SupplementPoster 777, Sprache: Deutsch, EnglischSehhati-Chafai-Leuwer, Susanne / Geerling, Gerd / Hille, Konrad / Kübler, NorbertEinleitung: Bei Patienten mit Trübungen der Hornhaut durch Verätzungen, Verbrennungen oder anderen Störungen des Oberflächenmilieus des Auges, ist bei einer Hornhauttransplantation das Abstoßungsrisiko aufgrund der starken Vaskularisation der Hornhaut hoch. Für derartige Fälle kommt die Verwendung einer Osteo-Odonto-Keratoprothese als alternatives Verfahren in Frage.
Material und Methode: Bei einem Patienten der Augenklinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf wurde als Prothesenmaterial eine Osteo-Odonto-Keratoprothese verwendet. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das erstmals 1963 von Strampelli publiziert wurde. Ursache der Hornhauttrübung war ein Stevens-Johnson-Syndrom, sowie ein Hornhautulcus nach mehrfachen Hornhaut-Eingriffen in der Vorgeschichte. Der präoperative Visus betrug Handbewegung, das Sehvermögen war so reduziert, dass es dem Patienten unmöglich war seine Zeitung zu lesen. Es wurde am 30.01.2013 der Zahn 13 mit Wurzel epiperiostal präpariert und mit umgebendem Knochen osteotomiert, anschließend entlang des Pulpenkanals halbiert und in der Form einer Scheibe präpariert. In die freigelegte Wurzel wurde senkrecht eine Bohrung durch das Dentin und den angrenzenden Kieferknochen gesetzt, in die ein PMMA-Zylinder als optischer Zylinder eingepasst wurde. Diese präparierte Implantat wurde zunächst subcutan in eine Weichteiltasche des Unterlids eingebettet und dort für drei Monate belassen. Zwischenzeitlich erfolgte die Deckung der Hornhaut mit einem Schleimhauttransplantat aus dem Planum buccale, das vollständigt eingeheilt sein muss. Schließlich konnte in einer zweiten Operation drei Monate später, die Zahn-Knochen-PMMA Komplex so auf die erkrankte Hornhaut eingefügt werden, dass der optische Zylinder einerseits durch eine Öffnung in der Hornhaut in das Auge, andererseits durch die Mundschleimhaut ,die restliche Prothese vollständig nach außen ragt. Die Augmentation und Implantation im Bereich des Alveolarknochens erfolgte kurze Zeit nach Transplantatentnahme.
Ergebnis: Die Nachbeobachtungszeit dieses Patienten betrug acht Monate. Der Zylinder wurde in dieser Zeit mehrfach von Mundschleimhaut überwachsen und in kleineren Eingriffen wieder freigelegt. Eine ernsthafte operative Komplikation trat nicht auf. Das maximale postoperative Sehvermögen beträgt aktuell 0,4 was das Zeitunglesen und die Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglicht. Spätoperativ besteht jetzt der Verdacht auf ein Glaukom, was bei ca.50 % der Patienten durch den Eingriff induziert wird.
Schlussfolgerung: Die Osteo-Odonto-Keratoprothese ist ein Verfahren, das bei seltenen, aussichtslosen kornealen Verhältnissen als vielversprechende Behandlungsalternative angesehen werden muss.
Schlagwörter: Korneale Blindheit, Steven Johnson Syndrom, Osteo-Odonto-Keratoprothese