Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 1/2024
OriginalarbeitPages 30-39, Language: GermanCyris, Miriam / Geus, Felix / Graetz, Christian
Erste Umfrageergebnisse aus zahnärztlichen PraxenEinführung: Trotz der Integration medikamentös induzierter gingivaler Hyperplasien (MIGH) als Form der plaqueinduzierten Gingivitis in die aktuelle Klassifikation für parodontale Erkrankungen von 2018 gibt es gegenwärtig nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse zu Auftreten, Diagnostik und Therapie in deutschen zahnärztlichen Praxen. Erstes Ziel einer zweigeteilten Umfragestudie war es, den aktuellen Wissensstand und das Vorgehen bei MIGH in der zahnärztlichen Praxis zu evaluieren.
Methode: Mittels eines Onlinefragebogens (Ethikvotum: D524/22) wurden von Oktober bis Dezember 2022 Zahnärzte/-innen (ZA) und weitergebildetes zahnmedizinisches Prophylaxepersonal (PP) deutschlandweit befragt. Nach Einwilligung zur anonymisierten Datenerhebung wurden mithilfe eines dreiteiligen Fragebogens, bestehend aus 27 Items, demografische Informationen (z. B. Berufserfahrung, Spezialisierung), Charakteristika der bereits behandelten MIGH-Fälle (z. B. Häufigkeiten, Therapieausgang, Kooperationen) und konkretes Wissen sowie das bisher genutzte Therapiekonzept erfasst und vorwiegend deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse: Es nahmen 44 ZA und 33 PP an der Umfrage teil (Responserate 14,4 %). Die Relevanz der MIGH schätzten sowohl die ZA als auch die PP mit 27,2 % als „hoch“ ein. Der persönliche Wissensstand wurde von den ZA in 31,8 % (PP 12,1 %) als „gut“ bewertet; im Durchschnitt wurden 3,1 von 11 richtigen Antworten im Wissenstest gegeben. 66 % der ZA gaben an, ≤ 5 Fälle/Jahr zu befunden/behandeln (PP 84,8 %). Die Mehrheit berichtete, dass meist ein Therapieerfolg erzielt wird (ZA 90 %; PP 75,7 %), jedoch nur selten im Rahmen „regelmäßiger“ interdisziplinärer Zusammenarbeit (ZA 25 %; PP 21,2 %).
Schlussfolgerung: Die Studienergebnisse weisen eine Diskrepanz zwischen der in Deutschland wachsenden Menge verschriebener Arzneimittel mit der Nebenwirkung „MIGH“ und der somit eigentlich anzunehmenden steigenden MIGH-Prävalenz in der zahnärztlichen Praxis auf. Möglicherweise liegt dies auch an den konstatierten Wissenslücken in Befund, Diagnose und Therapie der befragten Berufsgruppen, weshalb dringend neben vermehrten spezifischen Fortbildungsangeboten zum Thema MIGH die interdisziplinäre Zusammenarbeit für eine patientenindividualisierte Versorgung verbessert werden sollte.
Keywords: gingivale Hyperplasie, medikamentenassoziierte Gingivawucherung, Onlineumfrage, zahnärztliche Praxis
Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 5/2023
WissenschaftPages 330-339, Language: GermanGraetz, Christian / Westphal, Pia / Cyris, Miriam / Härdter, Ann-Kristin / Rabe, Johanna / Geiken, Antje / Dörfer, Christof / Sälzer, Sonja
OriginalarbeitEinführung: Gummierte Interdentalraumpicks (IRP) werden meist als eine einfach anzuwendende Form der häuslichen Interdentalraumpflege (IDRP) vermarktet. Obwohl wissenschaftliche Studien eine große Patientenakzeptanz zeigen, ist die Evidenzlage zur Auswahl und Präferenz der IRPs in der zahnärztlichen Praxis unklar. Mit dieser Studie soll deshalb die Frage beantwortet werden, welche Typen, Formen und Anwendungseigenschaften die Benutzerfreundlichkeit der IRPs positiv beeinflussen.
