Mehr als 890 kenianischen Kindern ermöglichte die humanitäre Hilfsorganisation Dentists for Africa (DfA) in den vergangenen 20 Jahren ein besseres Leben mit Zukunftsperspektiven. Das Konzept: Paten aus Deutschland zahlen die Schul- oder Ausbildung für ein besonders bedürftiges Kind in Kenia. Dabei setzt der Verein hohen Wert auf Transparenz, niedrige Verwaltungskosten und auf die Hilfe zur Selbsthilfe. Viele ehemalige Patenkinder können sich heute dank ihrer Ausbildung selbst versorgen und unterstützen die Arbeit von DfA vor Ort. DfA möchte auch nach 20 Jahren weitere Pateneltern für das Projekt gewinnen.
Gründungsgedanke: Die Not der Kinder lindern
1999 gründete der Zahnarzt Dr. Hans-Joachim Schinkel Dentists for Africa mit dem Ziel, die mittellose Bevölkerung Kenias zahnärztlich zu versorgen. Die Ärzte im Freiwilligeneinsatz bekamen schnell die Hauptsorge der Einheimischen mit: „Wie schaffen wir es, dass unsere Kinder zur Schule gehen können? Und wie können die vielen Waisen zur Schule gehen?“
„Was uns persönlich betroffen gemacht hat, war die Not der Kinder“, erklärt Dr. Hans-Joachim Schinkel zur Gründungsidee des Patenschaftsprojektes 2002. Bis heute gibt es eine hohe Zahl an Waisenkindern. Viele davon leben in sogenannten „Kinderfamilien“. Sie haben keine Erwachsenen als Bezugspersonen, sondern helfen sich gegenseitig und müssen für ihren Lebensunterhalt komplett selbst aufkommen. Die Ärzte sahen, dass den Kindern und Jugendlichen durch ihr Schicksal jegliche Chance, ihr Leben selbst zu gestalten, genommen wird. Um die Bedürftigsten unter ihnen zu unterstützen, ergänzte der Verein 2002 seine zahnärztlichen Tätigkeiten um das Patenschaftsprojekt.
Situation der Bevölkerung
Etwa die Hälfte der Bevölkerung in Kenia ist unter 18 Jahre alt. Mehr als zwei Millionen Kinder wachsen ohne Eltern auf und etwa 35 Prozent der Kinder arbeiten täglich, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen beziehungsweise ihre Familie zu unterstützen. Kenia ist stark von Aids-Infektionen betroffen. In der Region Kisumu, in der Dentists for Africa auch aktiv ist, liegt die Aids-Rate bei fast 20 Prozent. Daher sind viele Kinder Waisen oder Halbwaisen.
Die extremen Preissteigerungen der vergangenen Monate – vor allem für Lebensmittel und Energie – haben in Kenia die Lage vieler Kinder und Jugendlicher deutlich verschlechtert. DfA leistet für die Familien des Patenschaftsprojekts Soforthilfe mit Lebensmitteln, Samen und Düngemitteln sowie finanziellen Unterstützungen.
So funktioniert die DfA-Patenschaft
Die Kinder werden über das Komitee der Witwenkooperative St. Monica Village, die ebenfalls von DfA unterstützt wird, in das Patenschaftsprogramm aufgenommen. Das größte Anliegen der Witwen ist es, die bedürftigsten Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Lokale Partner und Mitarbeiter verwalten das Projekt und halten direkten Kontakt zu den Kindern. Mädchen und Jungen werden in gleicher Anzahl mit Eintritt in die Grundschule aufgenommen. Die deutschen Paten übernehmen anfallende Kosten für die schulische und berufliche Ausbildung oder für Lebensmittel. Der Verein sucht stetig neue Paten und Spendengelder.
Rita Heinke und Rolf Wernicke sind seit 2005 Pateneltern bei DfA. Damals übernahmen sie die Patenschaft für das Waisenkind Japhet Kibet. 2006 lernten sie Japhet persönlich in Kenia kennen. Sie besuchten die Großmutter, die Japhet und seinen Bruder Davis Kiprono aufgenommen hatte. Infolgedessen übernahmen Frau Heinke und Herr Wernicke auch die Patenschaft für Davis. Heute arbeitet Japhet als Zahnarzt und Davis als Lehrer. „Wir sind stolz und dankbar, zwei jungen Kenianern die Chance auf ein erfolgreiches und selbstbestimmtes Leben ermöglicht zu haben. Aktuell haben wir zwei weitere Patenschaften“, so Rolf Wernicke.
Wer an einer Patenschaft interessiert ist, kann über die Webseite Kontakt aufnehmen. Die Kosten für eine Patenschaft starten bei 1,10 Euro pro Tag. Es ist auch möglich, eine Patenschaft mit mehreren Personen gemeinsam oder als Unternehmen abzuschließen.
Vorteile einer DfA-Patenschaft
- Direkte Hilfe: Beträge, die der Pate zahlt, kommen dem Patenkind zu 100 Prozent und direkt zugute. Es werden nur die Kosten, die für das Patenkind anfallen, in Rechnung gestellt.
- Transparenz: DfA stellt die Quittungen und Rechnungen für jedes einzelne Kind zur Verfügung.
- Nachhaltigkeit: DfA ermöglicht seinen Patenkindern eine Ausbildung und damit eine Chance, sich und andere in Zukunft selbst versorgen zu können und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
- Educational Fund: Haben unterstützte Jugendliche ihre Ausbildung abgeschlossen und verdienen ihr eigenes Geld, zahlen sie 10 Prozent der Summe, die sie erhalten haben, und unterstützen damit die Ausbildung weiterer Kinder.
- Persönlicher Kontakt: Direkter Briefkontakt mit dem Schützling ermöglicht es den Paten, den Werdegang des Kindes zu verfolgen. In regelmäßigen Abständen werden Patenreisen organisiert, sodass Pateneltern ihr Kind und das Land persönlich kennenlernen können.
Das Patenschaftsprojekt in Zahlen
429 Kinder sind zurzeit in ihrer Schul- oder Berufsausbildung beispielsweise als Zahntechniker, Medizintechniker, Architekten, Pharmazeuten, Lehrer oder Friseure. 436 Patenschaften wurden erfolgreich mit einer Berufsausbildung abgeschlossen. 163 Kinder und Jugendliche werden durch weitere Maßnahmen und Projekte unterstützt. 99 Kinder stehen aktuell auf der Warteliste für eine Schul- oder Berufsausbildung. Mehr Informationen auf der Website Dentists for Africa.