Neutrophile Granulozyten sind zentrale Akteure bei der unspezifischen Abwehr von Infektionen. Sind im peripheren Blut über einen Zeitraum von 3 Monaten weniger als 500 neutrophile Granulozyten pro Mikroliter (µl) vorhanden, wird dieses als schwere chronische Neutropenie bezeichnet. Die Ursache der schweren chronischen Neutropenie kann angeboren oder erworben sein. Mehr als 25 Mutationen können zu einer schweren chronischen Neutropenie führen. Die Neutropenie kann isoliert, wie bei der kongenitalen chronischen und der zyklischen Neutropenie, oder zusammen mit anderen Symptomen, wie z. B. der Verminderung weiterer Zellreihen, Gedeihstörungen, Stoffwechselstörungen, Immunphänomenen oder Organfehlbildungen, auftreten. Abhängig von der Ursache der Neutropenie ist das Risiko für Infektionen umso höher, je geringer die absolute Neutrophilenzahl ist und je länger die neutropenen Phasen andauern. Bis zur Einführung des Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktors (G-CSF) war das Leben der Patienten von teilweise fulminant verlaufenden Infektionen geprägt. Eine regelmäßige, ausreichend hoch dosierte G-CSF-Therapie reduziert das Infektionsrisiko erheblich. Dennoch werden nicht selten fortgeschrittene Parodontalerkrankungen beobachtet. Patienten mit persistierender schwerer Neutropenie, spätem Beginn der G-CSF-Therapie und unzureichender Mundhygiene haben ein erhöhtes Risiko, Parodontalerkrankungen zu entwickeln. Für die Früherkennung und Behandlung ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Hämatologen und Zahnärzten erforderlich.
Schlagwörter: neutrophile Granulozyten, Parodontitis, Neutropenie, Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor, G-CSF, absolute Neutrophilenzahl