SupplementPoster 1001, Sprache: Deutsch, EnglischWilde, Frank / Rath, Maximilian / Mascha, Frank / Pietzka, Sebastian / Schramm, Alexander / Winter, KarstenEinleitung: Die Wurzelspitzenresektion (WSR) stellt eine seit Jahrzehnten etablierte und häufig durchgeführte Operation zum Zahnerhalt dar. Ziel dieser retrospektiven Studie war die Identifikation und Untersuchung möglicher Parameter, um etwaige prädiktive Einflussfaktoren des Langzeiterfolgs nach WSR zu identifizieren.
Methode: Es konnten 216 Patienten (♂ 111, ♀ 106) an welchen insgesamt 261 Wurzelspitzenresektionen durchgeführt wurden, in die Studie eingeschlossen werden. Die Einschlusskriterien wurden wie folgt festgelegt: (1) postoperativer Mindesterfolg der WSR von 12 Monaten, (2) Vorhandensein eines postoperativen Röntgenbildes, (3) Vorhandensein mindestens einer radiologischen Kontrolle. Neben der Ermittlung des Langzeiterfolges, wurden die Faktoren Zahngattung, Patientenalter, Einsatz von Knochenersatzmaterial, präoperativer parodontaler Zahnstatus sowie das Geschlecht hinsichtlich der Bedeutung für die Langzeitprognose der WSR untersucht.
Ergebnisse: Die Auswertung ergab übergreifend auf alle eingeschlossenen Wurzelspitzenresektionen eine 5-Jahres Erfolgsrate (5-J-ER) von 78,2%, sowie eine 10-Jahres Erfolgsrate (10-J-ER) von 63,1%. Ein Vergleich der Zahngattung (Molaren, Prämolaren, Frontzähne) ergab für die OK Frontzähne eine 5-J-ER von 81,5% sowie eine 10-J-ER von 62,7%. OK Prämolaren hatte eine 5-J-ER von 68,8% sowie eine 10-J-ER von 55,0%. Die OK Molaren zeigten eine 5-J-ER von 88,1% sowie eine 10-J-ER von 77,2%. Die 5-J-ER der UK Frontzähne betrug 83,1%, die 10-J-ER 71,2%. Bei UK Prämolaren betrug die 5-J-ER 72,6% und die 10-J-ER 72,6%. Für die UK Molaren ergab sich eine 5-J-ER von 78,8% und eine 10-J-ER von 59,6%. Ein statistisch signifikanter Unterschied unter allen genannten Zahngattungen konnte nicht gefunden werden. Bei der Auswertung der 5-J-ER und 10-J-ER bezüglich der Altersgruppen (20 Jahre, 20-40 Jahre, 40-60 Jahre, ≥60 Jahre) zeigte sich, dass Zähne von Patienten zwischen 20- bis 40-Jahren gemessen an der 5-J-ER (86,3%) und 10-J-ER (71,8%) die beste Prognose haben. Dagegen war die Altersgruppe der mindestens 60-jährigen mit einer 5-J-ER von 63,7% und einer 10-J-ER von 48,5%, jene mit der kürzesten Erfolgsdauer. Es zeigte sich ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen der Altersgruppe der 20-40-jährigen und der Altersgruppe der 40-60-jährigen (p ≤ 0,019). Zwischen der Altersgruppe der 20-40-jährigen und der Gruppe der ≥60-jähigen war der Unterschied statistisch hochsignifikant (p ≤ 0,001 ). Zwischen den Altersgruppen 40-60 und ≥60 besteht dagegen statistisch kein Unterschied hinsichtlich der Prognose. Für den Einsatz von Knochenersatzmaterial zur Auffüllung des apikalen Defekts nach WSR konnte im Vergleich zum Einbluten lassen kein Zugewinn für die Prognose festgestellt werden. Hinsichtlich des präoperativen parodontalen Zustandes, zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied, jedoch eine deutliche Tendenz für eine bessere Prognose seitens der präoperativ parodontal gesunden Zähne. Bezüglich des Geschlechts konnte ebenfalls kein statistischer Unterschied hinsichtlich der Erfolgsraten evaluiert werden.
Diskussion: Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine WSR an allen Zahngattungen und in jedem Alter langfristig erfolgreich durchführbar ist, wobei mit zunehmenden Alten die Prognose für einen langfristigen Zahnerhalt signifikant abnimmt. Die Implantologie stellt jedoch heutzutage eine sichere Therapiealternative dar. Mit 10-Jahres Überlebensraten von über 90% selbst im fortgeschrittenen Alter, garantiert sie langfristig gesehen größeren Erfolg.
Schlussfolgerung: Die WSR ist auch heute noch eine Behandlungsoption um den Zahnerhalt langfristig zu sichern. Bei jüngeren Patienten und der richtigen Indikation sollte die WSR gegenüber einer Extraktion und konsekutiver Implantation in Erwägung gezogen werden. Eine Implantation sollte dagegen bei fraglicher Indikation, insbesondere im höheren Alter, sowie nach einer bereits gescheiterten Wurzelspitzenresektion bevorzugt werden.
Schlagwörter: Wurzelspitzenresektion, dento-alveoläre Chirurgie, dentale Implantation, Endodontie