EndodontiePages 544-563, Language: GermanArnold, MichaelDie endodontische Revision erfordert die Korrektur aller Probleme, die bei der Erstbehandlung entstanden sind. Dazu können insuffiziente Restaurationen mit Leakage, unvollständig gefüllte Wurzelkanäle, unbehandelte Wurzelkanalstrukturen, Fragmente, Perforationen, Stufen, Obliterationen, Blockaden, Resorptionen und ein sich zumeist über mehrere Jahre etablierter mikrobieller Biofilm gehören. Mit der Entwicklung und Nutzung neuer Werkstoffe und Hilfsmittel gelingt es heute besser, Behandlungsfälle mit anatomischen oder technischen Problemen vorherbestimmbar zu lösen bzw. einer guten Prognose zuzuführen. Das erforderliche Wissen erstreckt sich nicht mehr allein über die allgemeinen Prinzipien einer Wurzelkanalbehandlung und die in eigener Praxis verwendeten Materialien, sondern umfasst die Kenntnis möglichst vieler in Anwendung befindlicher Produkte, um eine effektive und minimalinvasive Therapie realisieren zu können. Darüber hinaus sind vertiefende Kenntnisse in der Anatomie und Morphologie wichtig, um Besonderheiten frühzeitig zu erkennen und adäquat therapieren zu können. Neue Erkenntnisse in der antimikrobiellen Therapie fördern eine kontinuierliche Weiterbildung, sodass künftig traditionelle invasive Techniken mit neuen biologischen Reparaturmöglichkeiten kombiniert werden können. Dieser Zielbestimmung stehen die realen Bedingungen am Patienten häufig entgegen. Tiefe kariöse Läsionen, die sich schwer im Mund des Patienten gegen den Neuzutritt von pathologischen Mikroorganismen abdichten lassen, führen bereits in der ersten Phase der endodontischen Therapie zu Kompromissen des vermeintlich Machbaren. Dem aseptischen Zugang zu einem Wurzelkanalsystem mit idealen Bedingungen für eine mikrobielle Besiedlung wird bis heute unter den Bedingungen der vertragszahnärztlichen Tätigkeit mit den gesetzlichen Krankenversicherungen noch immer keine hinreichende Bedeutung beigemessen, sodass sich Zahnärzte immer wieder für die „überdurchschnittliche“ Anwendung des Kofferdams rechtfertigen und Honorarkürzungen erdulden müssen. Damit mikrobielle Infektionen eines primär nichtinfizierten Wurzelkanalsystems künftig besser vermieden werden können, sind dichte Aufbaufüllungen und die absolute Trockenlegung des zu behandelnden Zahnes sowohl bei der primären Wurzelkanalbehandlung als auch bei der endodontischen Revision unerlässlich.
Keywords: Revision, intrakoronale Befundaufnahme, Diagnostik, Fragment, Perforation, intrakanaläre Stufe, Stiftentfernung, Dentalmikroskop