomerzement (GIZ), Komposit
Quintessenz Zahnmedizin, 2/2024
ZahnerhaltungSeiten: 85-94, Sprache: DeutschKreher, Deborah / Ziebolz, Dirk / Schmalz, Gerhard / Haak, RainerDie Diagnostik von kariösen Läsionen auf exponierten Wurzeloberflächen stellt eine Herausforderung dar. In den letzten Jahren wurden verschiedene klinische Bewertungssysteme entwickelt, um möglichst viele der unterschiedlichen Charakteristika (klinisches Erscheinungsbild, Oberflächenstruktur, Kontur, Farbe der Läsion) durch eine visuelle und taktile Untersuchung zu ermitteln und entsprechende therapeutische Konsequenzen abzuleiten. Zusätzlich zur visuell-taktilen Untersuchung stehen noch weitere Techniken zur Verfügung. Zu den neueren Diagnostikmethoden zählen fluoreszenzbasierte Methoden (quantitative lichtinduzierte Fluoreszenz (QLF), Laserfluoreszenz) sowie die optische Kohärenztomografie (OCT). Dieser Beitrag soll einen Einblick in verschiedene Möglichkeiten der Diagnostik von Wurzelkariesläsionen geben und Wege und Grenzen im zahnärztlichen Praxis-alltag aufzeigen.
Manuskripteingang: 20.06.2023, Manuskriptannahme: 27.06.2023
Schlagwörter: Wurzelkaries, Kariesdiagnostik, quantitative lichtinduzierte Fluoreszenz (QLF)
Endodontie, 2/2024
Seiten: 159-168, Sprache: DeutschSchmidt, Jana / Ziebolz, Dirk / Haak, RainerVitalerhaltung der Pulpa aus kariologischer SichtProfunde kariöse Läsionen mit Ausdehnung bis in das pulpanahe Dentin stellen eine Herausforderung im zahnärztlichen Alltag dar. Behandlungsziel ist die Etablierung langlebiger Restaurationen bei gleichzeitigem Erhalt der Vitalität der Pulpa. Die selektive Kariesentfernung stellt nach heutigem Kenntnisstand eine sichere Therapie bei tiefen Dentinkariesläsionen dar, kann jedoch besonders bei sehr pulpanahen Defekten auch mit Risiken verbunden sein. Insbesondere wenn zusätzlich pulpitische Symptome vorliegen, ist der Therapieentscheid bzw. die Indikationsstellung mitunter komplex. Dementsprechend ist neben der adjuvanten Anwendung therapeutischer Substanzen (indirekte Pulpatherapie) die selektive Kariesentfernung gegen die koronale Pulpotomie oder − bei fortgeschrittener klinischer Symptomatik − die Durchführung einer Wurzelkanalbehandlung abzuwägen.Dieser Beitrag beschreibt die selektive Kariesentfernung als eine Methode zur Vitalerhaltung der Pulpa, die bei sachgerechter Durchführung und Nachkontrolle dem Prinzip des „Nihil nocere“ entspricht und dabei alle Optionen für weiterführende endodontische Maßnahmen offenlässt.
Schlagwörter: selektive Kariestherapie, Vitalerhaltung, Pulpadiagnostik, Pulpotomie
The Journal of Adhesive Dentistry, 1/2024
Open Access Online OnlyClinical ResearchDOI: 10.3290/j.jad.b5748881, PubMed-ID: 39286910September 17, 2024,Seiten: 185-200, Sprache: EnglischWolff, Diana / Frese, Cornelia / Frankenberger, Roland / Haak, Rainer / Braun, Andreas / Krämer, Norbert / Krastl, Gabriel / Schwendicke, Falk / Kosan, Esra / Langowski, Eva / Sekundo, CarolinePurpose: This German S3 clinical practice guideline offers evidence-based recommendations for the use of composite materials in direct restorations of permanent teeth. Outcomes considered were the survival rates and restoration quality and process quality of the manufacturing process. Part 1 of this two-part presentation deals with the indication classes. Materials and Methods: A systematic literature search was conducted by two methodologists using MEDLINE and the Cochrane Library via the OVID platform, including studies up to December 2021. Six PICO questions were developed to guide the search. Recommendations were formulated by a panel of dental professionals from 20 national societies and organizations based on the collected evidence. Results: Composite materials are a viable option for the direct restoration of cavity Classes I–V and may also be used for restorations with cusp replacement, and tooth shape corrections. In the posterior region, direct composite restorations should be preferred over indirect composite inlays. For Class V restorations, composite materials can be used if adequate contamination control and adhesive technique are ensured. Conclusion: The guideline is the first to provide comprehensive evidence on the use of direct composite materials. However, further long-term clinical studies with comparators such as (modified) glass-ionomer cements are necessary. Regular updates will detail the future scope and limitations of direct composite restorations.
