Oralchirurgie / Orale MedizinSprache: DeutschHenkel, Kai-Olaf / Mueller, Silke Cornelia / Hehl, Eva Maria / Härtel, Joachim / Gundlach, Karsten / Drewelow, BerndDie perioperative antibakterielle Prophylaxe ist für Risikopatienten bei ausgedehnten intraoralen Operationen indiziert, da prinzipiell jede intraorale Wunde kontaminiert ist. Als Risikopatienten sind Patienten mit einer eingeschränkten körpereigenen antibakteriellen Abwehr anzusehen. Diese "Abwehrschwäche" kann u. a. Folge einer Stoffwechsel- erkrankung (z. B. Diabetes mellitus), einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung, einer immunsuppressiven Therapie nach einer Organtransplantation, einer zytostatischen Chemotherapie oder einer HIV-Infektion sein. Ausgedehnte intraorale Operationen sind Eingriffe, die zu einer großflächigen Eröffnung der Spongiosaräume des Unterkiefers bzw. einer Eröffnung der Kiefer- und/oder Nasenhaupthöhle führen oder länger als 1 Stunde andauern. Ziel dieser Untersuchung war die Analyse der zeitabhängigen Verteilung von Clindamycin in den für den Zahnarzt relevanten Kompartimenten. Für die randomisierte
prospektive Studie standen Proben des Blutplasmas, der Kaumuskulatur, der Mundschleimhaut, der Gesichtshaut, des Fettgewebes und des Knochens von 32 Probanden zur Verfügung. Den Probanden wurden nach der Narkoseeinleitung jeweils 600 mg Clindamycin intravenös appliziert. Die Untersuchungsergebnisse belegen, dass Clindamycin aus pharmakokinetischer Sicht für die perioperative antibakterielle Prophylaxe bei intraoralen Eingriffen geeignet ist. Das Antibiotikum sollte mindestens 15 Minuten vor Beginn des operativen Eingriffs in hoher Dosis, d. h. 600 mg intravenös bei Erwachsenen, gegeben werden. Wenn eine orale Applikationsform gewählt wird, sollte mit der Prophylaxe
2 Stunden vor der Operation begonnen werden. Eine Nachdosierung ist in den ersten 4 Stunden nicht nötig.
Schlagwörter: Infektion, Infektionsprophylaxe, Antibiotika, Clindamycin