Pages 225-236, Language: GermanEickholz, PeterWenn der ätiologische Hauptfaktor der Erkrankung, die bakterielle Plaque, langfristig kontrolliert und begrenzt wird, lässt sich Parodontitis zum Stillstand bringen bzw. zumindest deutlich verlangsamen. Attachmentverluste und Zahnverlust nach Parodontitistherapie sind insbesondere unter der Bedingung einer regelmäßigen unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) eher seltene Ereignisse. Strukturierte UPT ist ein Faktor, auf den wir als Zahnärzte Einfluss nehmen können, indem wir unseren Patienten nach aktiver Parodontitistherapie zumindest eine regelmäßige Nachsorge anbieten. Allerdings muss die UPT sachgerecht durchgeführt werden. Viele Kollegen, die denken, dass UPT nur etwas für die Zahnmedizinischen Fachangestellten sei, unterschätzen die Komplexität dieser Therapie erheblich. Regelmäßige UPT, die durch Fachzahnärzte oder Spezialisten betreut wird, stabilisiert die Therapieergebnisse. Nach aktiver Parodontitistherapie und unter der Voraussetzung regelmäßiger UPT lassen sich für parodontal geschädigte Zähne über durchschnittlich zehn Jahre Überlebensraten zwischen 87 und 96 % realisieren. Selbst für Zähne mit einem approximalen Knochenabbau zwischen 60 und 80 % der Wurzellänge zu Beginn der parodontalen Therapie wurde unter der Voraussetzung regelmäßiger UPT eine Überlebensrate von 93 % erreicht. Demnach weisen parodontal geschädigte Zähne nach sachgemäßer Therapie vergleichbare Zehnjahresüberlebensraten wie Endpfeilerbrücken (89,2 %) und implantatgetragene Einzelkronen auf (89,4 %). Das heißt, dass selbst parodontal geschädigte Zähne zumindest so lange halten wie Endpfeilerbrücken und enossale Implantate.
Keywords: Parodontitis, Zahnverlust, Langzeitergebnisse, unterstützende Parodontitistherapie
Pages 237-258, Language: GermanChristgau, MichaelWelchen Stellenwert haben sie heute in der regenerativen Parodontitistherapie?Das ideale Ziel einer Parodontitistherapie ist die Regeneration der infolge des Entzündungsprozesses verloren gegangenen parodontalen Stützgewebe. In der Vergangenheit wurden hierfür unterschiedliche Therapiemethoden in der Literatur vorgeschlagen. Die Verwendung von Knochen- und Knochenersatzmaterialien zur Auffüllung parodontaler Defekte ist eine bei Zahnärzten beliebte und weit verbreitete Methode. Diese Maßnahmen können klinisch eine Reduktion der Sondierungstiefen und röntgenologisch eine sichtbare Defektauffüllung bewirken. Jedoch zeigten die meisten histologischen Studien, dass die alleinige Verwendung dieser Materialien zu keiner vorhersagbaren parodontalen Regeneration, sondern in der Regel zur Ausbildung eines langen Saumepithels führt. Aus heutiger Sicht dienen diese Materialien vielmehr als biokompatible Defektfüller, die der parodontalen Wunde eine mechanische Stabilität verleihen. Unter klinischen Bedingungen ist eine parodontale Regeneration derzeit nur mit zellokklusiven Membranen (GTR) oder Schmelzmatrixproteinen (EMD) möglich. Bei gefährdetem Raumerhalt scheint eine Kombination von GTR oder EMD mit Knochenmaterialien zu besseren Heilungsergebnissen zu führen, wenngleich der histologische Nachweis dieser Überlegenheit noch weitgehend aussteht. Ausgehend von der derzeitigen Datenlage wird die Verwendung von autogenem Knochen oder deproteinisiertem Rinderknochen favorisiert.