Methode: Die fragebogen- und anwendungsbasierte Studie (Ethikvotum: KI-411/18) wurde in den Jahren 2018 und 2021 an drei deutschen Fortbildungsstandorten durchgeführt. Nach schriftlicher Einwilligung wurden den teilnehmenden zahnmedizinischen Fachangestellten (ZF) sechs metallfreie IDRP-Hilfsmittel ausgehändigt (fingerförmige (fIRP) in drei Größen, noppenförmige (nIRP) in zwei Größen, Zahnhölzchen in einer Größe). Die ZFs wurden online und anonymisiert befragt. Insgesamt wurden elf Kriterien (Likert-Items 1 – 5: von „trifft zu/sehr zufriedenstellend/sehr wahrscheinlich“ bis „trifft nicht zu/sehr unzufriedenstellend/sehr unwahrscheinlich“) abgefragt, u. a. Einführbarkeit, Reinigungskapazität und Stabilität, und die Ergebnisse überwiegend deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 354 ZFs teil. Es wurde eine Rücklaufquote von 45,23 % (90/199) im Jahr 2018 und von 65,16 % (101/155) im Jahr 2021 mit vollständiger Beantwortung aller Fragen erreicht. Die ZFs bewerteten die fIRPs (Median (Perzentile (25/75)): 2 (1/2)) und die nIRPs (Median (Perzentile (25/75)): 2 (1/3)) als am benutzerfreundlichsten. Mit Ausnahme des Items „Geschmack“ (p ≥ 0,857) schnitt das Zahnholz in zehn von elf Items im Vergleich zu den fIRPs und nIRPs signifikant schlechter ab (p < 0,001). Die nIRPs und fIRPs unterschieden sich nur in der Bewertung der Stabilität signifikant (nIRPs vs. fIRP: (2 (2/3)) vs. (2 (1/2); p < 0,001). Eine Regressionsanalyse (neun Variablen) zeigt, dass die Variablen „Einführbarkeit“ (OR = 1,615, p = 0,047), „Handhabung“ (OR = 22,720, p < 0,001), „Reinigungskapazität“ (OR = 2,754, p < 0,001), „Stabilität“ (OR = 2,865, p < 0,001) und „Missempfindungen“ (OR = 0,528, p = 0,005) einen signifikanten Einfluss auf die „Benutzerfreundlichkeit“ haben.
Diskussion: Die Studienergebnisse zeigen, dass neuartige IRPs von den befragten ZFs als benutzerfreundlicher empfunden werden als konventionelle Zahnhölzer.
Schlussfolgerung: Unter Berücksichtigung der studienbedingten Limitationen beurteilten die ZFs die fIRPs als signifikant stabiler als die nIRPs, während beide IRP-Formen als benutzerfreundlicher als ein Zahnholz bewertet wurden.
Keywords: gummierte Interdentalraumpicks, häusliche Zahnzwischenraumpflege, Instruktion, Zahnhölzer, Zahnmedizinische Fachassistenz
Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 3/2023
WissenschaftPages 184-193, Language: GermanGraetz, Christian / Westphal, Pia / Cyris, Miriam / Rabe, Johanna / Geiken, Antje / Dörfer, Christof E. / Sälzer, Sonja
Eine Umfragestudie unter zahnmedizinischem FachpersonalEinführung: Regelmäßig erfolgt eine Instruktion zur Interdentalraumpflege (IDRP), die in der zahnärztlichen Praxis zumeist an Zahnmedizinische Fachangestellte (ZF) delegiert wird. Zwei aktuelle S3-Leitlinien (AWMF-Register-Nr.: 083-022 und 083-043) beschreiben die Notwendigkeit und den Umfang der IDRP. Da jedoch bis heute kaum Erkenntnisse bezüglich der Empfehlungen von ZFs an die Patienten/-innen über die IDRP oder Daten zum Wissensstand von deutschen ZFs über die IDRP vorliegen, wurde eine explorative Umfragestudie initiiert.
