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Ausgangssituation
ANGABEN ZUM PATIENTEN
Alter

62 Jahre

Geschlecht

weiblich

Raucher

nein

Anamnese

Polyendokrine Autoimmuninsuffizienz Typ II; Diabetes mellitus Typ 2; subklinische Hashimoto-Thyreoiditis; Vitiligo; arterielle Hypertonie; Hypercholesterinämie; Reflux; Lumbovertebral- und Zervikalsyndrom

Grund des Besuchs

Rezidivierender Exsudataustritt im OK rechts mit persistierendem Foetor ex ore; Zahn 16 war 1/2 Jahr zuvor alio loco entfernt worden

Diagnose

Odontogene Keratozyste Regio 15-16

Therapie

Enukleation der Zyste

Step 1

Klinischer Befund

Der extraorale Befund wies keine Besonderheiten auf. Die Äste des N. trigeminus und des N. facialis waren seitengleich intakt. Bei der intraoralen Inspektion zeigte sich eine gute Mundhygiene. Nach Druckapplikation in der Umschlagfalte des ersten Quadranten trat schwallartig eine gelblich-trübe und unangenehm riechende Flüssigkeit über zwei Fistelgänge Regio 15 und 16 aus. Der mit einer metallkeramischen Brücke versorgte Zahn 15 (x-15) wies einen Beweglichkeitsgrad 1 und einen Attachmentverlust von 2 mm auf. Der CO2-Test war jedoch positiv und der Perkussionstest negativ.

Step 2

Radiologischer Befund

Radiologisch war ein erweiterter Parodontalspalt am Zahn 15 sichtbar. Außerdem lag eine rundliche, unscharf begrenzte Radioluzenz mit zentraler Radiopazität apikal Regio 16 vor, welche sich mit den basalen Anteilen der Kieferhöhle überlagerte. Zur weiteren Diagnostik wurde eine Panoramaschichtaufnahme anfertigt.

Step 3

Digitale Volumentomographie der Kieferhöhle rechts

Aufgrund des unklaren radiologischen Befundes erfolgte die Anfertigung einer digitalen Volumentomographie. Die „region of interest“ zeigte eine multizystische Radioluzenz (3,1 x 2,5 x 1,5 cm) mit einer knochenopaken Begrenzung, welche zwei Drittel des Kieferhöhlenvolumens einnahm.

Step 4

Präoperative Einzeichnung der Schnittführung

Zu Beginn wurde die Patientin über die Zystektomie in Intubationsnarkose sowie über die Risiken, die möglichen Komplikationen und das postoperative Verhalten aufgeklärt. Die Schnittführung erstreckte sich krestal des Alveolarfortsatzes vom rechten Tuber maxillae bis distal des Zahnes 15 mit intrasulkulärer Fortsetzung zum Zahn 13 und vertikaler Entlastung zur Spina nasalis anterior.

Step 5

Zystenbalg

Das Präparieren des Mukoperiostlappens nach bukkal erwies sich als schwierig, da die Zyste aufgrund der Resorption der laterofazialen Kieferhöhlenwand mit dem bukkalen Weichgewebe verwachsen war. Nach Darstellung des gesamten knöchernen Defektes, der Fossa canina, der Crista zygomaticoalveolaris und des Tuber maxillae erfolgte die primäre Periostschlitzung mit adäquater Weichgewebsspreizung für einen später spannungsfreien Mukoperiostlappen. Der Zystenbalg wurde exkochleiert und zur histopathologischen Untersuchung eingesandt.

Step 6

Situation nach Resektion des ehemals zystenbegrenzenden Knochens

Es stellte sich nun ein knöchern begrenzter Hohlraum dar. Als Nächstes erfolgte die Resektion des ehemals zystenbegrenzenden Knochens nach lateral, medial ventral und dorsal. Die Kieferhöhlenschleimhaut im kaudalen Anteil des Kieferhöhlenrestlumens wurde bei der Resektion der kranialen Knochenanteile der ehemaligen Zystenbegrenzung mit entfernt. Dadurch ergab sich eine gute Sicht auf die reizlose Kieferhöhlenschleimhaut des Orbitabodens.

