Quintessenz Zahnmedizin, 09/2023

Der Paradigmenwechel in der Zahnmedizin von der restaurativen zur präventiven Gesundheitsversorgung bedeutet für die wachsende Gruppe älterer Menschen eine zunehmende Anzahl erhaltener Zähne, die ein Risiko für orale Erkrankungen darstellen. Für Parodontitis erwarten wir, dass zwar insgesamt weniger Personen parodontal behandlungsbedürftig werden, dafür steigt die Anzahl der Parodontitis-Zähne bis 2030 pro Behandlungsfall teilweise erheblich. Für die Senior/-innen wird ein weiterer Rückgang der durchschnittlichen Anzahl der Zähne mit Karieserfahrung auf 14,9 Zähne erwartet, was einen Anstieg auf 171,6 Mio. Zähne in dieser Altersgruppe bedeutet, da diese Gruppe in absoluten Zahlen wächst. Es wird angenommen, dass die Prävalenz der Zahnlosigkeit im Jahr 2030 auf 4,2 % zurückgehen wird. Es muss festgestellt werden, dass die Mundgesundheit von Menschen mit Pflegebedarf im Vergleich zur altersgleichen Gruppe der älteren Senior/-innen in fast allen Bereichen in Deutschland kompromittiert ist. Manuskripteingang: 11.08.2023, Manuskriptannahme: 14.08.2023 Palabras clave: Epidemiologie, Karies, Parodontitis, Senior/-innen, Versorgung, Zahnverlust

Gleichgültig ob eine zahnärztliche Behandlung in der Praxis, im Pflegeheim, in einer Behindertenwohneinrichtung oder in der Häuslichkeit stattfindet, muss die Einwilligung des Patienten oder der Patientin bzw. des rechtlichen Betreuers vorab eingeholt werden. Der Artikel gibt einen Überblick über die rechtlichen Vorgaben, die dabei beachtet werden müssen, und versucht durch konkrete Hinweise und Hilfen die Umsetzung im zahnärztlichen Alltag zu erleichtern. Manuskripteingang: 23.06.2023, Manuskriptannahme: 24.06.2023 Palabras clave: Behandlungsvertrag, Betreuungsrecht, Einwilligungsfähigkeit, Geschäftsfähigkeit, Aufklärung, Menschen mit demenziellen Erkrankungen, Menschen mit geistiger Behinderung

Die Überalterung der Bevölkerung in Deutschland führt zu Herausforderungen in Bezug auf die Mundgesundheit älterer Menschen. Die Zunahme chronischer Erkrankungen und die damit einhergehende Abnahme manueller und kognitiver Fähigkeiten beeinflussen die Mundgesundheit negativ. Dieser Artikel befasst sich mit Voraussetzungen für eine altersentsprechende (präventive) zahnmedizinische Versorgung für ältere Personen. Dabei spielen für eine patientenzentrierte Versorgung vor allem Autonomie, Selbstwahrnehmung und Kommunikation eine entscheidende Rolle. Manuskripteingang: 25.05.2023, Manuskriptannahme: 24.06.2023 Palabras clave: Patientenzentrierung, präventive Versorgung, Autonomie im Alter, generationsübergreifende Kommunikation