Methode: Zu zwei Evaluationszeitpunkten in den Jahren 2018 und 2021 (während und nach der Veröffentlichung der Leitlinien 083-022 und 083-043) wurden an drei deutschen Fortbildungszentren ZFs mit (ZF+) und ohne (ZF–) zertifizierte Fortbildung im Bereich der Prophylaxe mittels eines anonymisierten und validierten Onlinefragebogens befragt (unipark.com, Tivian XI GmbH, Köln, Deutschland). Die Teilnehmer/-innen beatworteten elf Fragen zur Person (u.a. Alter, Berufsabschluss/-erfahrung, persönliche IDRP), zu IDRP-Empfehlungen (u.a. Empfehlung von IDRP-Hilfsmitteln wie IDR-Bürste/Zahnseide und Auftragen von Zahnpaste oder Interdentalgel auf das IDRP-Hilfsmittel) und zu den Empfehlungsgrundlagen. Die Ergebnisse wurden überwiegend deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse: 2018 nahmen 89 ZFs (ZF–/ZF+: 68/21) und 2021 insgesamt 109 ZFs (ZF–/ZF+: 59/50) teil, 2021 mit einem höheren Anteil von ZF+ (p = 0,006). Zu beiden Evaluationszeitpunkten gaben ZF+ häufiger an (2018/2021: 62 %/64 %), sich an wissenschaftlichen Empfehlungen zu orientieren, als ZF– (2018/2021: 27 %/41 %). Zum ersten Evaluationszeitpunkt berichteten 78 % aller ZFs (2021: 73 %), die selbst als wirksam empfundenen IDRP-Hilfsmittel als Empfehlungsgrundlage zu nutzen. Patientenpräferenzen wurden von ZF+ im Jahr 2018 zu 24 % und im Jahr 2021 zu 36 % berücksichtigt. Im Jahr 2018 beachteten ZF– zu 54 % und im Jahr 2021 zu 39 % Patientenpräferenzen. Als persönliche IDRP-Hilfsmittel wurden vorwiegend IDR-Bürsten (2018/2021: 75 %/77 %) sowie Zahnseide (2018/2021: 78 %/84 %) angegeben. Beide Hilfsmittel empfahlen ZFs auch mehrheitlich ihren Patienten/-innen (2018/2021: IDR-Bürsten 99 %/95 %; Zahnseide 75 %/78 %).
Diskussion: Die Ergebnisse der explorativen Umfragestudie lassen trotz der geringen Teilnehmerzahl und der speziellen Auswahl der ZFs erkennen, dass ein Grundwissen über die IDRP in allen Gruppen der ZFs zu verzeichnen ist. Jedoch berücksichtigen die befragten ZFs eher die selbst empfundene Wirksamkeit der IDRP-Hilfsmittel als die Patientenpräferenzen oder wissenschaftliche Empfehlungen, unabhängig von ihrem Fortbildungsstands.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse legen nahe, dass es notwendig ist, ZFs hinsichtlich einer evidenzgestützten, patientenindividuellen IDRP-Instruktion intensiver anzuleiten.
Keywords: Dentalhygieniker/-in, häusliche Zahnzwischenraumpflege, Instruktion, Zahnmedizinische Fachassistenz
Parodontologie, 3/2023
Pages 275-288, Language: GermanCyris, Miriam / Graetz, Christian
Diskussion klinischer Ergebnisse der parodontalen Therapie einer Parodontitis des lokalisierten Stadiums IV, Grad CDie vorliegende Falldokumentation beschreibt den systematischen Behandlungsablauf einer Parodontitistherapie bei einer zu Beginn der Behandlung 27 Jahre alten Patientin. Bei dieser wurde eine lokalisierte Parodontitis, Stadium IV, Grad C, diagnostiziert. Nach einer umfassenden Mundhygieneinstruktion und -motivation sowie einer professionellen mechanischen Plaqueentfernung (Phase 1) erfolgte die antiinfektiöse Therapie, welche mit einer adjuvanten systemischen Antibiose und einer semipermanenten adhäsiven Schienung der stark mobilen Zähne kombiniert wurde (Phase 2). Aufgrund der deutlichen Reduktion der Sondierungstiefen nach den ersten beiden Therapiestufen konnte auf weiterführende parodontal-chirurgische Maßnahmen verzichtet werden. Dafür schloss sich eine nach den verschiedenen parodontalen Befunden und sich verändernden allgemeinmedizinischen Umständen im Intervall angepasste unterstützende Parodontitistherapie (Phase 4) an. Dabei zeigte sich im Verlauf der Nachsorge (Follow-up von 36 Monaten), auch aufgrund einer sehr guten Mundhygiene und der hohen Adhärenz zu den UPT-Sitzungen, eine stabile und gesunde parodontale Situation, bei der auch im weiteren Verlauf die Prognose als gut einzuschätzen ist.
