WissenschaftPages 354-360, Language: GermanKanzow, Philipp / Clauberg, Sigrid / Kocher, Thomas / Melzow, Florentina / Mksoud, Maria / Paris, Sebastian / Rese, Tim / Wiegand, Annette / Scheithauer, SimoneEinführung: Nationale sowie internationale Fachgesellschaften und Behörden haben Handlungsempfehlungen zur Infektionsprävention während der COVID-19-Pandemie veröffentlicht. Ziel dieser Arbeit ist es, zahnmedizinisch relevante Handlungsempfehlungen zusammenzustellen sowie eine Synthese der genannten Maßnahmen zu erstellen. Ausgehend von den bisherigen Handlungsempfehlungen zur COVID-19-Pandemie sollen Empfehlungen für zukünftige Pandemien durch (unbekannte) respiratorisch übertragene Erreger gewonnen und für praktisch tätige Zahnärztinnen und Zahnärzte zugänglich gemacht werden. Methode: Zahnmedizinisch relevante Handlungsempfehlungen zur Infektionsprävention während der COVID-19-Pandemie (Leitlinien, Empfehlungen, Leitfäden und Standardvorgehensweisen) nationaler sowie internationaler Fachgesellschaften/Behörden wurden im Januar 2024 identifiziert und die enthaltenen Präventionsmaßnahmen extrahiert. Einschlusskriterium war eine Publikation in deutscher oder englischer Sprache. Die Empfehlungen wurden gegliedert in (1) Basismaßnahmen ohne Pandemielage, (2) Maßnahmen für Patientinnen und Patienten ohne Erkrankungsverdacht während der COVID-19-Pandemie und (3) Maßnahmen für Patientinnen und Patienten mit bestätigter COVID-19-Erkrankung oder konkretem Erkrankungsverdacht. Ergebnisse: Acht Handlungsempfehlungen (fünf nationale, drei internationale) wurden identifiziert und eingeschlossen. In Ergänzung zu den Basismaßnahmen wurden für die zahnmedizinische Behandlung von Patientinnen und Patienten ohne Erkrankungsverdacht während der COVID-19-Pandemie mehrheitlich eine (Telefon-)Anamnese zur Triage, ein regelmäßiger Austausch der Raumluft in der Praxis, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes durch Patientinnen und Patienten bis zur Behandlung, die Durchführung einer antiseptischen Mundspülung sowie die Verwendung einer hochvolumigen Absaugung empfohlen. Für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit bestätigter COVID-19-Erkrankung oder konkretem Erkrankungsverdacht wurde darüber hinaus mehrheitlich eine zeitliche/räumliche Trennung dieser Patientinnen und Patienten empfohlen. Zudem sollten Aerosol generierende Tätigkeiten vermieden werden und das zahnärztliche Team sollte FFP2-/FFP3-Masken tragen. Schlussfolgerung: Für die zahnmedizinische Behandlung während zukünftiger Pandemien mit zunächst unbekanntem respiratorisch übertragenem Erreger können die identifizierten und im Kontext der COVID-19-Pandemie mehrheitlich genannten Maßnahmen zur Anwendung kommen. Durch eine bessere Vorbereitung lassen sich effektive Schutzmaßnahmen schneller und zielgerichteter etablieren. Zudem ließen sich möglicherweise unnötige bzw. ineffektive Maßnahmen sowie Einschränkungen bei der zahnmedizinischen Versorgung vermeiden und Kollateralschäden reduzieren.
Keywords: COVID-19, Handlungsempfehlungen, Pandemie, respiratorischer Übertragungsweg, SARS-CoV-2
WissenschaftPages 362-370, Language: GermanParsaee, Soheil / Schliephake, Carla / Plein, Nicolas / Giraki, Maria / Brandt, Silvia / Petsos, Hari / Sayahpour, Babak / Obreja, Karina / Möltner, Andreas / Gerhardt-Szep, Susanne / Begić, AmiraEinleitung: Ziel dieser Studie war es, anlehnend an die seit Oktober 2020 gültige zahnärztliche Approbationsordnung (ZApprO) das neue Fach „Berufsfelderkundung“ (BFE) interdisziplinär und kompetenzorientiert zu konzipieren, erstmals zu implementieren und zu evaluieren. Die dazu gehörenden Veranstaltungen fanden erstmals nach der Studienordnung für den Studiengang Zahnmedizin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main vom 6. Mai 2021 im Sommersemester 2022 bei einer ersten Kohorte von Studierenden (n = 45) mit drei Semesterwochenstunden (SWS) im Praktikum (P) und zwei SWS in der Vorlesung (V) statt. Umgesetzt wurde ein Praktikum über vier Tage, von denen mindestens zwei Tage in einer zahnärztlichen Praxis und jeweils ein Tag im zahntechnischen Labor sowie in einer sonstigen Einrichtung (z. B. Gesundheitsämter, Landeszahnärztekammer) zu absolvieren waren. Der Vorlesungsteil wurde in drei Blöcke aufgeteilt. Methode: Die Erhebung der Daten durch eine fachbereichsinterne Evaluation erfolgte mittels eines validierten Evaluationsinstruments. Die im