ScienceSeiten: 299-316, Sprache: Englisch, DeutschLange, Matthias / Ahlers, Oliver M. / Mentler, Christian / Ottl, Peter / Peroz, Ingrid / Wolowski, AnneBruxismus, das Pressen oder Knirschen mit den Zähnen, wird heute nicht mehr grundsätzlich als Störung oder Krankheit angesehen. Dessen ungeachtet können übermäßige Kaumuskelaktivitäten und damit einhergehende vermehrte und anhaltende Zahnkontakte zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen im orofazialen System führen. Hinzu kommt, dass Bruxismusaktivitäten auf Allgemeinerkrankungen (beispielsweise obstruktive Schlafapnoe, Refluxkrankheit) hinweisen können. In der Zahnmedizin wurden in der Vergangenheit insbesondere lokale Schäden an Zähnen und Restaurationen, zunehmender Zahnverschleiß und/oder Schmerzen im Zusammenhang mit craniomandibulären Dysfunktionen (CMD) zum Anlass genommen, um im Rahmen der zahnärztlichen Untersuchung retrospektiv nach Hinweisen für Bruxismus zu suchen. Zur Planung geeigneter präventiver oder kurativer Maßnahmen und Aufdeckung eventueller Komorbiditäten empfiehlt die aktuelle DGZMK S3-Leitlinie „Diagnostik und Behandlung von Bruxismus“ bereits prospektiv – etwa im Rahmen der zahnärztlichen Eingangsuntersuchung oder vor Beginn einer restaurativen Behandlung – Symptome und Anzeichen, die auf eine aktuelle Bruxismusaktivität hindeuten, zu erfassen. Eine Arbeitsgruppe im Auftrag des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) hat zu diesem Zweck – basierend auf den Empfehlungen der aktuellen Literatur – ein Screening-Instrument zur Aufdeckung von Wach- und Schlafbruxismus zusammengestellt.
Schlagwörter: Bruxismus, Diagnostik, Screening, CMD
ScienceSeiten: 317-336, Sprache: Englisch, DeutschLückerath, Walter / Grüntgens, Alexander / Stoilov, MilanBei der als Standardverfahren in der rekonstruktiven Zahnmedizin angewandten Zuordnung von Ober- und Unterkiefer in der maximalen Interkuspidationsposition sind durch Ungenauigkeiten der Prozesskette sowohl im analogen als auch im digitalen Workflow Korrekturen der Vertikalrelation nach Montage der Modelle/Orientierung der STL-Files im analogen und virtuellen Artikulatorraum notwendig.Material und Methode: Die vorliegende In-vivo-Studie umfasst 32 weibliche und 21 männliche, allgemeinmedizinisch und funktionell gesunde Probanden im Alter von 18 bis 79 Jahren. Die Ober- und Unterkiefer der Probanden wurden jeweils analog mit einer Präzisionsabformung sowie digital mit einem Intraoralscanner gescannt und im Folgenden mit analogen Durchbissregistraten und intraoralen Bukkalscans („digitale Durchbissregistrate“) in einen Artikulator Artex CR bzw. in einen digitalen Artikulationsraum analog dem Artex CR montiert. Im analogen Workflow wurde die Unterkieferreferenzposition intraoral mit einem Durchbissregistrat in maximaler Unterkieferposition definiert und die Modelle in maximaler Interkuspidation analog montiert. Die vertikale Position des montierten analogen Modells wurde in den digitalen Artikulatorraum übertragen und als Referenzwert (Nullposition) definiert. Durch Einschleifen der analogen Modelle gegeneinander wurde die Montagesituation in die sogenannte „Ideale vertikale Dimension“ (IVD) vertikal abgesenkt. Die vertikale Höhe dieser eingeschliffenen Montagesituation wurde erneut durch einen Artikulationsscan digital erfasst, montiert und zum Referenzwert in Beziehung gesetzt. Das Ausmaß der vertikalen Absenkung vom Referenzwert in die IVD wurde als Differenzwert 1 definiert. Im digitalen Workflow wurde die maximale Interkuspidationsposition mithilfe von intraoralen Bukkalscans vermessen und die intraoralen Ganzkieferscans (STL-Files) digital montiert. Die vertikale Höhe der mit den Bukkalscans montierten intraoral gewonnenen STL-Files des Ober- und Unterkiefers des Probanden dienten im Folgenden zur Bildung des Differenzwertes 2. Ergebnisse: Für den analogen klinischen Goldstandard wird eine mittlere vertikale Absenkung der Montagehöhe des Unterkiefermodells von 0,201 mm (SD: ± 0,079 mm [Differenzwerte 1]) gemessen, während die virtuelle Absenkung der digitalen Modelle – angezeigt an der Durchdringung der STL-Datensätze bei der Verwendung von intraoralen Ganzkieferscans und intraoralen Bukkalscans – bei 0,531 mm (SD: ± 0,136 mm) (Differenzwerte 2) lag. Damit führt der Gebrauch von Bukkalscans zur digitalen Montage der STL-Files (Modellanaloge) der Probanden zu einer signifikant größeren Reduktion der vertikalen Relation im Vergleich zum analogen Goldstandard, was digital durch eine Überlappung der digitalen Zahnreihen bzw. Penetration der STL-Files ineinander ermöglicht wird. Sind intraorale Einzelzahn- bis hin zu Quadrantenscans eine rein digitale Möglichkeit zur Herstellung von akzeptablem festsitzendem Zahnersatz, so ist der Gebrauch von intraoralen Ganzkieferscans bis zur Lösung des vertikalen Missmatches bei der digitalen Montage ohne analoge Kontrollmontage problematisch.