Manuskripteingang: 17.01.2023, Annahme: 21.03.2023
Keywords: lokalisierte Parodontitis, Stadium IV, Grad C, systematische Parodontitistherapie, adjuvante systemische Antibiose, adhäsive Schienung
Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 1/2023
WissenschaftPages 17-24, Language: GermanGraetz, Christian / Saleh, Nadine / Kahl, Maren / Cyris, Miriam / Mashaly, Mohamed / Elzanaty, Manar / Dörfer, Christof E. / Sälzer, Sonja / El-Sayed, Karim Fawzy
OriginalarbeitEinleitung: Gemäß den aktuellen europäischen Leitlinien sollte der erste Schritt der Parodontaltherapie eine Mundhygieneinstruktion (oral hygiene instruction (OHI)) umfassen, die auch die Verwendung von Interdentalraumbürsten (interdental brushes (IDBs)) einschließt. Es gibt jedoch keine schlüssigen Beweise für deren Wirksamkeit im Rahmen dieser Therapiestufe. Die vorliegende multizentrische, klinisch kontrollierte, explorative Studie verglich die klinischen Ergebnisse von 2 NSPT-Konzepten (non-surgical periodontal therapy, nicht-chirurgische Parodontaltherapie) unter universitären Bedingungen, eines in Deutschland (NSPT-G) mit und eines in Ägypten (NSPT-E) ohne IDBs.
Methode: 23 Parodontitispatienten im Stadium III/IV (NSPT-G/NSPT-E: 11/12) wurden vor (T0) und nach der NSPT (T1) untersucht. Die demografischen Daten der Patienten, der Zahnverlust, der klinische Attachmentverlust (CAL), die Sondierungstiefe (PD) und die Blutung bei Sondierung (BOP) wurden bewertet. Für die statistische Analyse wurden ANOVA- und Mann-Whitney-U-Tests verwendet.
Ergebnisse: Es wurden Baseline-Unterschiede in Bezug auf Alter, Schweregrad und Zahl der Zähne pro Patient festgestellt. Die Dauer der NSPT war bei NSPT-G 1,6-mal länger als bei NSPT-E. Verbesserungen von BOP, PD und CAL wurden in beiden Gruppen beobachtet, wobei die mittlere prozentuale Reduktion der PD bei NSPT-G größer war als bei NSPT-E (– 26,86 (9,29) % / – 12,61 (9,38) %; p = 0,004). Ähnliche Effekte wurden bei den Veränderungen des CAL beobachtet, mit einer stärkeren Verbesserung bei NSPT-G im Vergleich zu NSPT-E (– 34,84 (11,18) %/ – 10,98 (10,6) %; p < 0,001).
Schlussfolgerung: Beide NSPT-Konzepte erzielten signifikant vorteilhafte klinische Effekte für Patienten im Rahmen ihres sozioökonomischen Umfelds. Aufgrund der Limitationen der explorativen Studie bleibt jedoch ein klarer Nutzen für ein Behandlungskonzept aus NSPT in Kombination mit umfassender OHI einschließlich IDBs bei der Parodontalbehandlung unbestätigt.
Keywords: Blutung bei Sondierung, Instruktion, Motivation, Mundhygiene, nicht-chirurgische Parodontaltherapie, Parodontitis
Team-Journal, 1/2023
KOMPETENZ PLUSPages 13-17, Language: GermanHärdter, Ann-Kristin / Cyris, Miriam / Graetz, Christian
Zähneputzen will gelernt sein. So vielfältig die intraoralen Gegebenheiten in der Mundhöhle unserer Patienten sind, so zahlreich sind Programme und Hilfestellungen beschrieben worden, um schon im Kindesalter die richtige Technik und die Gewöhnung an die Zahnbürste zu gewährleisten. Dies hat zu einer weiten Verbreitung von Hand- und elektrischen Zahnbürsten geführt. Was dabei jedoch oft vergessen wird, ist, dass mit der Zahnbürste lediglich 60 % der Zahnoberflächen erreicht werden und dass zumeist die für die Karies- und Parodontitisprävention wichtigen marginalen Zahnfleischbereiche und Interdentalräume unzureichend gereinigt werden. Gerade die äußerst hohe Prävalenz in der Weltbevölkerung für Parodontitis, 70–90 % der über 60-Jährigen in Europa haben Parodontitis3, macht deutlich, dass hier noch viel Handlungsbedarf besteht. Deshalb muss ein höheres Bewusstsein für die Bedeutung der interdentalen Reinigung geschaffen werden.
