Open AccessSeiten: 133-150, Sprache: Englisch, DeutschHoffmann, Sybille / Maug, Christian / Gerlach, Alexander / Çolak-Ekici, Reyhan / Evers, Stefan / Rist, Fred / Wolowski, AnneOkklusale Störungen gelten als Risikofaktor für eine orofaziale parafunktionelle Aktivität. Vermutet wird, dass okklusale Störungen die normale, als Reaktion auf Stressoren feststellbare Aktivierung der Kaumuskulatur verstärken. Zur Überprüfung dieser Hypothese wurden Probanden mit und ohne Okklusionsstörung hinsichtlich ihrer Aktivität des M. masseter und weiterer psychophysiologischer Stressindikatoren in einer Belastungsbedingung verglichen. Aus 168 Zahnmedizinstudenten wurden per Zufall jeweils 25 Probanden mit (Risikogruppe) und ohne (Kontrollgruppe) Okklusionsstörungen ausgesucht. Die Probanden wiesen weder akut noch anamnestisch Schmerzen oder Dysfunktionssymptome auf. Nach einer Ruhephase bearbeiteten die Probanden einen Kopfrechentest (KRT) mit anschließender Erholungsphase. Registriert wurde die Aktivität der Kau- und Stirnmuskulatur, die Hautleitfähigkeit (HLF) und Pulsfrequenz. Die Probanden beantworteten Fragebögen zu Stimmung, Persönlichkeitsvariablen und habitueller Stressbewältigung. Die Gruppen unterschieden sich weder in der Ruhephase, der KRT-Phase noch in der Erholungsphase im mittleren Aktivierungsniveau des M. masseter. Für die KRT-Phase galt jedoch, dass die Aktivität des M. masseter der Kontrollgruppe abnahm, während sie bei den Probanden mit Okklusionsstörungen sogar tendenziell anstieg. Die Autoren des vorliegenden Beitrags werten dies als Hinweis, dass okklusale Störungen als "latente Störfaktoren" im Rahmen der Entstehung von orofazialen Myoarthropathien eine Rolle spielen können.
Schlagwörter: Okklusionsstörung, Bruxismus, Ätiologie der CMD, Stressreaktionen, Stressinduktion, Elektromyogramm, Hautleitfähigkeit, Herzfrequenz, Persönlichkeitsdimensionen
Seiten: 151-161, Sprache: Englisch, DeutschEberle, Jens Christian / Schneider, Jan / Lotzmann, UlrichDas Ziel des vorliegenden Beitrags war eine Untersuchung des möglichen Einflusses der reduzierten vertikalen Dimension auf den Körperschwerpunkt in seiner Projektion auf die Standfläche. Für 12 Probanden, die jeweils in mindestens einem Kiefer mit einer suffizienten Totalprothese in korrekter Kieferrelation versorgt waren, wurde eine Duplikatprothese mit einer um 7 mm reduzierten Vertikaldimension angefertigt. Mithilfe der Kraftmessplatte "PDMS" wurden an stehenden Probanden posturografische Messungen durchgeführt. Im Einzelnen wurde in randomisierter Reihenfolge und unter EMG-Kontrolle der Mm. masseteres der Einfluss von willkürlichen maximalen Pressphasen (je 15 Sek.) in korrekter maximaler Okklusion sowie in einer deutlich reduzierten Vertikaldimension auf die Lage des Körperschwerpunktes in seiner Projektion auf die Horizontalebene dokumentiert. Die Posturografie erfolgte sowohl bei geöffneten als auch geschlossenen Augen. Ein statistisch signifikanter Einfluss des Pressens in einer um 7 mm reduzierten Vertikaldimension auf den Körperschwerpunkt konnte nur in antero-posteriorer Richtung bei den Pressphasen mit geschlossenen Augen nachgewiesen werden. Schlussfolgernd ist festzustellen, dass eine deutlich reduzierte Vertikaldimension zumindest initial im Sinne einer absteigenden Wirkungskette zu außerhalb des Kauorgans liegenden Tonus- und/oder Haltungsveränderungen des muskuloskelettalen Apparates führen kann. Die hier experimentell erzeugten Effekte sind aber schwach und treten nur unter Ausschluss der visuellen Gleichgewichtskontrolle auf.
