Welche Themen und Trends werden die Zukunft der Zahnärzte bestimmen? Dafür ein Gespür zu haben, sich darauf auszurichten und gleichzeitig das eigene Unternehmen dafür richtig aufzustellen ist eine Herausforderung für alle im Dentalmarkt tätigen Firmen. Welche Trends es in der Implantologie gibt, welche Rolle die Menschen für den Erfolg eines Unternehmens spielen, wie man den Wandel und Übergänge erfolgreich meistern kann und wie Zahnarztpraxen von diesem Wissen profitieren können, darüber gibt Michael Ludwig, Geschäftsführer von Camlog in Wimsheim, im Interview mit Quintessence News Auskunft. Seit 2018 ist Camlog auch Premium Partner des Deutschen Zahnärztetags und steht im Netzwerk der Kompetenzen für den Bereich „Implantologie“.
Das wissenschaftliche Programm des Deutschen Zahnärztetags stellt Trends auf den Prüfstand. Die Implantologie ist ja lange kein Trend mehr, aber auch hier gibt es immer wieder neue Entwicklungen und Veränderungen. Sie stehen im „Netzwerk der Kompetenzen“ als Premium Partner des Deutschen Zahnärztetags für das Kompetenzfeld Implantologie. Was sind aus Ihrer Sicht die Zukunftstrends in der Implantologie?
Michael Ludwig: Es ist immer schwierig, die Zukunft vorherzusagen. Für mich ist die Frage, welche Trends aktuell schon da sind und das Potenzial haben, in Zukunft eine noch viel größere Rolle zu spielen als heute. Hier sind unbestritten die Bereiche um das periimplantäre Hart- und Weichgewebe zu nennen. Die Materialien und Methoden zur Sicherstellung langfristig gesund integrierter Implantatversorgungen werden sich in den kommenden Jahren weiter verfeinern und Sie dürfen auf diesem Gebiet auch von Camlog Weiterentwicklungen erwarten. Weiterhin verfolgen wir mit Interesse die zunehmende Verzahnung der Zahnmedizin mit der Allgemeinmedizin. Für Keramikimplantate sehe ich eine gute Zukunft, weil die Patienten weiße Materialien lieben und heute und in Zukunft immer ausgereiftere Produkte zur Verfügung stehen werden.
Ein weiterer Punkt, den ich ansprechen möchte, liegt auf der Hand: die Digitalisierung der Arbeitsprozesse in Praxis und Labor schreitet rasant voran. Unsere Philosophie bei Camlog ist, dass wir diese Techniken für alle unsere Kunden erschließen und sie dabei aktiv begleiten – ohne sie jedoch in eine bestimmte Richtung zu drängen. Zudem verändern aktuell der Generationenwechsel und die Feminisierung, die Bildung von Dentalketten und Medizinischen Versorgungszentren die Praxislandschaft und Laborlandschaft nachhaltig. Dies wird auch noch eine Weile anhalten.
Wie wird die Digitalisierung die Implantologie verändern und wie können sich Zahnärzte – und auch Zahntechniker – darauf am besten einstellen?
Ludwig: Digitale Plattformen verändern nicht nur die Märkte, sondern die gesamte Wirtschaft und das soziale Leben. Sie prägen eine neue Ära wirtschaftlichen Handelns und sind richtungsweisend für neue Geschäftsmodelle und Beziehungen zu allen Marktpartnern. Die Durchdringung digitaler Arbeitsprozesse wird sich in den nächsten Jahren noch mehr beschleunigen. Alles, was automatisiert werden kann, wird über kurz oder lang automatisiert werden −je praktikabler die technischen Systeme werden, desto schneller.
Der Patient als Mensch und mit all seinen Wünschen, Bedürfnissen und seiner Einzigartigkeit, steht jedoch weiterhin im Mittelpunkt. Emotionen und menschliche Beziehungen können nicht digitalisiert werden. Dies gilt für die Arzt-Patient-Beziehung ebenso wie für die Arzt-Zahntechniker- und die Zahntechniker-Patient-Beziehung. Wir sehen hier für alle Berufsgruppen noch großes Potenzial, um freiwerdende Kapazitäten anderweitig wertsteigernd im Sinne der Patienten und Kunden einzusetzen. Dies erfordert Kreativität und Mut, Dinge anzuschieben, von denen man heute noch nicht weiß, ob sie morgen erfolgreich sein werden. Experimentierfreude und Vertrauen in das eigene Bauchgefühl sind wichtige Unternehmereigenschaften. Auf diesem Weg möchten wir unseren Kunden ein wertvoller Ansprechpartner sein.