DZZ International, 6/2022
Open Access Online OnlyOriginal ArticlesDOI: 10.53180/dzz-int.2022.0023Pages 196-203, Language: EnglishGraetz, Christian / Westphal, Pia / Cyris, Miriam / Rabe, Johanna / Geiken, Antje / Dörfer, Christof E. / Sälzer, Sonja
Introduction: Instruction on interdental cleaning at home (IC) is daily routine in the dental practice and mostly performed by dental professionals (DP). Recently published S3-guidelines (AWMF: 083–022/083–043) describe, among other things, the need and extent of patient-specific instructions on IC. However, since little evidence is available up to date regarding the DP’s recommendations to patients on IC or data on the level of knowledge of German DPs about IC, an exploratory survey study was initiated. Methods: At 2 evaluation time points in 2018 and 2021 (during and after the publication of guideline AWMF: 083–022/083–043), dental professionals with (DP+) and without (DP–) certified education in dental hygiene were surveyed at 3 German dental training institutes using an anonymized and validated online questionnaire (unipark.com, Tivian XI GmbH, Cologne, Germany). The probands answered 11 questions regarding personal details (including age, professional degree/experience, personal IC habits), the recommendations according to IC (including devices such as interdental brush/floss and additional use of toothpaste or interdental gel together with the IC devices), and the basis for their recommendations. The results were analyzed mainly descriptively.
Results: In total, 89 DPs participated in 2018 (DP–/DP+: 68/21) and 109 DPs in 2021 (DP–/DP+: 59/50), 2021 with a higher DP+ rate (p = 0.006). At both evaluation times, DP+ were more likely (2018/2021: 62 %/64 %) to report following scientific recommendations than DP– (2018/2021: 27 %/41 %). At the first evaluation date, 78 % of all DPs (2021: 73 %) reported recommending IC devices they themselves perceived as effective. Patient preferences were considered by DP+ 24 % in 2018 and 36 % in 2021. DP– considered patient preferences in 54 % (2018) and 39 % (2021). DPs predominantly reported to use interdental brushes (2018/2021: 75 %/77 %) and floss (2018/2021: 78 %/84 %) as their personal IC devices. A majority of DPs also recommended both devices in 2018/2021 with 99 %/95 % for interdental brushes and 75 %/78 % for floss.
Discussion: Despite the small number and special selection of DPs, the results of the exploratory survey study suggest that a basic knowledge of IC is present in all groups of DPs. The DPs surveyed were more likely to consider the selfperceived efficacy of IC devices than patient preferences or evidence-based recommendations, regardless of their level of certification.
Conclusion: The results suggest that there is a need for more intensive coaching of DPs regarding evidence-based and patient-specific instruction on IC at home.
Keywords: dental hygienist, dental professional, instruction, interdental cleaning at home
Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 6/2022
WissenschaftDOI: 10.53180/dzz.2022.0032Pages 379-386, Language: GermanGraetz, Christian / Al-Nawas, Bilal / Düffert, Paulina / Jatzwauk, Lutz / Cyris, Miriam / Tröltzsch, Markus / Voss, Kai / Rupf, Stefan / Müller, Lena Katharina
ÜbersichtEinführung: Eine evidenzbasierte, ausgewogene Diskussion der Fakten zur Senkung des Infektionsrisikos während der SARS-CoV-2-Pandemie durch aerosolkontrollierende Maßnahmen in der zahnärztlichen Praxis wurde bisher nicht vollumfänglich geführt. Im Folgenden soll deshalb über den derzeitigen Stand des Wissens zu Spraynebel und Aerosolkontrolle in den Räumen zahnmedizinischer Einrichtungen berichtet werden, um Schlussfolgerungen zur Risikominimierung von aerogen übertragbaren Infektionserkrankungen in der Praxis zu präsentieren.