Schlagwörter: Okklusion, Körperschwerpunkt, Vertikaldimension, Körperhaltung, Posturografie
Seiten: 163-175, Sprache: Englisch, DeutschRuge, Sebastian / John, Diana / Kordaß, BerndMit virtueller Artikulation bietet sich die Möglichkeit, die Grenzen mechanischer Modellsituationen zu überwinden. Unter der Zuhilfenahme von elektronischen Messsystemen, wie dem Jaw Motion Analyzer, können Kaubewegungen unter Krafteinwirkung aufgezeichnet und deren Bewegungsmuster im virtuellen Artikulator dargestellt werden. So kann tatsächliches Kauen berücksichtigt werden, was in Zukunft durch die Individualisierung des Zahnersatzes Vorteile für die computergestützte Umsetzung bringen kann. Es werden neue Visualisierungskonzepte möglich, die nicht nur Kontaktpunkte darstellen können, sondern umfassende Informationen über die okklusale Annäherung, bzw. die funktionellen Veränderungen des okklusalen Spaltraums geben können. Mit einem 3-D-Scanner wurden die Kauflächen der Unter- und Oberkieferzahnreihen digitalisiert und die reale Unterkieferbewegung mit dem Ultraschallmesssystem Jaw Motion Analyzer aufgezeichnet. Ein Kopplungshilfsteil, das klinisch am Patienten eingesetzt wurde, sorgte für die präzise Referenzierung von Bewegungs- und Scandaten. Ziel war es, die Kiefersituation bei Kautätigkeit zu visualisieren. Zur Analyse der okklusalen Kontaktpunkte wurden dynamische Bilder generiert, in denen Annäherungs- und Kontaktbereiche markiert wurden. Die Unterkieferbewegung konnte auch dazu genutzt werden, um eine Hülloberfläche zu gestalten, welche die maximal mögliche Raumnutzung des Unterkiefers abbildet. Eine solche Hülloberfläche stellt eine Art virtuelles FGP (functionally generated path) -Registrat dar und kann für die virtuelle Kauflächengestaltung verwendet werden. Mit ihr wird der okklusale Spaltraum dezidiert quantifiziert - unter Berücksichtigung der Variabilität der Kaufunktion. An einem Fallbeispiel werden erste Ergebnisse dargestellt und erläutert.
Schlagwörter: Virtueller Artikulator, virtuelle Okklusion, dynamische Okklusion, funktionelle Bissregistrierung, functionally generated path, virtueller FGP, okklusale Kontakte, Okklusion, Variabilität, Kieferbewegung
Seiten: 179-193, Sprache: Englisch, DeutschBias, FrankOrofaziale Schmerzen treten bei den unterschiedlichsten Erkrankungen und Dysfunktionen im Bereich des kraniomandibulären Systems auf. Ihre Behandlung erfordert eine sorgfältige differenzialdiagnostische Abklärung. In diesem Beitrag wird der Fall einer Patientin mit Gesichtsschmerz nach Parotidektomie zur Entfernung eines pleomorphen Adenoms dargestellt. Eine Schmerztherapie mit Pregabalin, die aufgrund der Verdachtsdiagnose "Neuropathie" durchgeführt wurde, brachte keine wesentliche Schmerzreduktion. Mithilfe einer schmerzpsychologischen Filterdiagnostik wurde die schmerzbedingte Beeinträchtigung der Stimmung und des körperlichen Wohlbefindens bestimmt. Danach spielten psychosoziale Faktoren bei der Aufrechterhaltung eher eine untergeordnete Rolle. Neben der psychosozialen Filterdiagnostik erfolgte eine entsprechende klinische Befundung. Es wurden eine Reihe somatischer Befunde ermittelt, die dem Bereich kraniomandibulärer Dysfunktionen zugeordnet werden konnten. Durch die Wiederherstellung verloren gegangener Stützzonen und Beseitigung okklusaler Störungen sowie Entlastung der betroffenen Gewebe konnte eine kontinuierliche Besserung der Beschwerden bis zu einer anhaltenden Schmerzfreiheit erreicht werden.
Schlagwörter: Pleomorphes Adenom, Schmerzchronifizierung, schmerzpsychologische Filterdiagnostik, Schmerztherapie, okklusale Therapie, interdisziplinäre Therapie