Schlagwörter: adhesive restorations, composite resin, composite restorations, evidence-based medicine
The Journal of Adhesive Dentistry, 1/2024
Open Access Online OnlyClinical ResearchDOI: 10.3290/j.jad.b5749192, PubMed-ID: 39286911September 17, 2024,Seiten: 201-212, Sprache: EnglischSekundo, Caroline / Frese, Cornelia / Frankenberger, Roland / Haak, Rainer / Braun, Andreas / Krämer, Norbert / Krastl, Gabriel / Schwendicke, Falk / Kosan, Esra / Langowski, Eva / Wolff, DianaPurpose: Part 2 of this German S3 clinical practice guideline provides recommendations for the process of manufacturing composite restorations. It covers key aspects like caries removal, field isolation, matrix and adhesive techniques, as well as light curing and polishing. The outcomes of interest include survival rates and restoration quality. Materials and Methods: A systematic literature search was conducted by two methodologists using MEDLINE and the Cochrane Library via the OVID platform, including studies up to December 2021. Additionally, the reference lists of relevant manuscripts were manually reviewed. Six PICO questions were developed to guide the search. Consensus-based recommendations were for- mulated by a panel of dental professionals from 20 national societies and organizations based on the collected evidence and ex- pert opinion. Results: The guideline advocates for one-stage selective caries removal near the pulp and underscores the effectiveness of various isolation techniques, adhesive systems, and the crucial role of light polymerization. The use of anatomically pre- formed sectional matrices and phosphoric acid etching is recommended to enhance restoration quality. Additionally, polish- ing composite restorations is advised to improve surface finish. Conclusion: This guideline provides comprehensive recommendations that inform clinicians on optimizing the composite restor- ation manufacturing processes. The adoption of these best practices can improve the quality and longevity of dental restorations.
Quintessenz Zahnmedizin, 2/2023
ZahnerhaltungSeiten: 98-105, Sprache: DeutschSchmidt, Jana / Ziebolz, Dirk / Schmalz, Gerhard / Haak, RainerIn der invasiven Kariestherapie wird möglichst gleichzeitig versucht, langlebige Restaurationen zu erreichen und die Vitalität der Pulpa zu erhalten. Eine valide Aussage zum Grad der Pulpaentzündung ist hierbei entscheidend, um biologisch begründet die geeignete Therapiestrategie wählen zu können. Grundsätzlich stellt die selektive Kariesentfernung eine sichere Therapie bei tiefen Dentinkariesläsionen dar, ist aber besonders bei sehr pulpanahen Defekten gegen die koronale Pulpotomie abzuwägen. Bei fortgeschrittenen klinischen Symptomen ist die Entscheidung zwischen Pulpotomie und der Durchführung einer Wurzelkanalbehandlung zu treffen. Aussagekräftige Befunde wären zur Sicherung der Diagnose und des Therapieentscheids von großem klinischem Interesse. In wissenschaftlichen Untersuchungen werden bereits molekularbiologische Untersuchungen an Dentinflüssigkeit und Pulpablut durchgeführt, die zeigen, dass die Messung von Entzündungsmarkern aus der Pulpa möglich ist. Somit eröffnet sich eine interessante Perspektive für die Pulpadiagnostik der Zukunft. Die gegenwärtige Umsetzbarkeit dieser Methodik in die Praxis wird in diesem Beitrag vorgestellt. Bis zur potenziellen Etablierung im zahnärztlichen Alltag bleibt eine adäquate intrakoronale (klinische) Diagnostik mit Vergrößerungshilfen als Ergänzung zur sorgfältigen Schmerzanamnese neben röntgenologischen Befunden das Standardvorgehen, um Veränderungen der Pulpa zu detektieren.