Methode: Es werden die Ergebnisse von Studien mit unmittelbarem Bezug zur Spraynebel- und Aerosolkontrolle in der zahnärztlichen Praxis sowie Empfehlungen aus Veröffentlichungen einschließlich nationaler Stellungnahmen und Leitlinien für die Zahnmedizin in einem narrativen Verfahren diskutiert.
Ergebnisse: Die Entscheidungsfindung in den frühen Phasen der SARS-CoV- 2-Pandemie wurde durch die sehr eingeschränkte Evidenzlage erschwert, konnte aber mit zunehmender Pandemiedauer durch publizierte Erkenntnisse zur Spraynebel- und Aerosolkontrolle in der Raumluft zahnmedizinischer Einrichtungen verbessert werden. Die Studienergebnisse zum routinemäßigen Einsatz dentaler Absauganlagen können genutzt werden, um Grenzen ihrer Wirksamkeit im Rahmen der Aerosolreduktion zu spezifizieren. Ebenso zeigen die Erkenntnisse zur ubiquitär verfügbaren natürlichen Raumlüftung sehr hohe stündliche Luftwechselraten (LWR) von bis zu 40 bei ständiger Querlüftung unter optimaler Raumgeometrie mit gegenüberliegenden Fenstern, wohingegen für dezentrale mobile Luftreinigungsgeräte (DMLR) nur ein begrenzter zusätzlicher Effekt bei der Reduktion kleinerer Aerosolpartikel im Behandlungszimmer erwartet werden kann.
Diskussion: Für einen optimierten Infektionsschutz in der Zahnmedizin ist neben der natürlichen Raumbelüftung und der Einhaltung aller bekannten Hygienerichtlinien der Gebrauch der intraoralen Absaugung (hochvolumige Anlage (HVE) mit einem Saugvolumen > 250 l/min) unter Verwendung einer ausreichend groß dimensionierten Saugkanüle (Öffnung ≥ 10 mm), nah am aerosolgenerierenden Behandlungsfeld positioniert, obligatorisch. Aus Übertraklinischer Sicht bieten ergänzend eingesetzte DMLR bei aerosolgenerierenden Tätigkeiten keinen oder nur einen geringen zusätzlichen Reduktionseffekt. Der Raumluftaustausch durch die natürliche Raumlüftung in Kombination mit einer HVE-Anlage zeigt einen hohen Wirkungsgrad und stellt weiterhin das Standardprozedere in der zahnärztlichen Praxis dar. Zukünftige Untersuchungen müssen klären, ob in Ausnahmesituationen mit hohem Infektionsrisiko, wenn beispielsweise keine intraorale Absaugung zur Anwendung kommt oder Schutz-/Hygienemaßnahmen nur eingeschränkt eingehalten werden können, DMLR-Geräte mit LWR ≥ 6 eine Ergänzung darstellen können.
Schlussfolgerung: Etablierte Hygienekonzepte und Schutzmaßnahmen einschließlich der Raumlüftung mit Frischluft haben sich auch während der SARS-CoV-2-Pandemie in der zahnärztlichen Praxis als ausreichend wirksam bewährt.
Keywords: aerogen übertragbare Infektionskrankheiten, Aerosol, Leitlinien, SARS-CoV-2
Parodontologie, 4/2022
Pages 423-427, Language: GermanGraetz, Christian / Bäumer-König, Amelie / Eickholz, Peter / Jablonowski, Lukasz / Pretzl, Bernadette / Schwendicke, Falk / Holtfreter, Birte / Petsos, Hari
Übertrag in die PraxisEs wird kontrovers diskutiert, wie Ergebnisse aus universitärer Parodontitistherapie für die zahnärztliche Versorgung zu verallgemeinern sind. Deshalb wurde im Rahmen einer multizentrischen retrospektiven Studie der Zahnverlust von Patienten untersucht, die an den vier deutschen Universitätszentren Kiel, Greifswald, Heidelberg und Frankfurt am Main eine systematische Parodontitistherapie erhielten, um Spezifikationen einzelner Behandlungskonzepte besser zu verstehen. Die Ergebnisse dieser Studien werden im Rahmen dieser dreiteiligen Artikelserie vorgestellt und diskutiert. Die vorausgegangenen Teile 1 und 2 wurden in den Ausgaben 2 und 3/2022 der PARODONTOLOGIE veröffentlicht. Es konnten 896 Patienten an vier Zentren zu Beginn, nach aktiver (APT) und unterstützender Parodontitistherapie (UPT) nachuntersucht werden. Trotz kohortenspezifischer Unterschiede, einschließlich der Länge des mittleren Nachbeobachtungszeitraums von 7–18 Jahren, fand sich für alle Zentren ein niedriger jährlicher Zahnverlust von ≤ 0,15 Zähnen pro Patient während einer konzeptbasiert durchgeführten UPT. Folgerichtig muss die UPT patientenindividualisiert und regelmäßig erfolgen, um langfristig die parodontale Stabilität aufrechtzuerhalten. Im Folgenden sollen einige therapiespezifische Details der jeweiligen Zentren einschließlich spezifischer regionaler Unterschiede zum besseren Verständnis und ergänzend zur ursprünglichen wissenschaftlichen Publikation praxisnah diskutiert werden.
