Kinderzahnheilkunde und KieferorthopädieSprache: DeutschKorbmacher, Heike Maria / Kahl-Nieke, BärbelZur Evaluierung der aktuellen Auffassung über die kieferorthopädische Frühbehandlung wurden alle kieferorthopädischen Fachpraxen innerhalb von Deutschland angeschrieben. Die 2001 verschickten Fragebögen enthielten Fragen zur Indikationsstellung, zu den Apparaturen für die frühe Angle-Klasse-III- Therapie, zum Umfang der diagnostischen Unterlagen, zum Zeitrahmen der Interzeptivbehandlung und zu den Auswirkungen auf die Gesamtbehandlung. Auf der Grundlage von 677 auswertbaren Fragebögen konnten folgende statistisch signifikante Aussagen getroffen werden: 92,6 % der Kieferorthopäden sehen in der Angle-Klasse-III-Anomalie eine zwingende Indikation zur frühen Behandlung. Ausgeprägte Engstände, Diastemata, Angle-Klasse-II-Anomalien, Tiefbisse, vergrößerte sagittale Stufen und Schneidezahnverlagerungen werden mehrheitlich als nicht behandlungsbedürftig angesehen. Die Therapie von anderen Anomalien wird kontrovers diskutiert. Zur Korrektur der Angle-Klasse-III- Anomalie werden von 67,5 % der Befragten funktionskieferorthopädische Geräte, vor allem der Funktionsregler III nach Fränkel (47,3 %), eingesetzt. Als Anfangsunterlagen werden standardmäßig OPG, FRS, Fotos
und Modelle angefertigt; 2,5 % der Kieferorthopäden benötigen außerdem eine Handröntgenaufnahme. Trotz aktueller Erfolg versprechender Publikationen gelangen extraorale Geräte in der Praxis vergleichsweise selten zur Anwendung. Inwieweit die Gesamtbehandlung der Angle-Klasse III durch den frühen Therapieansatz positiv beeinflusst wird, ist Inhalt weiterführender Studien.
Schlagwörter: Kieferorthopädische Frühbehandlung, progener Formenkreis, Funktionsregler III nach Fränkel, extraorale Geräte