OriginalarbeitSprache: DeutschVerschiedene Viren können die Mundschleimhaut infizieren. Dadurch kommt es entweder zu manifesten Erkrankungen oder die Viren werden durch den Speichel weiter verbreitet. Das klinische Spektrum viraler Erkrankungen der Mundhöhle reicht von Ulzerationenen bis hin zu hyperkeratotischen Veränderungen. Dies erschwert die klinische Diagnose. Obwohl die von Viren verursachten klinischen Krankheitsbilder in der Mundhöhle seit Jahrzehnten bekannt sind, rückte die Bedeutung der Viren für die Zahnheilkunde erst seit Bekanntwerden der HIV-Infektion in den Mittelpunkt des Interesses. Eine genaue Diagnose viraler Erkrankungen ist in der Regel erst mit Hilfe von Laboruntersuchungen möglich. Diese beinhalten die Kultivierung des Virus, die Bestimmung von Antikörpern im Serum sowie die Bestimmung von Antigenen oder der DNA/RNA des Virus im infizierten Gewebe. Seit einiger Zeit wird hierzu die PCR-Technik auf breiter Basis angewendet, wodurch eine rasche und sehr zuverlässige Diagnose möglich ist. Bereits ein Virusgenom in einer infizierten Zelle unter 100000 gesunden Zellen kann damit identifiziert werden. Herpesviren führen häufig zu oralen Infektionen. Allen Herpesviren ist eigen, daß sie zu subklinischen Infektionen neigen sowie nach der Erstinfektion und Reaktivierung latent vorhanden sind. Zu den für den Menschen wichtigsten Herpesviren zählen Herpes simplex Typ 1 und 2 (HSV-1, HSV-2), das Herpes-Zoster-Virus, das Epstein-Barr-Virus (EBV) und das Cytomegalie-Virus (CMV). Vor kurzem wurde ein neues Herpesvirus, das humane Herpesvirus 8 (HHV-8), in Kaposisarkomen von HIV-infizierten Patienten gefunden. Zu den klinischen Manifestationen von Enteroviren in der Mundschleimhaut gehören die Herpangina (aphthöse Pharyngitis) sowie die Maul- und Klauenseuche. Die humanen Papillomviren (HPV) induzieren hyperplastische, papillomatöse und verruköse schuppige Zelläsionen der Haut und verschiedener Schleimhautregionen einschließlich der Mundschleimhaut. Diese Viren haben wegen ihres Malignitätspotentials deutlich an Interesse gewonnen. Die sogenannten Hochrisikotypen der HPVs werden als onkogen für Menschen angesehen. Sie verursachen präkanzerogene und kanzerogene Läsionen des Zervix. Die Rolle von HPV bei der oralen Karzinogenese ist noch nicht geklärt. Es gibt aber deutliche Hinweise, daß EBV mit zum endemisch auftretenden Burkitt-Lymphom und zum nasopharyngealen Karzinom beiträgt. Bei anderen Virus-assoziierten Malignomen dürften Kofaktoren, wie der Immunstatus und genetische Faktoren, eine bedeutende Rolle spielen.