Schlagwörter: Intraoralscan, maximale Interkuspidation, Unterkieferposition, vertikale Relation, instrumentelle Funktionsanalyse, Okklusionsanalyse, digitale Relationsbestimmung, digitale Bissnahme, Durchbissregistrat
Case ReportSeiten: 337-347, Sprache: Englisch, DeutschImhoff, BrunoDer besondere FallIn der Literatur finden sich nur wenige Fallbeschreibungen zur posterioren Diskusverlagerung. Anhand der verfügbaren Literatur wird eine Zusammenfassung zu diesem seltenen Beschwerdebild gegeben und anhand eines Fallberichts der Therapieablauf für eine nicht-chirurgische Behandlung dargestellt. Der 82-jährige Patient stellte sich mit Schmerzen im Bereich des rechten Ohres im Sinne einer Arthralgie sowie einer Okklusopathie insbesondere im Sinne einer Non-Okklusion der rechten Seite sowie einer aus beiden Befunden resultierenden starken Einschränkung der Kaufähigkeit vor. Die Beschwerden begannen plötzlich sechs Wochen vor der Erstvorstellung in der Praxis des Autors. Mittels einer Positionierungsschiene konnte das erkrankte Kiefergelenk initial entlastet und dessen Ausheilung unterstützt werden. Anschließend wurde mittels adhäsiver Langzeitprovisorien aus Komposit die Kaufunktion rehabilitiert. Das Behandlungsergebnis ist seit zehn Monaten stabil. In Absprache mit dem Patienten ist eine weitergehende Behandlung nicht geplant.
Schlagwörter: Arthropathie, Arthralgie, Okklusopathie, Non-Okklusion, Diskusverlagerung
Seiten: 351-353, Sprache: Deutsch, EnglischRadlanski, Ralf J.Dieser Artikel stellt ein Therapiekonzept infrage, welches ich in meiner kieferorthopädischen Praxis seit Jahrzehnten durchaus mit Erfolg durchführe. Natürlich wissen wir, dass die CMD ein sehr komplexes, multifaktorielles Krankheitsbild darstellt. Die Ursachen können vielfältig sein: Arthropathien, Myopathien, Okklusopathien und orthopädische Fehlfunktionen im subcranialen Skelett, dazu Stress, Bruxismus, psychische Implikationen und bestimmte Medikamente. Wenn jedenfalls eine Dyskongruenz zwischen Kiefergelenkfunktion, Muskelfunktion und Zahnstellung vorliegt, kann Besserung der Beschwerden eintreten, wenn es gelingt, die Kiefergelenke, die Muskulatur und ihre Begleitgewebe, sowie die Okklusion in eine beschwerdefreie funktionelle Harmonie zurückzuführen. Schienen sind hierfür ein praktikables Diagnostikum, das die Okklusion zeitweise entkoppelt und den Patienten die Möglichkeit gibt, eine gelenk- und muskelgeführte Lage der Mandibula zu finden. Wenn es sich herausstellt, dass es dann okklusale Interferenzen zur neu gefundenen Lage der Mandibula gibt, ist es für mich zwangsläufig nötig, die Zahnstellung an diese neue Lage der Mandibula anzupassen. Das entspricht dem, was die Autoren als „2-Phasen-Konzept“ beschreiben, und was in dem Artikel infrage gestellt wird.