Manuskripteingang: 11.12.2020, Annahme: 16.03.2021
Originalpublikation: Graetz et al. „Systematische Parodontitistherapie im universitären Umfeld – Praxisrelevant oder nicht? – Teil 3. Übertrag in die Praxis.“ (QUINTESSENZ ZAHNMEDIZIN 2021;72:1132–1136). Der Beitrag wurde von den Autoren in Ergänzung zu Graetz C et al. J Dent 2020;94:103307 verfasst.
Keywords: Parodontitis, Zahnverlust, Behandlungskonzepte, unterstützende Parodontitistherapie
Parodontologie, 3/2022
Pages 275-284, Language: GermanPetsos, Hari / Bäumer-König, Amelie / Eickholz, Peter / Jablonowski, Lukasz / Pretzl, Bernadette / Schwendicke, Falk / Holtfreter, Birte / Graetz, Christian
BehandlungskonzepteEs wird kontrovers diskutiert, wie Ergebnisse aus universitären Parodontitistherapien für die zahnärztliche Versorgung zu verallgemeinern sind. Deshalb wurde im Rahmen einer multizentrischen retrospektiven Studie der Zahnverlust von Patienten untersucht, die an den vier deutschen Universitätszentren Kiel, Greifswald, Heidelberg und Frankfurt am Main eine systematische Parodontitistherapie erhielten, um Spezifikationen einzelner Behandlungskonzepte besser zu verstehen. Die Ergebnisse dieser Studien werden im Rahmen dieser dreiteiligen Artikelserie vorgestellt und diskutiert, deren Teil 1 bereits in der vorherigen Ausgabe der PARODONTOLOGIE (Mai 2022) erschien und Teil 3 in einer der folgenden Ausgaben veröffentlicht wird. Es konnten 896 Patienten an vier Zentren zu Beginn, nach aktiver (APT) und unterstützender Parodontitistherapie (UPT) nachuntersucht werden. Trotz kohortenspezifischer Unterschiede, einschließlich der Länge des mittleren Nachbeobachtungszeitraumes von 7–18 Jahren, fand sich für alle Zentren ein niedriger jährlicher Zahnverlust von ≤ 0,15 Zähnen pro Patient während einer konzeptbasiert durchgeführten UPT. Folgerichtig muss die UPT patientenindividualisiert und regelmäßig erfolgen, um langfristig die parodontale Stabilität aufrechtzuerhalten. Im Folgenden sollen einige therapiespezifische Details der jeweiligen Zentren einschließlich spezifischer regionaler Unterschiede zum besseren Verständnis und ergänzend zur ursprünglichen wissenschaftlichen Publikation praxisnah diskutiert werden.
Manuskripteingang: 11.12.2020, Annahme: 16.03.2021
Originalpublikation: Petsos et al. „Systematische Parodontitistherapie im universitären Umfeld – Praxisrelevant oder nicht? – Teil 2. Behandlungskonzepte.“ (QUINTESSENZ ZAHNMEDIZIN 2021;72:884–893). Der Beitrag wurde von den Autoren in Ergänzung zu
Graetz C et al. J Dent 2020;94:103307 verfasst.
Keywords: Parodontitis, Zahnverlust, Behandlungskonzepte, unterstützende Parodontitistherapie