Ernährung ist sowohl ein bestimmender Faktor für die Lebenserhaltung als auch für die Gesunderhaltung und die Lebenserwartung von Beginn des Lebens an. Da Ernährung auch im Zusammenhang mit oralen Erkrankungen wie Karies, Gingivitis und Karies steht und Zähne immer länger erhalten werden können, kommt der Ernährungsbetrachtung und -beratung bei Menschen im hohen Lebensalter eine wichtige Rolle zu. Die derzeit durchschnittliche Ernährungsweise in Industrienationen ist jedoch sowohl stark kariogen als auch entzündungsförderlich und insgesamt erkrankungsfördernd. Wenn nun durch Alterungsprozesse (mit geistigen oder körperlichen Limitationen) Präventionsmaßnahme wie die fluoridierende Mundhygiene nicht mehr durchgeführt werden können, erhält die Ernährungssituation eine besondere Bedeutung. Prinzipiell unterscheidet sich dabei eine (mund-)gesunde Ernährung zwischen dem mittleren und hohen Erwachsenenalter nicht. Jedoch können auch hier Nahrungs- und Nährstoffaufnahme (wie vor allem Vitamin D, Vitamin B12 und Folat) durch körperliche und geistige Einschränkungen oder Medikamenteneinnahmen verändert sein. Der Artikel fasst den aktuellen Wissensstand um Einfluss, Chancen und Risiken von Ernährung vor allem bei dieser besonderen Altersgruppe zusammen. Manuskripteingang: 02.06.2023, Manuskriptannahme: 24.06.2023 Palabras clave: Ernährung, Alter, Inflammation, Karies, Gingivitis, Parodontitis

Der hier vorliegende Artikel beschreibt die verkürzte PAR-Versorgungsstrecke bei Patient/-innen mit Pflegegrad nach § 15 SGB XI oder Eingliederungshilfe nach § 99 SGB IX. Weitere Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen werden ebenso beschrieben wie die Integration beider Paragrafen in eine präventiv ausgerichtete Versorgung, um sowohl die Mundpflege als auch die parodontale Situation zu adressieren und das pflegerische Umfeld miteinzubeziehen. Manuskripteingang: 19.05.2023, Manuskriptannahme: 24.06.2023 Teile dieses Beitrags wurden in modifizierter Form bereits in folgendem Artikel veröffentlicht: Derman SHM, Bleiel D, Barbe G. Prävention und Parodontitistherapie im höheren Lebensalter und bei Pflegebedarf. zm online 2023:13. Internet: https://www.zm-online.de/artikel/2023/zm-2023-13/praevention-und-parodontitistherapie-im-hoeheren-lebensalter-und-bei-pflegebedarf. Abruf: 15.07.2023. Palabras clave: Pflegebedarf, defizitäre Mundhygiene, Parodontitis, Prävention, Fluoridierung

Die PAR-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) regelt seit 1. Juli 2021 die systematische Parodontitistherapie in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Der Beitrag erörtert die generellen Rechtsgrundlagen der zahnärztlichen Leistungserbringung sowie des Zahnarztvorbehalts und stellt die Voraussetzungen dar, unter denen zahnärztliche Tätigkeiten an nichtzahnärztliches Fachpersonal delegiert werden können. Davon ausgehend werden einzelne Tätigkeiten der PAR-Behandlungsstrecke in den Kontext möglicher Delegationsentscheidungen gesetzt und praxisrelevante Aspekte des Risikomanagements dargestellt. Gesonderte Berücksichtigung erfahren die Besonderheiten der Versorgung von Versicherten nach § 22a SGB V. Manuskripteingang: 17.06.2023, Manuskriptannahme: 24.06.2023 Palabras clave: Delegation, Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA), PAR-Richtlinie, Parodontitis, Zahnarztvorbehalt

Wurzelkaries wird meist als Erkrankung des Alters angesehen und kommt oft erst dann in den Blick, wenn erste Läsionen aufgetreten sind. Therapie und begleitende präventive Maßnahmen sind dann oftmals schwierig, gerade wenn altersbedingte Einschränkungen die Compliance erschweren. Voraussetzung für Wurzelkaries ist die Exposition von Wurzeloberflächen. Ein Perspektivwechsel von Wurzelkaries als Erkrankung des Alters hin zur Erkrankung freiliegender Wurzeloberflächen kann hier zu neuen Präventionsansätzen beitragen. Dabei steht im Vordergrund, die interdentalen Strukturen so lange wie möglich zu erhalten und die Exposition approximaler Wurzeloberflächen so lange wie möglich zu vermeiden. Daher ist die Optimierung der Mundhygiene schon im jüngeren Alter ein elementarer Beitrag zur primären Wurzelkariesprävention, aber auch zur eigenständigen guten Mundhygiene bis ins hohe Alter. Fluoride sind im Kontext von Wurzelkaries weniger effektiv als bei koronaler Karies, daher gehören zusätzlich Ernährungsberatung und gute Plaquekontrolle zu den zentralen Bausteinen individualisierter Präventionskonzepte. Manuskripteingang: 14.04.2023, Manuskriptannahme: 24.06.2023 Palabras clave: Wurzelkaries, Prävention, Mundhygiene, Ernährungsberatung, individualisierte Konzepte

