Pages 111, Language: GermanKern, MatthiasPages 115-122, Language: GermanTerheyden, HendrikIndikation und ZeitpunktAnhand der beiden Parameter Infraokklusion und Implantatüberleben aus Literaturdaten werden in der vorliegenden Arbeit Empfehlungen zur Indikation und zum Zeitpunkt von Zahnimplantaten bei Kindern und Jugendlichen erarbeitet. Bei einer Implantation bei Kindern unter 12 Jahren ist im Schnitt mit ca. 14 bis 17 mm Infraokklusion (Maximum: 20-24 mm) und einem Implantatüberleben von 72 % zu rechnen. Bei Adoleszenten (12-18 Jahre) beträgt die Infraokklusion etwa 3 mm (Maximum: 8 mm) und die Implantatprognose 93 %. Bei jungen Erwachsenen (18-31 Jahre) wurde eine Infraokklusion anhand von Wachstumsstudien von 1,7 mm (Maximum: 6 mm) beobachtet bei einer Implantatprognose von 97,4 %. In Studien zur Frontzahnversorgung liegt die Implantatprognose für ältere Erwachsene eher noch höher, aber auch hier kann es zu Infraokklusionen von im Schnitt 0,3 mm und im Einzelfall über 1 mm kommen. Daher werden Implantate nicht zum Einzelzahnersatz in der Zahnreihe bei Kindern empfohlen, hier kommt eine Implantatversorgung eher bei schweren Hypodontien oder Anodontien infrage. Bei Adoleszenten sollte die tradierte harte Grenze des 18. Lebensjahrs eher einer differenzierten Bewertung weichen und ersetzt werden durch das Abwarten des pubertären Wachstumsspurts. Die sicher auftretende Infraokklusion sollte aber therapeutisch antizipiert und wie die etwas reduzierte Implantatprognose den Patienten und Eltern mitgeteilt werden. Auch nach dem 18. Lebensjahr kommt es zu Infraokklusionen, worüber der Patient aufgeklärt werden sollten.
Keywords: Infraokklusion, Kinder, Adoleszenten, Implantatüberleben, Ankylose, Wachstum, Kieferentwicklung
Pages 125-132, Language: GermanLudwig, Björn / Glasl, BettinaAplasien permanenter Zähne sind mit einer Prävalenz von 1,5 bis 11,3 % nicht ungewöhnlich. Neben dem Belassen eines Milchzahns sind zum Ersatz nicht angelegter oberer seitlicher Schneidezähnen die Therapiealternativen Einzelzahnimplantat, Klebebrücke, Zahntransplantation und kieferorthopädischer Lückenschluss zu diskutieren. Als differenzialdiagnostische Aspekte sind u. a. das chronologische und skelettale Alter, die skelettalen und dentalen Relationen im Fernröntgenseitenbild sowie Form, Farbe und Durchbruchsposition des Eckzahns oder der Verlauf der Lachlinie zu beachten. Fällt schlussendlich die Therapieentscheidung zugunsten eines kieferorthopädischen Lückenschlusses, gilt es eine Reihe von Aspekten zu berücksichtigen, die das finale Behandlungsergebnis maßgeblich beeinflussen. Während des kieferorthopädischen Lückenschlusses spielen Biomechanik und Verankerung die entscheidende Rolle. Im Finishing ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit maßgebend. Es sollte aber immer individuell geprüft werden, ob eine Lücke kieferorthopädisch geschlossen werden kann oder Therapiealternativen infrage kommen.
Keywords: Aplasie, Nichtanlagen, kieferorthopädischer Lückenschluss, skelettale Verankerung, Biomechanik, Wachstum, Implantat, Klebebrücke
Pages 135-144, Language: GermanWilmes, Benetict / Becker, Kathrin / Drescher, DieterNeue Möglichkeiten dank MiniimplantatenIn den letzten Jahren wurden Miniimplantate als neue Verankerungsoptionen in die Kieferorthopädie eingeführt. Neben klassischen Therapieaufgaben, wie die Distalisierung zur Platzbeschaffung oder die Mesialisierung für den Lückenschluss, können die Miniimplantate auch für präprothetische Aufgaben genutzt werden. Neben der Extrusion von Wurzeln oder verlagerten Zähnen kann die Aufrichtung von gekippten Zähnen oder die Intrusion von elongierten Molaren mittels Miniimplantat-Verankerung erfolgen. So kann die Mechanik ästhetisch unauffällig gestaltet und unerwünschte Bewegungen von Verankerungszähnen können gänzlich verhindert werden.
