OriginalarbeitSprache: DeutschDie subjektive Beurteilung der Lebensqualität von Tumorpatienten hat mittlerweile einen festen Stellenwert in der Medizin. In der Zahnmedizin selbst ist noch wenig darüber bekannt, wie der Therapieverlauf und -erfolg von Patienten mit der Diagnose "Tumor im Kiefer-Gesichtsbereich" subjektiv empfunden wird. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, wie Patienten mit tumorbedingtem Kiefer-Gesichtsdefekt im Vergleich zu einer Nicht-Tumor-Kontrollgruppe mit Zustand nach umfangreicher Zahnextraktion retrospektiv ihren Therapieverlauf beurteilen und welche Therapieabschnitte am einschneidensten waren. Untersucht wurden Patienten, die im Zeitraum von 1995- 1999 die gesamte Therapie einschließlich prothetischer Versorgung durchlaufen hatten. Aus beiden Gruppen wurden jeweils 17 Patienten in die Untersuchung eingeschlossen. Es wurde ein standardisiertes Interview mit einem festgesetzten Fragenkatalog durchgeführt. Ausgehend von der Beurteilung der Lebensqualität anhand der Cantril-Skala (0= schlechteste Lebensqualität, 10=beste Lebensqualität) zum jetzigen Zeitpunkt, beurteilten die Patienten retrospektiv die Lebensqualität bei festgelegten Therapieabschnitten, wie z.B. Diagnose, Operation und prothetische Versorgung. Es zeigte sich, dass beide Gruppen zum Untersuchungszeitpunkt keinen signifikanten Unterschied in der Lebensqualität aufwiesen, dass sich aber anhand des Interviews Unterschiede im Prozesscharakter darstellen ließen. Die Lebensqualität wurde retrospektiv von Patienten mit Kiefer-Gesichtsdefekt zum Zeitpunkt der Diagnose am schlechtesten eingeschätzt, aber auch Operation und Radiatio waren sehr einschneidende Ereignisse. Die Erforschung von retrospektiver Beurteilung, wie es in dieser Studie geschehen ist, ist wichtig, weil derartige Einschätzungen wesentlich in die Kommunikation von Patienten mit Ärzten, Betreuenden und Familiemitgliedern einfließen. Aus den Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass bei Patienten mit Kiefer-Gesichtsdefekt von Beginn der Therapie eine psychologische Unterstützung indiziert ist.