Manuskripteingang: 19.09.2022, Manuskriptannahme: 04.10.2022
Schlagwörter: Selektive Kariestherapie, Vitalerhaltung, Pulpadiagnostik, Zytokine, Immunologie
Quintessenz Zahnmedizin, 3/2022
ZahnerhaltungSeiten: 228-237, Sprache: DeutschSchmalz, Gerhard / Haak, Rainer / Kreher, Deborah / Ziebolz, DirkFür eine zeitgemäße und patientenzentrierte zahnmedizinische Versorgung ist die Erfassung der Patienten-perspektive in Form von „Patient-reported outcomes“ (PRO) essenziell. Hierzu hat sich die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (MLQ) als multidimensionales Modell etabliert. Die Mundgesundheitssituation bzw. der Versorgungszustand können sich dabei negativ sowohl auf psychosoziale, funktionelle und ästhetische Aspekte als auch auf Schmerzen auswirken. Grundsätzlich eignen sich fragebogenbasierte Messinstrumente, welche die MLQ mit einem Punktwert quantifizieren, für den zielgerichteten Einsatz in der zahnärztlichen Praxis. Bei deren Anwendung müssen stets die klinische Relevanz und potenzielle Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung der MLQ durch den Patienten berücksichtigt werden. Zudem können psychische und physische Belastungen im Zusammenhang mit Allgemeinerkrankungen bzw. deren Therapie die MLQ beeinflussen. Folglich stellt neben der Erfassung der MLQ auch ihre adäquate Interpretation und das Ableiten der entsprechenden praktischen Konsequenz eine bedeutsame Aufgabe im Rahmen der zahnmedizinischen Betreuung dar. Dieser Beitrag soll Instrumente zur Erfassung und Besonderheiten der MLQ in der zahnärztlichen Praxis darstellen und Implikationen für den Einsatz dieser Verfahren und ihrer Konsequenzen herausarbeiten.
Manuskripteingang: 07.12.2021, Annahme: 21.01.2022
Schlagwörter: „Patient-reported outcomes“ (PRO), mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (MLQ), „Oral health impact profile“ (OHIP)
The Journal of Adhesive Dentistry, 1/2022
Open Access Online OnlyResearchDOI: 10.3290/j.jad.b2916433, PubMed-ID: 35416444April 13, 2022,Seiten: 165-174, Sprache: EnglischHaak, Rainer / Schäfer, Philip / Hanßen, Bettina / Ziebolz, Dirk / Park, Kyung Jin / Häfer, Matthias / Schmalz, Gerhard / Schneider, HartmutPurpose: To compare a self-etch and a two-step etch-and-rinse adhesive in terms of internal and marginal composite-tooth bond failure separately on enamel and dentin/cement at 36–48 months after restoration placement using optical coherence tomography (OCT).
Materials and Methods: Twenty-seven patients with two or three class V composite restorations of noncarious cervical lesions 36–48 months after placement were included. The one-step self-etch adhesive Futurabond M ([Voco] group SE, n = 25) and the two-step etch-and-rinse adhesive Solobond M ([Voco] group ER, n = 20) combined with the nanohybrid composite Amaris (Voco) were evaluated. The four-step etch-and-rinse adhesive Syntac classic combined with Tetric EvoCeram (Ivoclar Vivadent) served as the control (n = 18). Spectral-domain OCT (SD-OCT, 1310-nm center wavelength) was applied. Marginal gaps and internal interfacial adhesive defects were quantified in cross-sectional OCT images. Groups were statistically compared using the Friedman/Wilcoxon test (α = 0.05).
Results: In enamel, nonsignificantly different percentages of marginal gap formation and internal interfacial adhesive defects were found between the groups (pi ≥ 0.258). In dentin/cement, SE showed significantly less marginal gap formation compared to ER (p < 0.001) and control (p = 0.001), and at the internal dentin-composite interface less adhesive defects were found compared to ER (p < 0.001) and control (p = 0.003).
