Seiten: 315-322, Sprache: DeutschSchöfer, HelmutOrogenitale oder oroanale Sexualpraktiken wie Fellatio, Cunnilingus oder Anilingus ("rimming") können bei beiden Geschlechtern zu symptomatischen und asymptomatischen Infektionen durch STI (sexuell übertragbare Infektionen)-Erreger in der Mundhöhle führen. Sichtbare Veränderungen finden sich vor allem bei der primären, sekundären und tertiären Syphilis, bei der akuten HIV-Infektion und der nachfolgenden Immundefizienz (opportunistische Infektionen) sowie bei humanen Herpes- und Papillomvirus-Infektionen. Auch genitale Candida-Infektionen können in die Mundhöhle übertragen werden. Erregerabhängig treten vor allem ulzerierende, aber auch entzündliche und papillomatöse Veränderungen an den Lippen, der Zunge, der Mundschleimhaut und am Pharynx auf. Oropharyngeale Infektionen mit Neisseria gonorrhoeae oder Chlamydia trachomatis (Serovar D-K) können zwar auch zu einer Pharyngitis und Tonsillitis mit Halsschmerzen führen, sind aber bei der Mehrzahl aller Patienten völlig asymptomatisch. Sie bilden damit ein wichtiges, häufig über längere Zeit unentdeckt bleibendes Erregerreservoir. Die systemische Behandlung der oralen STI-Manifestationen unterscheidet sich meist nicht von der Therapie genitoanaler Infektionen. Sie wird durch symptomatische lokale Maßnahmen ergänzt. In den Tonsillen und anderen Geweben schwer zugängliche Erreger bedürfen evtl. einer Dosisanpassung bzw. auch der Auswahl besonders gewebegängiger Präparate.
Schlagwörter: Mundschleimhauterkrankungen, Stomatologie, sexuell übertragbare Infektionen, HIV-Infektion, Syphilis