„Sie müssen sich als Implantatanbieter heute mehr denn je die Frage stellen, welche Mehrwerte Sie zu bieten haben“
Welche Unterstützung und welchen Support müssen Sie als Unternehmen leisten, damit ihre Kunden in der Implantologie erfolgreich mit der Zeit gehen können?
Ludwig: Mit dieser Frage setzen wir uns bei Camlog seit der Unternehmensgründung permanent auseinander und deren Beantwortung ist ganz eng mit dem Unternehmenserfolg verknüpft. Sie müssen sich als Implantatanbieter heute mehr denn je die Frage stellen, welche Mehrwerte Sie zu bieten haben. Die Qualität der Produkte selbst und alle Basisleistungen um das Produkt herum, wie eine gute telefonische Erreichbarkeit, kompetente Ansprechpartner im Vertrieb mit Service vor Ort sowie unbürokratische Hilfe im Falles eines Falles, sind nach wie vor extrem wichtig und dürfen bei allen technischen Weiterentwicklungen, gerade auch im Bereich der Kundenkommunikation, nicht leiden. Wir sind da, wenn man uns braucht.
Darüber hinaus haben wir uns schon sehr früh ein sehr breites Portfolio an Kompetenzen aufgebaut, um unsere Kunden individuell zu beraten und beim Erreichen ihrer persönlichen Ziele zu unterstützen. Dies beginnt mit speziellen Programmen für gründungswillige Zahnärzte und Chirurgen bis hin zu Fragen der Praxisübergabe. Darüber hinaus gehören wir im Bereich der Implantologie zu den größten Fortbildungsanbietern in Deutschland. Alle unsere Kurse, Seminare, Workshops und Kongresse zielen darauf ab, unsere Kunden noch erfolgreicher zu machen.
„Meine Praxis – meine Zukunft“ heißt es beim diesjährigen Kongress des Deutschen Zahnärztetags. „Mein Unternehmen – meine Zukunft“ heißt es für Geschäftsführung und Mitarbeiter bei Camlog. Sie haben in den vergangenen Jahren sehr viel in den Bereich Mitarbeiter investiert, auch um junge, qualifizierte Kräfte zu finden und zu binden. Wie sind Sie dabei vorgegangen und zahlt es sich aus?
Ludwig: Bei dem Wachstum von Camlog in den vergangenen Jahren war und ist es entscheidend, permanent die Augen und Ohren offen zu halten, um geeignete neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Bord zu holen und ins Team zu integrieren. Oder mit anderen Worten: „Hire for character“. Dass wir dabei bisher ein ganz gutes Gespür gehabt haben, beweist unser anhaltender Erfolg am Markt, der ohne eine funktionierende Organisation und eine gesunde Unternehmenskultur nicht möglich wäre. Es ist uns gelungen, ein Team zu bilden, das in der „Champions League“ der Dentalbranche mitspielt.
Dieses Team ist ein wesentlicher Schlüssel des Erfolges. Wir haben eine ausgezeichnete Mischung aus Professionalität und familiärem Charakter, aus Erfahrung und jugendlichem Esprit. Entscheidend ist, immer am Ball zu bleiben. Die Vergangenheit ist wichtig. Sie gibt uns Identität. Sie vermittelt Werte, die es zu bewahren gilt. Und dennoch: Wir leben im Hier und Jetzt. Wir müssen heute handeln, um unser Morgen vorzubereiten – nach vorne schauen, Dinge anschieben, die uns wichtig sind, und die Gelegenheiten nutzen. Dies gilt auch in der Mitarbeiterrekrutierung und -führung.
„Heute braucht es einen kooperativen Führungsstil“
Mitarbeiterführung und gutes Betriebsklima gelten vielen ja als eher weiche und teure Themen, am Ende müssen die Zahlen stimmen. Wie gehen harte Zahlen und Betriebswirtschaft und Mitarbeiterorientierung zusammen?
Ludwig: Das geht sehr gut zusammen, die Menschen machen das Geschäft. Viele glauben, man könne den Erfolg anhand von Zahlen und Businessplänen vorbestimmen. Die Menschen sind wichtiger als das Businessmodell. Gute Mitarbeiter sind alles. Haben sie Feuer in den Augen? Haben sie eine gute Geschichte?
