Seiten: 317-332, Sprache: Englisch, DeutschLe Bell, YrsaÜber Jahre hinweg wurden unterschiedliche Konzepte der Ätiologie und der daraus folgenden Therapieempfehlungen bei kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD) vorgestellt, leider ohne dass ein eindeutiger Konsens erzielt worden wäre. Bis auf Weiteres konzentrieren sich die Anstrengungen auf Verständnis und Therapie der CMD als chronisches Schmerzgeschehen mit dem nachfolgenden affektiven, emotionalen und kognitiven Leiden, einschließlich aller möglichen psychosozialen Faktoren. Dieser erweiterte, umfassende Aspekt der CMD wurde von zahlreichen Forschern und vielen Praktikern betont. Hierdurch wurde die Behandlung um eine neue Dimension hin zu einem stärker individualisierten Behandlungskonzept für CMD-Patienten erweitert, was in hohem Maße geschätzt wurde. Die Anwendung einer Reihe von einfachen konservativen und nicht-invasiven Therapien wurde evaluiert und stark befürwortet. Leider hat dies zu einer Situation geführt, in der gut funktionierende, alte klinische Behandlungskonzepte, die jahrelang in Gebrauch waren, verworfen wurden. Insbesondere alle Arten der irreversiblen Behandlung, einschließlich des Einschleifens der Okklusion, wurden zurückgewiesen. In jüngster Zeit wurden sogar rechtliche, moralische und ethische Aspekte im Hinblick auf irreversible Eingriffe zur Behandlung von CMD-Symptomen stärker diskutiert. Die Okklusion und okklusale Faktoren, die lange Zeit als die wichtigsten Faktoren für die Entstehung einer CMD galten, werden heutzutage als kausale Aspekte mehr oder weniger vernachlässigt und Okklusionstherapien werden von vielen führenden Kapazitäten nicht geschätzt. Dies hat zu einer Kontroverse geführt zwischen den Behandlern, die bei Bedarf zusätzlich zu konservativen Verfahren noch Okklusionsbehandlungen einsetzen, und Forschern, die Okklusionstherapien nicht als relevant zur Therapie der CMD akzeptieren. Auf der anderen Seite sehen die meisten Autoritäten, Lehrbücher und andere Fachliteratur okklusale Faktoren als sehr wichtig bei allen anderen zahnmedizinischen Behandlungen an, um gute Behandlungsergebnisse zu erzielen. Was soll nun ein Behandler denken? Weshalb gibt es einen Unterschied zwischen den CMD und anderen klinischen Bereichen in der Zahnheilkunde? Verfügen wir über Evidenz für die weitere Anwendung okklusionstherapeutischer Maßnahmen in der klinischen Zahnheilkunde, einschließlich der CMD?