Keywords: Präprothetik, Wurzelextrusion, Molarenaufrichtung, Molarenintrusion, elongierte Molaren, gekippte Molaren, verlagerte Zähne
Pages 147-154, Language: GermanBecker, Kathrin / de Gabriele, Renzo / Dallatana, Gianluca / Trelenberg-Stoll, Viktoria / Wilmes, Benetict / Drescher, DieterBei Patienten mit geringem palatinalem Knochenangebot, verlagerten Zähnen oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalten kann eine virtuelle Planung auch für kieferorthopädische Implantate sinnvoll sein. So kann das Risiko einer Schädigung benachbarter anatomischer Strukturen möglichst niedrig gehalten und eine möglichst gute skelettale Verankerung erzielt werden. Dennoch unterstützen bisher nicht alle Produkte zur dentalen virtuellen Implantatplanung die Platzierung orthodontischer Implantate am Gaumen oder im Alveolarkamm. Der vorliegende Artikel soll zwei Konzepte vorstellen, mit denen Bohrschablonen für kieferorthopädische Implantate (semi-)digital geplant werden können. Eine speziell für die Kieferorthopädie entwickelte Variante erlaubt zudem die Insertion des Implantats und die Eingliederung des Behandlungsgeräts in nur einer Sitzung.
Keywords: 3-D-Planung, Kieferorthopädie, Bohrschablone, DVT, digitale Planung
Pages 157-166, Language: GermanHanisch, Marcel / Bohner, Lauren / Jung, Susanne / Kleinheinz, JohannesEktodermale DysplasienDie ektodermalen Dysplasien beschreiben eine heterogene Gruppe hereditärer, kongenitaler Fehlbildungen mit entwicklungsbedingten Dystrophien ektodermaler Strukturen, die sich mit Oligodontien manifestieren können. Ziel dieser Studie war es, die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (OHRQoL) von Patienten mit ektodermaler Dysplasie, die bisher noch nicht implantologisch-prothetisch versorgt wurden, zu analysieren sowie verschiedene Phänotypen im Rahmen dieses Beitrags darzustellen. Hierzu wurden Patienten, die sich mit einer ektodermalen Dysplasie und multiplen Zahnnichtanlagen oder Anodontie in der Sprechstunde "Seltene Erkrankungen mit oraler Beteiligung" vorgestellt haben, zu ihrer OHRQoL anhand des OHIP-14-Fragebogens befragt. Insgesamt nahmen 12 Patienten aus 11 miteinander nicht verwandten Familien an der Studie teil. Der Mittelwert des OHIP-14-Gesamscores lag bei 25,5. Alle Patienten waren von Zahnnichtanlagen betroffen, durchschnittlich waren 22,67 Zähne nicht angelegt. Patienten mit ektodermaler Dysplasie ohne kaufunktionelle, implantologische Rehabilitation zeigen hohe OHIP-Scores. Hier könnten implantologische Versorgungen möglicherweise zu einer höheren OHRQoL beitragen. Eine ektodermale Dysplasie sollte bei Oligodontie trotz äußerlich fehlender Merkmale stets als Differenzialdiagnose in Erwägung gezogen werden.
Keywords: Ektodermale Dysplasie, Genetik, Implantologie, mundgesundheitsbezogene Lebensqualität, OHIP-14, OHRQoL, seltene Erkrankungen
Pages 169-176, Language: GermanNkenke, EmekaHerausforderungen und Probleme in komplexen SituationenIst die Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumenspaltfehlbildungen nicht interdisziplinär angelegt, so sind Probleme in Bezug auf Schlucken, Sprechen, Hören und Kauen zu erwarten. Insbesondere kann in solchen Fällen eine hohe Prävalenz von Parodontalerkrankungen auftreten. Mögliche Folgen sind die Teilbezahnung oder auch die vollständige Zahnlosigkeit im Oberkiefer. Die kaufunktionelle Rehabilitation der betroffenen Patienten ist komplex. Es werden umfangreiche augmentative Maßnahmen wie die Sinusbodenaugmentation, das Anheben des Nasenbodens und die Kieferspaltosteoplastik notwendig. Dennoch erfolgt die Implantatinsertion - wenn möglich - simultan. Auch die Präfabrikation mikrovaskulär reanastomosierter Transplantate kann erwogen werden. In solchen Fällen beinhaltet der erste Schritt z.B. die Implantatinsertion in die Fibula und die Prälaminierung der Knochenoberfläche mit einem Spalthauttransplantat als späterer Mukosaersatz. Nach einer Einheilzeit von einigen Wochen wird das Transplantat in den Oberkiefer eingesetzt, wobei gleichzeitig die Implantate freigelegt werden. Eine provisorische Versorgung kann direkt im Anschluss erfolgen. Insgesamt zeigt sich, dass die Versorgung teil- und unbezahnter Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspaltfehlbildungen reproduzierbar gelingt, jedoch ein hoher chirurgischer und prothetischer Aufwand betrieben werden muss.