Step 7

Ins rechte Nasenloch eingeführte Kornzange und geöffnete Zange zur Aufnahme der Kieferhöhlentamponade

Anschließend erfolgte die Teilresektion der medialen Kieferhöhlen- bzw. lateralen Nasenwand. Die Schleimhaut wurde mit einer Kornzange kaudal der Concha nasalis inferior perforiert und so ein Nasenfenster präpariert. Daran schloss sich eine mehrfache Säuberung und Spülung mit einem Antiseptikum an. Nach der Desinfektion wurde eine ca. 30 cm lange Kieferhöhlentamponade mit Nahtfixation am Nasenboden rechts eingelegt.

Step 8

Bichat’scher Wangenfettpfropf zum zweischichtigen Verschluss

Da aufgrund des bestehenden Diabetes mellitus mit Wundheilungsstörungen zu rechnen war, wurde der Bichat’sche Wangenfettpfropf als erste Schicht zur plastischen Deckung des Defektes verwendet.

Step 9

Primärer Wundverschluss

Es folgten die spannungsfreie Reposition des Mukoperiostlappens und ein speicheldichter Verschluss mit horizontalen Matratzen- sowie darübergelegten Einzelknopfnähten. Nach dem Ausleiten der Intubationsnarkose und dem Erwachen der Patientin wurde diese in Anwesenheit über das postoperative Verhalten aufgeklärt. Die Gabe des intra operationem intravenös verabreichten Antibiotikums wurde um 5 Tage verlängert. Des Weiteren erhielt die Patientin einen Kühlbeutel zur Schwellungsprophylaxe sowie Rezepte für ein Analgetikum (nichtsteroidales Antirheumatikum) und eine Mundspüllösung (Chlorhexidin). Der entnommene Zystenbalg ging zur histopathologischen Untersuchung, wo die Diagnose einer odontogenen Keratozyste gestellt wurde.

Step 10

Digitale Volumentomographie 1 Jahr post operationem

7 Tage post operationem erfolgte die Entfernung der Tamponade über die Nase und 3 Tage später die Nahtentfernung. Nach 6 Wochen wurden eine klinische und radiologische Kontrolle durchgeführt. In der digitalen Volumentomographie war ein nicht reseziertes Septum sichtbar, das unter Umständen noch keratozystische Reste, u. a. Satelliten (Mikrozysten), enthalten könnte. Es wurde zu diesem Zeitpunkt auf eine Nachresektion verzichtet und ein Nachsorgeintervall von 1 Jahr festgelegt. Die Patientin stellte sich 1 Jahr post operationem beschwerdefrei vor. Die digitale Volumentomographie zeigte eine frei belüftete Nasenhaupt- und Kieferhöhle. Im basalen Bereich ließ sich eine leicht verdickte Kieferhöhlenschleimhaut erkennen. Der persistierende Rest des nicht resezierten Septums wies keine Modifikationen auf. Neue zystische Veränderungen wurden nicht festgestellt. Die Patientin sollte sich in 1 Jahr zur erneuten Kontrolle vorstellen.

Zusammenfassung

Die odontogene Keratozyste wird unter den odontogenen Zysten stets eine Sonderstellung einnehmen. Aufgrund der radiologischen Ähnlichkeit zu anderen Läsionen (z. B. Ameloblastome oder radikuläre bzw. follikuläre Zysten) kann die Diagnose einer odontogenen Keratozyste erst durch eine histopathologische Untersuchung gestellt werden. Die Therapie besteht in der Regel aus der Enukleation. Aufgrund der hohen Rezidivrate bedarf es einer strengen Nachsorge der betroffenen Patienten. (Quelle Originalbeitrag: Zimmermann I, Saccardin F, Baumhoe Dr, Lambrecht JT, Filippi A. Die odontogene Keratozyste – Ein Fallbericht. Quintessenz 2018;69(7):798–804.)

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