Conclusion: The self-etch adhesive used in the current study appears recommendable for restoration of noncarious cervical lesions with composite. Keywords: class V composite restoration, self-etching adhesive, etch-and-rinse adhesive, OCT, internal interfacial gap formation, quantitative margin analysis.
Schlagwörter: class V composite restoration, self-etching adhesive, etch-and-rinse adhesive, OCT, internal interfacial gap formation, quantitative margin analysis
The Journal of Adhesive Dentistry, 1/2021
DOI: 10.3290/j.jad.b916821, PubMed-ID: 33512114Seiten: 37-46, Sprache: EnglischHaak, Rainer / Brückner, Amelie / Häfer, Matthias / Scholz, Markus / Schneider, HartmutPurpose: To assess possible correlations between clinical outcomes and SEM marginal analysis in a prospective long-term clinical study using two adhesives in incisors and canines. Materials and Methods: Thirty-five patients received class III and IV restorations with two different adhesives, either the one-step self-etch adhesive iBond Gluma inside (1-SE) or the two-step etch-and-rinse adhesive Gluma Comfort Bond (2-ER) combined with the fine particle hybrid composite Venus. The restorations were clinically evaluated (modified USPHS criteria) over 90 months. Based on resin replicas, a quantitative marginal SEM analysis was performed using the criteria “gap”, “perfect margin”, “overhang”, and “underfilled”. The results of the quantitative marginal analysis were statistically compared and related to clinical evaluations. The SEM data were analyzed statistically using the Kolmogorov-Smirnov test, Wilcoxon test, and mixed models test.Results: Of the 35 subjects at baseline, 16 (1-SE) and 17 (2-ER) were clinically re-examined after 90 months. 13 patients were included in the SEM analysis due to uninterrupted documentation over 90 months or until restoration loss. SEM analysis showed larger discriminative power between groups than did the clinical examination, but the trend was the same. Marginal analysis (“gap”, “perfect margin”) showed significant differences between the materials after 12 months, which clinically began to show a trend from 12 months, and were statistically verified after 48 and 90 months. “Overhang” and “underfilled” did not reveal significant differences between the systems or over time.Conclusion: SEM marginal analysis using the replication technique is a powerful tool to reveal differences between adhesives. Compared to clinical evaluation, group differences can be detected earlier, with both outcome parameters confirming each other over long observation periods.
Schlagwörter: adhesion, composite, long term, clinical study, in vivo, SEM, USPHS criteria
Quintessenz Zahnmedizin, 6/2020
ZahnerhaltungSeiten: 612-618, Sprache: DeutschFrankenberger, Roland / Haak, RainerDas Postulat der aggressiven Kariesexkavation ist heute deswegen überholt, da es in der Regel nicht förderlich für die Vitalerhaltung der Pulpa ist. Aber auch unabhängig von der Exkavationsstrategie hat es der Zahnarzt bei der adhäsiven Restauration kariöser Läsionen mit unterschiedlichen Adhäsionssubstraten zu tun: Diese sind neben dem Schmelz weitgehend unverändertes Dentin, sklerotisches Dentin, kariös verändertes Dentin und ggf. restkariöses Dentin nach selektiver Kariesexkavation. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Möglichkeit, diese unterschiedlichen Adhärenden gleichzeitig im Sinne einer erfolgreichen Füllungstherapie zu bedienen. Die Ergebnisse und Erfahrungen zeigen, dass die Dentinhaftung an unverändertem Dentin signifikant höher ist als an allen anderen Dentinsubstraten. Gerade aber bei defektorientierter, minimalinvasiver Vorgehensweise nimmt der Anteil veränderten Dentins den prozentual größten Raum ein. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass das Zusammenspiel von Schmelz- und Dentinhaftung (einschließlich aller Varianten) klinisch absolut ausreicht, um dauerhafte Füllungen nach der Prämisse des "Total bonding" zu legen. Lediglich ausgeprägte Bereiche nicht entfernter kariöser Biomasse (> 1 mm) zeigten einen klaren negativen Effekt auf die Gesamtstabilität restaurierter Seitenzähne.
Schlagwörter: Kariesexkavation, selektive Kariesentfernung, kariös verändertes Dentin, Adhäsivtechnik