Keywords: Kieferspaltosteoplastik, Nasenbodenelevation, Sinusbodenelevation, Lappenpräfabrikation, mikrovaskular reanastomosiertes Transplantat
Pages 179-184, Language: GermanLichtenstein, Jürgen Thomas / Flörke, Christian / Gertler, Udo / Wieker, Henning / Wiltfang, JörgEinleitung: Die Versorgung durch implantatgetragene Gesichtsepithesen setzt eine optimale Zusammenarbeit von Ärzten und Technikern voraus. Eine der Schwierigkeiten der Behandlung ist die Positionierung der Implantate. Diese muss sowohl implantologische als auch epithetische Anforderungen berücksichtigen. Häufig kommt es daher zu Kompromissen bei der Epithesengestaltung. Insbesondere bei Orbitadefekten sind ungünstige Positionen der künstlichen Pupille ästhetisch störend. Die virtuelle Planung der Epithesen vor der Implantation kann eine Vereinfachung der Implantatpositionierung ermöglichen.
Klinisches Vorgehen: Präoperativ erfolgt die dreidimensionale Rekonstruktion der Knochen- und Weichgewebeanatomie aus einem Schnittbilddatensatz. Die Epithese wird dann auf Grundlage dieser virtuellen Modelle gestaltet. Nach 3-D-Druck der einzelnen Teilmodelle kann die Operation an den gedruckten Modellen simuliert werden. Das Simulationsergebnis wird über individualisierte Implantate und die Bohrschablone auf den Patienten übertragen.
Fazit: Der hier vorgestellte Ablauf vereinfacht die Kommunikation zwischen Ärzten und Technikern. Hierdurch kann die Operations- und Laborzeit deutlich verkürzt werden. Gleichzeitig erhöht sich die Implantationspräzision. Die definitive Epithese entspricht der Planungssituation und kann ohne Einschränkung umgesetzt werden.
Keywords: Epithese, computergestützte Implantologie, Magnetanker, virtuelle Operationsplanung
Pages 187-192, Language: GermanDirsch, Peter / Benz, Korbinian / Groß, Dominik / Jackowski, JochenEin ethischer FallkommentarDie Aufgabe der Palliativmedizin besteht darin, Patienten zu betreuen, die so schwer erkrankt sind, dass keine Aussicht auf Heilung besteht. In dieser Phase sollen keine vermeidbaren belastenden Eingriffe durchgeführt werden und die Verbesserung der Lebensqualität steht im Vordergrund. Da die Palliativmedizin auf einem interdisziplinären Ansatz basiert und ganzheitlich orientiert ist, sollte sie auch die oralmedizinische Betreuung und Versorgung mit einschließen. Ziel des vorliegenden Fallbeispiels ist es, die besondere Problematik einer implantatgestützten Therapieentscheidung herauszuarbeiten und normativ zu beleuchten. Zudem gilt es, das Spannungsfeld, in dem sich Patienten und Behandler in der palliativen Versorgung gleichermaßen bewegen, zu skizzieren.
Keywords: Palliativmedizin, Lebensqualität, Ethik, Implantologie
Pages 195-209, Language: GermanKistler, Frank / Sigmund, Fabian / Kistler, Steffen / Bayer, Georg / Neugebauer, JörgNach Teilextraktion des Zahns unter Erhalt des bukkalen WurzelanteilsDie Dimensionsstabilität der bukkalen Knochenwand stellt nach Zahnextraktion im Oberkiefer-Frontzahnbereich eine grundlegende Voraussetzung für eine vorhersehbare ästhetisch ansprechende und funktionsfähige implantatgetragene oder konventionelle prothetische Versorgung dar. Für den Alveolarkammerhalt kommen zahlreiche Verfahren und Materialien infrage. Ob ihr Einsatz zum gewünschten Erfolg führen kann, ist auf Grundlage der derzeitigen Evidenz noch nicht eindeutig geklärt. Zudem sind die meisten Augmentationsverfahren sehr material- und zeitaufwendig. Eine Möglichkeit, mittels einer minimal-invasiven Vorgehensweise die bukkale Alveolarfortsatzkontur vorhersehbar zu erhalten, scheint mittels einer schonenden Teilextraktion der Zahnwurzel unter Belassen des vestibulären Wurzelanteils zu bestehen. Im vorliegenden Übersichtsartikel werden klinische Einsatzbereiche dieses Verfahrens, welches auch als Socket-Shield-Technik bezeichnet wird, anhand dreier Patientenfälle vorgestellt.
Keywords: Ridge-Preservation, bukkale Knochenlamelle, Sofortimplantation, Sofortbelastung, verzögerte Belastung, Socket-Shield-Technik, Pontic-Shield-Technik, minimal-invasives Vorgehen
Pages 215-221, Language: GermanStefan, WolfartZusammenfassungen wichtiger implantologischer Artikel aus internationalen Zeitschriften