Keywords: Parodontale Regeneration, parodontale Therapie/Chirurgie, intraossäre Defekte, Furkationsdefekte, Knochen, Knochenersatzmaterialien, gesteuerte Geweberegeneration, Schmelzmatrixproteine
Pages 259-266, Language: GermanThalmair, Tobias / Fickl, Stefan / Hinze, Marc / Bolz, Wolfgang / Wachtel, HannesSchonende und minimalinvasive Therapieverfahren sind ein fester Bestandteil der modernen Zahnheilkunde. Interproximaler Gewebeverlust nach Parodontaltherapie wird heute bevorzugt mit der Säureätztechnik und hochästhetischen Kompositen ausgeglichen. Rezessionsdeckungen oder präprothetische Gingivaverdickungen haben durch die Entwicklung der unterminierenden Tunneltechnik aus ästhetischer Sicht deutlich an Vorhersagbarkeit gewonnen. Die Auswirkungen der Resorptionsvorgänge im Implantatsitus nach vorhergegangener Extraktion können durch eine Bindegewebeaugmentation verringert werden, wodurch sich das implantologische Endergebnis verbessern lässt.
Keywords: Zahnwanderungen, "schwarze Dreiecke", Kieferorthopädie, Frontzahnverbreiterung, Gingivaverdickung, Extraktionsalveole, Punchtechnik
Pages 267-279, Language: GermanPurschwitz, Regina / Dannhauer, Karl-Heinz / Jentsch, HolgerPatienten mit aggressiver Parodontitis weisen innerhalb kürzester Zeit oft hohe Attachmentverluste auf, und die Prognose der betroffenen Zähne scheint fraglich zu sein. Die in der nachfolgenden Falldokumentation beschriebene 43-jährige Patientin suchte erstmals vor zwölf Jahren mit starken Beschwerden unsere Poliklinik auf. Schwere Entzündungen mit Exsudation an mehreren Zähnen, Sondierungstiefen bis 10 mm, erhöhte Zahnbeweglichkeit und sekundäre Zahnstellungsänderungen waren auffällig. Die Diagnostik dieser generalisierten aggressiven Parodontitis sowie der Verlauf der parodontologischen und kieferorthopädischen Therapie, die von 1997 bis 1999 erfolgte, werden dargestellt. Die unterstützende Parodontitistherapie umfasste den Zeitraum 1999 bis 2008. Die im Jahresabstand vorgenommenen Reevaluationen der Befunde zeigten in den Jahren 2003, 2006 und 2007 die Notwendigkeit eines erneuten Scaling und Root Planing an. Durch regelmäßige Teilnahme an der unterstützenden Parodontitistherapie konnte das ästhetisch befriedigende und funktionell stabile Ergebnis bis heute gehalten und damit der Wunsch der Patientin nach maximalem Zahnerhalt erfüllt werden.
Keywords: Aggressive Parodontitis, Exsudation, kombiniert parodontologisch-kieferorthopädische Therapie, implantologische Therapie
Pages 281-298, Language: GermanMangold, Silvia / Schlagenhauf, Ulrich / Meyer-Marcotti, PhilippCyclosporin A (CsA) wird vor allem in der Transplantationsmedizin verwendet, um einer Transplantatabstoßung des Empfängerorganismus vorzubeugen. Eine häufige Nebenwirkung dieses Medikaments sind gingivale Wucherungen. Die Ätiologie ist multifaktoriell1. Neben genetisch determinierten Prädispositionsfaktoren2 können auch eine Anreicherung von Cyclosprin A im Speichel oder Sulkusfluid, die Dauer der Einnahme des Medikaments, das Alter des Patienten und der Mundhygienestatus einen Einfluss ausüben3. Diese Falldokumentation zeigt die erfolgreiche nichtchirurgische Therapie einer generalisierten chronischen Parodontitis bei einem immunsupprimierten Patienten mit massiven Gingivawucherungen. Die Parodontaltherapie in Form von Scaling und Root Planing in Kombination mit einer adjuvanten systemischen Antibiose führte bei dem Patienten zu einem deutlichen Rückgang der parodontalen Entzündung und auch der Wucherungen. Durch die zusätzliche häusliche Anwendung von 1%igem Chlorhexidingel einmal täglich über einen Zeitraum von zwei Wochen und die Durchführung supragingivaler Zahnreinigungen alle vier Wochen konnten die gingivalen Wucherungen auf ein Minimum reduziert werden.
Keywords: Medikamenteninduzierte Gingivawucherungen, Cyclosporin A, Immunsuppression, generalisierte chronische Parodontitis, adjuvante Antibiotikagabe, Chlorhexidin