Mit Spannung erwarte ich viermal pro Jahr das Erscheinen der PARODONTOLOGIE: Meist bleibt bei der Präsentation der Patientenfälle jedoch die Frage offen, wie sich die modernen Behandlungsverfahren auch wirtschaftlich umsetzen lassen. In der deutschen zahnärztlichen Ausbildung findet eine adäquate Schulung in wirtschaftlichen Fragen nicht statt und auch im Berufsleben geht es häufig eher darum, kassen- oder versicherungs-/beihilfegenehm abzurechnen.
Diese Woche erscheint Ausgabe 1/2018 der PARODONTOLOGIE. Abonnenten und Mitglieder der DG PARO erhalten kostenlosen Zugang zur Online-Version. Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie im Quintessenz-Shop, dort können Sie auch ein kostenloses Probeheft bestellen.
Forderungen nach Gebührenanpassungen werden von Verordnungsgebern seit Jahrzehnten mit einem Lächeln quittiert. Mit der Handvoll dramatisch unterbewerteter Gebührenpositionen in der GOZ/BEMA lässt sich eine evidenzbasierte und nachhaltige parodontale Therapie unter betriebswirtschaftlichen Aspekten nicht durchführen. Dies erklärt die im Verhältnis zur Prävalenz parodontaler Erkrankungen sehr geringe Anzahl abgerechneter Fälle in Deutschland. Erläuterungen aus Beihilfeverordnungen, wonach weder die besondere Qualifikation des Behandlers, noch besondere Techniken oder der Zeitaufwand eine Rechtfertigung angemessener Steigerungsfaktoren darstellen, sprechen eine deutliche Sprache.
Eine Steigerung der parodontalen Behandlungsqualität ist in der Breite nur erreichbar, wenn auch eine angemessene Honorierung zur Verfügung steht. Aufwandbezogen bedeutet dies, dass fast alle GOZ-Positionen der Parodontologie im zweistelligen Steigerungsbereich angesetzt oder die Bewertung der Positionen drastisch angehoben werden müssten. Diese deutschen Realitäten führen regelmäßig zur Delegation der Parodontitistherapie an geringer qualifizierte Mitarbeiter oder Kollegen.
Nun sind Sie, liebe Leser, gefordert, die Fälle in dieser und den kommenden Ausgaben genau auf ihre Realitätsnähe zu prüfen! Mitglieder der Redaktion haben parodontale Behandlungsfälle versierter Kollegen aus unserem Fachgebiet zur Verfügung gestellt, um diese bezüglich Kosten, Zeitaufwand unterschiedlicher Mitwirkender und adäquatem Gewinn zu analysieren. Wenn wir Sie mit diesen Beispielen motivieren können, das Potenzial natürlicher Zähne im Sinne unserer Patienten intensiver zu nutzen, ist viel erreicht. Ausgabe 1/2018 bildet den Einstieg in eine Diskussion rund um das Thema Honorar. Kommen Sie mit uns ins Gespräch, wir sind gespannt auf Ihr Feedback (unter: parodontologie@quintessenz.de)!
Ihr
Dr. Raphael Borchard, Münster Redaktionsmitglied PARODONTOLOGIE