Zwischen September 2021 und Juni 2022 wurde der neue Expertenstandard des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) „Förderung der Mundgesundheit in der Pflege“ modellhaft an 25 Einrichtungen unterschiedlicher Pflegesettings – u. a. stationäre bzw. ambulante Langzeitpflege, verschiedene stationäre Fachrichtungen in Krankenhäusern – implementiert. In diesem Artikel kommen Pflegeexpert/-innen zu Wort. Sie wurden zu ihren Erwartungen, Erfahrungen und Wünschen an die Zahnärzteschaft bei der Umsetzung des neuen Expertenstandards interviewt. Manuskripteingang: 13.05.2023, Manuskriptannahme: 24.06.2023 Palabras clave: Expertenstandard, Mundpflege, Personen mit Pflegebedarf, Mundgesundheit, Implementierung

In den letzten 10 Jahren wurden für pflegebedürftige Menschen viele neue zahnärztliche Leistungspositionen geschaffen und seit diesem Jahr ist der Expertenstandard zur Förderung der Mundgesundheit in der Pflege final veröffentlicht. Aber wie lassen sich all die neuen Ideen in der Praxis umsetzen? Dieser Artikel gibt einen Überblick zu den zahnärztlichen Leistungen, die wichtigsten Empfehlungen des Expertenstandards werden zusammengefasst und die neue Informations-, Beratungs- und Schulungsplattform mund-pflege.net im Internet wird vorgestellt. Manuskripteingang: 06.06.2023, Manuskriptannahme: 24.06.2023 Palabras clave: Prävention, Mundhygiene, Mundpflege, Pflegemittel, Pflegemaßnahmen

Beatmungspatient/-innen sind eine Hochrisikogruppe für Mundgesundheitsprobleme, was zur Entwicklung einer Lungenentzündung mit erheblichen Komplikationen führen kann. Pathogene, die sich in der Mundhöhle ansammeln, können entlang des Beatmungstubus in die Lunge gelangen. Eine schlechte Mundhygiene und fehlende Zahnpflege können das Risiko erhöhen. Manuskripteingang: 10.02.2023, Manuskriptannahme: 24.06.2023 Palabras clave: Lungenentzündung, „Ventilator-associated pneumonia“ (VAP), Intensivstation, Beatmung, Mundhygiene

Im Gegensatz zu vielen Bereichen der Medizin, deren Forschung sich seit Langem mit dem Thema Langlebigkeit befasst, sind die Auswirkungen auf die Mundgesundheit und das orale Mikrobiom noch nicht umfassend untersucht worden. Ist es möglich, die eigenen Zähne bis ins hohe Alter von 100 Jahren oder mehr erfolgreich zu erhalten? Sind spezielle Voraussetzungen dafür notwendig? Welche Bedeutung haben die natürlichen Zähne und die Kaufunktion für die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (MLQ) und das orale Mikrobiom in hohem Alter für die Menschen? Dieser Beitrag gibt eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Heidelberger Studie zur Mundgesundheit von 100-Jährigen und Hochbetagten, die ein umrissenes Kollektiv extrem langlebiger Menschen untersucht und für Deutschland erstmals zahnmedizinische Daten verfügbar gemacht hat. Erfolgreiches orales Altern ist für diese schnell wachsende Bevölkerungsgruppe möglich, aber zugleich eine Herausforderung für die Zahnmedizin. Manuskripteingang: 22.05.2023, Manuskriptannahme: 24.06.2023 Palabras clave: Langlebigkeit, Mundgesundheit, Prävalenz oraler Erkrankungen, Versorgungsgrad