Seiten: 131, Sprache: DeutschHanisch, O. / Wöhrle, P. S. / Abuzayeda, M. / Yildirim, M. / Spiekermann, H.Die Schrumpfung der Weichgewebe nach Zahnextraktionen stellt besonders bei der Versorgung des Oberkieferfrontzahngebietes mit Einzelzahnimplantaten eine chirurgische und prothetische Herausforderung dar. Ziel dieser klinischen Studie war es, die einzeitige, ungedeckte Sofortimplantation zur Erhaltung der Knochen- und Weichgewebemorphologie unter Verwendung eines zweizeitigen Implantatsystems und anatomischer Heilungsdistanzhülsen zu untersuchen. Bei 19 Patienten wurden im Oberkieferfrontzahnbereich 20 Einzelzahnimplantate als ungedeckte Sofortimplantate eingebracht. Die Indikation zur Sofortimplantation bestand nur, falls keine apikale/marginale Parodontitis und/oder Dehiszenz-/Fenestrationsdefekte im Alveolenbereich vorlagen. Nach atraumatischer Zahnextraktion wurden zylindrische Titanschraubenimplantate ohne bzw. mit geringer Aufklappung inseriert. Die entstandenen Inkongruenzdefekte zwischen Implantaten und Alveolenwänden wurden mit autologem Knochen aufgefüllt und mit biodegradierbaren Kollagenmembranen (Bio-Gide) abgedeckt. Zur Stützung der periimplantären Weichgewebe wurden zahnanaloge, anatomische Heilungsdistanzhülsen eingebracht, wodurch die Implantate ungedeckt, das heißt transmukös, einheilten. Folgende klinische/röntgenologische Parameter wurden unmittelbar vor Zahnextraktion bzw. nach Implantation und sechs Monate post implantationem bestimmt: erstens das Niveau der periimplantären Weichgewebe (= Abstand zwischen marginaler Mukosa und einer Messschablone), zweitens die Tiefe des Knochendefekts (= Abstand zwischen Defektfundus und Implantatschulter). Sechs Monate nach Implantation waren alle 20 Implantate klinisch stabil. Die periimplantären Weichgewebe zeigten nur labial einen signifikanten Verlust von 0,5 ± 0,4 mm (MW ± SA; N = 19; P 0,01). Röntgenologisch war im Bereich der Inkongruenzdefekte ein Knochengewinn erkennbar: Die Knochendefekttiefe nahm signifikant von 5,1 ± 1,5 mm bei Implantation auf 1,8 ± 0,6 mm sechs Monate post implantationem ab. Diese vorläufigen Ergebnisse deuten an, dass die ungedeckte Sofortimplantation unter Verwendung anatomischer Heilungsabutments zur Erhaltung der Weichgewebemorphologie im Bereich der Interdentalpapille führen kann. Ebenso scheint trotz ungedeckter Wundverhältnisse eine Rekonstruktion der Inkongruenzdefekte bei Sofortimplantaten mit Hilfe der gesteuerten Knochenregeneration (GBR) möglich zu sein. Dennoch ist die Indikation zur ungedeckten Sofortimplantation eng zu stellen und bleibt daher ausgewählten Patientenfällen vorbehalten.
Schlagwörter: Ungedeckte Sofortimplantation, anatomische Heilungsdistanzhülsen, Einzelzahnimplantate, gesteuerte Knochenregeneration, Kollagenmembran, Weichgewebemorphologie