Sommersemester 2022 erhobenen Ergebnisse der Befragung von Studierenden und beteiligten Einrichtungen (zahnärztliche Praxen, zahnärztliche Labore und sonstige Einrichtungen) wurden analysiert. Ergebnisse: Die Daten ermöglichen eine mehrdimensionale Bewertung des neu konzipierten Fachs. Die Lehrveranstaltung wurde von Studierenden auf einer Skala von 1 = „sehr gut“ bis 5 = „mangelhaft“ insgesamt mit der Note 1,95 ± 0,68 bewertet, während die teilnehmenden Einrichtungen die Note 1,60 ± 0,49 vergaben. Der frühe Kontakt mit zahnärztlichen Berufsfeldern erhielt von den Studierenden eine gute Bewertung. Darüber hinaus gaben sie an, das Gefühl zu haben, dass sie von der Veranstaltung im späteren Studienverlauf profitieren werden. Sowohl Studierende als auch die beteiligten Institutionen bevorzugten eine längere Praktikumsdauer in zahnärztlichen Praxen. Diskussion und Schlussfolgerung: Das speziell konzipierte und implementierte Evaluationsinstrument mit hohen bzw. akzeptablen statistischen Maßzahlen (Cronbachs Alpha-Wert über 0,85 für Faktor 1 „Wissensvermittlung“ und über 0,76 für Faktor 2 „Sonstiges“) lässt sich zukünftig auch als longitudinales und möglicherweise fakultätsübergreifendes validiertes Tool für die Evaluation der neuen ZApprO einsetzen. Die Optimierung der Lehrveranstaltung der Berufsfelderkundung kann anhand der Daten zukünftig umgesetzt werden.
Keywords: Ausbildung, Berufsfelderkundung, Curriculum, Evaluation, Fragebogen, Zahnmedizin
WissenschaftPages 372-378, Language: GermanSchierz, Oliver / Rauch, Angelika / Mundt, Torsten / Reißmann, Daniel R.Zur Behandlung von Patienten und Patientinnen mit verkürzter Zahnreihe (shortened dental arch, SDA) sind nur wenige Langzeitstudien verfügbar. Dieser Artikel ist Teil einer Serie, in der umfassend die Erkenntnisse einer deutschlandweiten, multizentrischen, randomisierten, zweiarmigen Studie zur verkürzten Zahnreihe (SDA) mit einer Nachuntersuchungszeit von 15 Jahren dargestellt werden. Er beschäftigt sich mit der longitudinalen Entwicklung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität (MLQ) bei teilbezahnten deutschen Erwachsenen. Es wird die langfristige Entwicklung der MLQ in Abhängigkeit von der Versorgungsart – Belassen der verkürzten Zahnreihe oder Versorgung mit abnehmbarem geschiebeverankertem Zahnersatz – nachverfolgt. Anders als in anderen Publikationen der Serie, die objektiv messbare Einzelparameter betrachteten, spiegelt die MLQ die subjektiv empfundene Sicht der Individuen wider. Die Daten belegen, dass eine Versorgung mittels geschiebeverankerten, parodontal-tegumental gelagerten Zahnersatzes weder kurz- noch langfristig dem Konzept der verkürzten Zahnreihe überlegen ist.
Keywords: Geschiebeprothese, Senioren, verkürzte Zahnreihe
WissenschaftPages 380-387, Language: GermanLippert, Vinícius F. / Andrade, Jonas P. / Spohr, Ana M. / Kunrath, Marcel F.Die Rehabilitation stark abgenutzter Zähne zählt zu den komplexen Herausforderungen in der zahnärztlichen Praxis. Es stehen mehrere Materialtypen und verschiedene Restaurationstechniken zur Verfügung, und die angestrebten Ergebnisse lassen sich oft auf unterschiedlichen Wegen erreichen. Der vorliegende Fallbericht zeigt eine orale Gesamtrehabilitation unter Verwendung direkter und indirekter Kompositrestaurationen. Die Korrektur der okklusalen Vertikaldimension erfolgte mithilfe eines Lucia-Jig, der Willis-Technik und eines diagnostischen Wax-ups. Dank umsichtiger Behandlungsplanung konnte eine umfassende Verbesserung der klinischen Situation mit Wiederherstellung von Funktion und Ästhetik und Erhöhung der okklusalen Vertikaldimension erreicht werden. Die vorgeschlagene Versorgung mit Komposit- anstelle von Keramikrestaurationen ermöglichte einen weitgehenden Erhalt der natürlichen Restsubstanz und schuf beste Voraussetzungen für die Pflege durch den Patienten und eine lange Lebensdauer des Ergebnisses bei Einhaltung der Nachsorgetermine. Junge Patienten mit fortgeschrittenem generalisiertem Zahnverschleiß und einem Verlust an Bisshöhe sollten nicht sofort keramisch und mit Vollkronenpräparationen rehabilitiert werden. Die Versorgung mit (direkten oder indirekten) Kompositrestaurationen ermöglicht eine adäquate Wiederherstellung von Funktion und Ästhetik ohne umfängliches Beschleifen und spart Kosten.
Keywords: Ästhetik, direkte Kompositrestaurationen, Gesamtrehabilitation, indirekte Kompositrestaurationen, Okklusion