Das größte Hindernis für Kreativität in Unternehmen sind Vorgesetzte, die nur ihre eigenen Ideen gut finden. Wer heute die besten Mitarbeiter haben will, muss ihnen Raum geben, sich zu entfalten und eine Atmosphäre schaffen, in der sie sich wohlfühlen. Heute braucht es einen kooperativen Führungsstil. Dazu braucht man gute Kommunikation und viel Empathie. Ich habe früh gelernt, wie motivierend es für das Team ist, wenn man als Chef offen mit seinen Fehlern umgeht. Für mich ist Mitarbeiterführung eine Herzensangelegenheit. Mein Motto lautet: „Führen mit Herz, steuern mit Verstand“.
Sind Ihre Erfahrungen und die von Ihnen angestoßenen Prozesse auch geeignet, um in Zahnarztpraxen und Dentallaboren beim Thema Mitarbeiter Impulse für die Zukunft zu setzen? Sie haben das Fortbildungsangebot ja genau um diese Themen der Unternehmensführung erweitert.
Ludwig: Viele unsere Kunden sind beim Thema Mitarbeiterführung, -gewinnung und -bindung schon sehr gut aufgestellt und durchaus kreativ. Es ist für uns immer wieder spannend, diese Themen mit unseren Partnern zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen. Die Grundprinzipien der Mitarbeiterführung sind ja die gleichen und hängen nicht von der Art des Unternehmens ab.
Wir bei Camlog haben Führungsthemen frühzeitig aufgegriffen, weil es unsere Überzeugung ist, dass sie für den Unternehmenserfolg entscheidend sind. Wir bekommen speziell zu diesen Themen sehr viel Resonanz und Bestätigung – in persönlichen Gesprächen mit unseren Kunden ebenso wie auf unser Fortbildungsangebot. Nehmen wir nur mal unsere Seminarreihe in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen. Auch dort sind die Themen Mitarbeiterführung und das Führen von Teams ein ganz wichtiger Baustein.
Sie haben auch den Wechsel in der Geschäftsführung langfristig angelegt. Ein großer Teil der älteren Zahnärztinnen und Zahnärzte steht vor der Herausforderung, ihre Praxis an einen Nachfolger zu übergeben. Können Sie aus Ihrer Erfahrung Tipps geben, wie so ein Prozess gut läuft?
Ludwig: Man darf heute nicht an seiner Position haften, sondern muss den Übergang rechtzeitig gestalten. Effiziente und moderne Unternehmensführung verlangt nicht nur eine Partnerschaft „auf Augenhöhe“, sondern auch eine Anpassung „auf Altershöhe“. Für mich persönlich ist es schön, auf dem beruflichen Höhepunkt loslassen zu können und die Verantwortung in jüngere Hände zu übergeben.
Wann dafür der richtige Zeitpunkt gekommen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wichtig ist, die Nachfolge nicht dem Zufall zu überlassen, sondern langfristig die Weichen zu stellen. Bei Camlog haben wir dies getan, indem wir die Entwicklung potenzieller Nachfolger gezielt gefördert haben – und irgendwann erntet man dann auch die Früchte einer vorausschauenden Unternehmensplanung. Mit Martin Lugert und Markus Stammen haben wir zwei herausragende Persönlichkeiten gefunden, die sich exzellent ergänzen und mit denen ich meine Philosophie der Unternehmensführung teile.
Natürlich ist es in einer Zahnarztpraxis und in einer Eigentümerstruktur nicht so einfach, die Nachfolge aus den eigenen Reihen zu organisieren. Wer nicht von heute auf morgen einen Kaufinteressenten mit einem attraktiven Angebot findet – und das werden die meisten sein –, der sollte darüber nachdenken, den Übergang zum Beispiel mit einem Partnermodell zu gestalten. Und auch hier führt der erste Versuch nicht zwangsläufig gleich zum Erfolg. Man sollte eine lange Vorlaufphase einplanen und ausreichend Zeit für eventuelle Neuanläufe, so dass ich den Faktor Zeit und langfristige Planung auch hier herausheben möchte.
Ein Firmenporträt lesen Sie hier: „Implantologie und Prothetik – innovativ und zukunftsorientiert“