Seiten: 139-148, Sprache: Englisch, DeutschFrick, KonradDie innerhalb des Parodontalligaments (PDL) liegenden Mechanosensoren sind für die geringen Kräfte am empfindlichsten, die bei einer kraftlosen Berührung einwirken. Dementsprechend wird eine okklusale Kontaktaufnahme leichter erkannt, wenn der Patient Kauflächen nur berührt und nicht belastet. Zu diesem Verhalten können Patienten während der Behandlung wirkungsvoll angeleitet werden. Dazu werden sie mit dem Gedanken vertraut gemacht, sich die Zahnsubstanz als zerbrechlich und nicht belastbar vorzustellen, und dementsprechend zu agieren. Dieser Gedankengang erlaubt nur eine berührende okklusale Kontaktaufnahme und verbietet jeglichen Kaudruck. Eine die Kauflächen nur berührende Tätigkeit des stomatognathen Organs ist nicht eine Modifikation der Kautätigkeit, sondern stellt das Gegenteil der Kauarbeit dar. Wie in anderen sensomotorischen Organen muss auch im stomatognathen Organ zwischen Arbeitsstrategie, die Leistung erzeugen soll, und Wahrnehmungsstrategie, die Erkenntnis vermitteln soll, unterschieden werden. Die Aufgabe, "zerbrechliche" Zahnoberflächen zu berühren, löst einen Strategiewechsel aus, der das arbeitende Kauorgan zum erkennenden Tastorgan macht. In der restaurativen Zahnheilkunde können mit einem wahrnehmungsstrategischen Handeln neue okklusale Fehler sicher erkannt und beseitigt werden. In der Funktionsdiagnostik ist der Strategiewechsel die Grundlage für einen schnellen und vollständigen Abbau eines erhöhten Muskeltonus. In der Folge können Frühkontakte sicher diagnostiziert werden.
Schlagwörter: Sensomotorik, Wahrnehmungs- und Arbeitsstrategie, fokussierte Aufmerksamkeit, Muskeltonusabbau, Frühkontaktdiagnose