Dieses Fallbeispiel dient zur weiteren Illustration der Tatsache, dass eine selektive Dekortikation des Alveolarknochens in Verbindung mit einer Augmentation des parodontalen Alveolarknochens mit einem Knochenersatzmaterial unzweifelhaft und wirksam eine rasche kieferorthopädische Zahnbewegung herbeiführt. Eine 29-jährige Patientin stellte sich mit einer Klasse-I-Dysgnathie und einer gesteigerten bialveolären Protrusion mit Lückenbildung in der Ober- und Unterkieferfront vor. Sie stimmte einer selektiven Dekortikation des Alveolarknochens in Verbindung mit einer Augmentation des parodontalen Alveolarknochens mit einem Knochenersatzmaterial bereitwillig zu, als ihr der Vorschlag unterbreitet wurde, dass sich ihre Dysgnathie in einem Drittel der Behandlungsdauer von konventionellen kieferorthopädischen Verfahren korrigieren ließe. Vor dem chirurgischen Eingriff wurde eine vorprogrammierte Edgewise-Apparatur eingesetzt (Roth-System, Bracketslot 0,022 x 0,028). Eine Woche später wurden im Ober- und Unterkiefer labial und lingual Mukoperiostlappen gebildet. Es wurde eine selektive Dekortikation des Alveolarknochens durchgeführt, anschließend erfolgte eine parodontale Augmentation mit einem Knochenersatzmaterial. Beginnend eine Woche postoperativ wurden alle zwei Wochen kieferorthopädische Justierungen vorgenommen. Die gesamte kieferorthopädische Behandlung dauerte von der Be- bis zur Entbänderung sieben Monate. Die schnelle kieferorthopädische Zahnbewegung war auf das "regional acceleratory phenomenon" zurückzuführen, das durch die selektive alveoläre Dekortikation ausgelöst wurde. Die nachfolgende Augmentation des Parodonts mit einem Knochenersatzmaterial diente zur Sanierung der Knochendehiszenzen, verbesserte das Knochenvolumen und sorgte für eine deutliche Verbesserung des Weichgewebeprofils der Patientin.
Keywords: alveoläre Dekortikation, parodontal-alveoläre Augmentation, vorprogrammierte Edgewise-Apparatur, schnelle kieferorthopädische Behandlung