Seiten: 193-207, Sprache: DeutschErpenstein, Heinz / Borchard, RaphaelTeil 1: Ziel, Indikation, MethodenUm Rezessionsdeckungen erfolgreich durchführen zu können, bedarf es zunächst einer klar definierten Zielsetzung. Am Beispiel eines Regelkreises wird dies deutlich. Danach bleibt der Regelvorgang (Therapie) so lange orientierungslos, wie die Zielgröße (Behandlungsziel) nicht definiert ist. Bei der Indikationsstellung hat zwar die Diagnose "Rezession" eine vorrangige Bedeutung, bestimmt aber nicht allein die medizinische Notwendigkeit eines operativen Eingriffs. Vielmehr müssen weitere zusätzliche Befunde vorliegen, um den Eingriff ethisch rechtfertigen zu können. Eine befundbezogene Therapie ist nur dann möglich, wenn alle evidenzbasierten Methoden beherrscht werden. Mit der vorliegenden Übersicht wird versucht, die zurzeit in der Literatur verfügbaren Informationen zu den Punkten "Zielsetzung", "Indikationen" und "Methoden" komprimiert darzustellen.
Schlagwörter: Rezessionsdeckung, koronaler Verschiebelappen, lateraler Verschiebelappen, Envelopetechnik, subepitheliales Bindgewebetransplantat, gesteuerte Geweberegeneration, Schmelzmatrixproteine, Platelet-rich Plasma
Seiten: 209-218, Sprache: DeutschKaner, Doğan / Friedmann, Anton / Bernimoulin, Jean-PierreBei der Behandlung der chronischen Parodontitis kann mit einer lokal angewendeten antimikrobiellen Zusatzmedikation mit dem Antiseptikum Chlorhexidindiglukonat in einem so genannten "controlled delivery device" (PerioChip) eine Verbesserung des klinischen Ergebnisses erzielt werden. Untersuchungen über die Anwendung im Rahmen der Behandlung der generalisierten aggressiven Parodontitis sind bisher allerdings noch nicht durchgeführt worden. In der vorliegenden Arbeit sollte daher der Effekt dieser Zusatzmedikation bei der Therapie der generalisierten aggressiven Parodontitis untersucht werden. Es wurden 18 Patienten mit generalisierter aggressiver Parodontitis mittels Scaling und Root planing sowie der subgingivalen Applikation von PerioChip behandelt. Während sich drei Monate nach der Therapie die klinischen Parameter deutlich verbessert hatten, wurde sechs Monate nach der Behandlung eine erneute signifikante Zunahme der Sondierungstiefen festgestellt. Vor allem mehrwurzelige Zähne trugen maßgeblich zu diesem Ergebnis bei. Dies weist auf eine begrenzte Wirksamkeit des PerioChip im Furkationsbereich im Rahmen der Therapie der generalisierten aggressiven Parodontitis hin.
Schlagwörter: Generalisierte aggressive Parodontitis, Scaling, Root planing, Chlorhexidindiglukonat, "controlled delivery device", PerioChip
Seiten: 219-226, Sprache: DeutschFeller, L. / Lemmer, J.KonzeptreiheDie nekrotisierende Gingivitis (NG) und die nekrotisierende Parodontitis (NP) gelten als unterschiedliche klinische Stadien desselben Erkrankungsprozesses und können den ersten klinischen Hinweis auf eine HIV-Infektion liefern. NG/NP ist eine Erkrankung mit eindeutigen klinischen Manifestationen, die auf ein einfaches Behandlungsschema ansprechen. Die klinische Symptomatik der NG ist ebenso wie die Mikroflora bei HIV-positiven und HIV-negativen Patienten identisch. Im Gegensatz zu der großen Bedeutung, die dem Rauchen in der Pathogenese der NG/NP generell zugeschrieben wird, scheint das Rauchen bei HIV-positiven Patienten keine so wichtige Rolle zu spielen. Die NG/NP tritt bevorzugt in der oberen und unteren Frontzahnregion auf und zeigt eine geringe Rezidivneigung.
Schlagwörter: Nekrotisierende ulzerierende Gingivitis, nekrotisierende Gingivitis, Human Immunodeficiency Virus
Seiten: 227-331, Sprache: DeutschBurgemeister, Stefan / Schlagenhauf, UlrichInfektionen mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) sind weit verbreitet und führen nach Erstkontakt nur in wenigen Fällen zur Entwicklung einer Gingivostomatitis herpetica. Diese häufig im Kleinkindalter zu beobachtende Infektion kann jedoch auch im Erwachsenenalter auftreten. Bei immunkompetenten Patienten kommt es über die herpetischen Schleimhautveränderungen hinaus nur in seltenen Fällen zu oralen Komplikationen. Im vorgestellten Fall eines 22-jährigen Patienten wird von einer lokalisierten NUP im Anschluss an eine Erstinfektion mit HSV-1 berichtet und neben Diagnostik und Therapie die Rolle von HSV als ätiologischer Kofaktor für parodontale Erkrankungen anhand der Literatur jeweils kurz erörtert.
Schlagwörter: NUG, NUP, Herpes simplex, Gingivostomatitis herpetica
Seiten: 233-247, Sprache: DeutschEhmann, Meike / Platzer, Ursula / Rischewski, Johannes R.In der vorliegenden Kasuistik wird über einen zu Beginn der Behandlung 11-jährigen Patienten berichtet, der zur konsiliarischen Beurteilung und Weiterbehandlung in die Klinik überwiesen worden war. Seine Grunderkrankung, eine zyklische Neutropenie, wurde bereits ein Jahr zuvor von seiner Kinderärztin diagnostiziert und im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf von Pädiatern und Hämatologen weiter behandelt. Über einen Zeitraum von vier Jahren wurde der Patient im Rahmen regelmäßiger Recalltermine zahnmedizinisch und hämatologisch betreut. Durch die zwischenzeitliche Therapie mit einem granulozytenstimulierenden Faktor (G-CSF) konnte die Situation - trotz des bisherigen Verlustes von fünf Zähnen - allgemeinmedizinisch sowie dental zeitweise verbessert werden. Dieser Fall soll demonstrieren, dass bei persistierenden, refraktären Gingivitiden und Parodontitiden im jugendlichen Alter eine frühzeitige, enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Hämatologen und Pädiatern indiziert ist, um eine Grunderkrankung als Ursache in Betracht ziehen oder ausschließen zu können. Einige zahnärztliche Therapieschritte sollten in diesen komplexen Fällen nur in Absprache mit Fachärzten erfolgen.
Schlagwörter: Zyklische Neutropenie, Gingivitis, Stomatitis, aggressive Parodontitis, Zahnlockerung, neutropenische Ulzera, G-CSF, Differenzialblutbild