EndodontieSeiten: 360-374, Sprache: DeutschArnold, MichaelObliterationen des Wurzelkanalsystems sind das Ergebnis einer fortschreitenden Hartgewebeneubildung einer vitalen Pulpa. Sie sind eine Herausforderung für die endodontische Diagnostik und Therapie. Eine Obliteration erfordert nur dann eine invasive Therapie, wenn ein pathologischer Befund vorliegt. Pulpazellen haben ein hohes Potenzial zur Reparatur und Bildung mineralisierter Zahnhartgewebe. Aufgrund der irregulären Struktur dichten diese Gewebe nicht dauerhaft gegen pathologische Mikroorganismen ab und erfordern im Fall von freiliegenden Dentinflächen eine rechtzeitige adjuvante Therapie mit Prophylaxe, Fluoridierung und dentinadhäsiver Füllungstherapie. Primär- und Sekundärdentin lassen sich im Vergleich zu kalzifizierenden Metamorphosen der Pulpa aufgrund von Farbunterschieden unter Nutzung von Lupenbrille oder Dentalmikroskop sicher erkennen, sodass minimalinvasive Therapieverfahren möglich sind. Sklerotisches Tertiärdentin als Folge eines dentalen Traumas oder von Alterungsprozessen ist vor allem innerhalb der Wurzel nur noch unter Sicht mit einem Dentalmikroskop sicher zu differenzieren. Bei sklerotischem Dentin können außerdem Mikrorisse im Verlauf einer Wurzelkanalbehandlung provoziert werden. Ein zu großer axialer Aufbereitungsdruck und eine stark konische Erweiterung können den Langzeiterfolg verringern. Die Indikationsstellung, technische Möglichkeiten und minimalinvasives Arbeiten sollten deshalb praxisbezogen abgewogen werden. Eine frühzeitige Fallselektion und Zusammenarbeit mit Spezialisten für Endodontologie ist zu empfehlen, wenn die erforderlichen Voraussetzungen zur Entscheidungsfindung oder Überwindung von Obliterationen fehlen.
Schlagwörter: Obliteration, Sekundärdentin, Tertiärdentin, Pulpastein, kalzifizierende Metamorphose, Fibrodentin