Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 3/2016
OriginalarbeitIdioma: AlemánBuhrow, Nora / Margraf-Stiksrud, Jutta / Heinrichs, NinaThemaDer Beruf des Zahnarztes steht mit verschiedenen Beanspruchungsfaktoren in Zusammenhang. Dazu können sowohl körperliche Beanspruchungen, wie beispielsweise muskuloskelettale Beschwerden oder Dermatosen [10, 14, 16], als auch eine psychosoziale arbeitsbezogene Beanspruchung, wie beispielsweise Zeitdruck [1, 17, 18, 27, 29], Probleme mit Angestellten, lang anhaltende Konzentration, technische Anforderungen, ein hohes Arbeitspensum [3, 17, 18], ein hohes Maß an Verwaltungsaufgaben [3, 13, 16, 29] oder die Interaktion mit bestimmten Patientengruppen [2, 3, 10, 13, 17, 18, 20, 25–27, 29] zählen. Dabei scheinen vor allem ängstliche Patienten eine wichtige Rolle zu spielen. Etwa 60–80% der potenziellen Patienten geben in Befragungen an, Angst vor einer Zahnbehandlung zu haben. Mehrstedt et al. wiesen dabei einen positiven Zusammenhang zwischen Zahnbehandlungsangst und der Anzahl kariöser Zähne nach. Weiner und Weinstein konnten bei ihrer Befragung (N=153) in Nordamerika zeigen, dass die Behandlung dieser Patientengruppe als zeitintensiv und unökonomisch betrachtet wird. Die Patienten wurden hierbei als unkooperativ und störend wahrgenommen. In einer ähnlichen Befragung von Hill et al. (N=550) aus Großbritannien gaben 91% der befragten Zahnärzte an, dass sie sich durch die Behandlung von Angstpatienten gestresst fühlen. Moore und Brødsgaard konnten durch ihre dänische Untersuchung (N=216) zeigen, dass die Behandlung von Angstpatienten zu den 5 größten Stressoren der täglichen Praxis von Zahnärzten zählt. Auf der anderen Seite zeigten Befragungen auch, dass Zahnärzte die Behandlung von Angstpatienten als eine positive Herausforderung sehen und einen Beitrag zu der Versorgung dieser Patienten leisten wollen oder ängstliche Patienten nur als einen geringen Stressor wahrnehmen. Der Stressor der hier erwähnten Studien besteht also aus ängstlichen Patienten, wobei nicht näher spezifiziert ist, welches Ausmaß der Angst bei Patienten vorhanden sein muss, um die jeweils untersuchten Folgen hervorzurufen. Eine extreme Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen wird als Phobie bezeichnet. Menschen mit einer Zahnbehandlungsphobie erleben eine intensive Angst vor Zahnbehandlungen und vermeiden diese Behandlungen, was einen wesentlichen Unterschied zur weniger stark ausgeprägten – u.U. nicht krankhaften – Angst darstellt. Die Punktprävalenz der Zahnbehandlungsphobie liegt zwischen 0,4% bis 11% bei Erwachsenen [8, 19, 24]. Die letzte Zahnbehandlung eines erwachsenen Patienten mit Zahnbehandlungsphobie liegt im Mittel 7Jahre zurück. Aus diesem Grund wurde entschieden, von ängstlichen Personen zu sprechen, da bei ausschließlicher Berücksichtigung von Personen mit phobischen Ängsten evtl. keine Beanspruchung ausgelöst werden kann, da sie nicht in die Praxis kommen.