Zum Welttag der Patientensicherheit am 17. September 2021 erinnerte die Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V., Hannelore König, an die Rolle der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ärztlichen und zahnärztlichen Praxen bei der sicheren Betreuung und Behandlung der Patientinnen und Patienten. Sie wies aber auch auf den Fachkräftemangel und die niedrigen Gehälter in diesen Berufen hin.
„Das Motto ‚Sicher vom ersten Atemzug an‘ trifft in besonderem Maße auf die Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten zu“, so Hannelore König. „MFA und ZFA sind die ersten Kontaktpersonen in den Praxen im ambulanten Gesundheitswesen. In den Haus- und Facharztpraxen legen sie als Kommunikationsprofis die Basis für ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Patientinnen und Patienten. In Zahnarztpraxen betreuen sie die Kleinsten noch vor dem ersten Zahn bis ins hohe Alter.“
Fülle von Aufgaben und Anforderungen
Aber nicht nur in dieser Mittlerfunktion zeige sich der Aufgabenbereich von MFA und ZFA in Fragen der Patientensicherheit. „Auch bei der Behandlungsassistenz, der Übernahme delegierbarer Leistungen, im Hygiene- und Qualitätsmanagement sowie bei der Dokumentation von Behandlungsabläufen leisten die Kolleginnen und Kollegen ihren Beitrag zur Sicherheit für die Patientinnen und Patienten“, so Hannelore König weiter. „Dass es dafür notwendig ist, ständig auf dem Laufenden zu bleiben, zeigt sich einmal mehr in der Corona-Pandemie, in der das Hygiene- und Impfmanagement neu strukturiert und digitale Anwendungen forciert eingeführt werden mussten. Und kontinuierliche Weiterbildung für mehr Patientensicherheit ist auch bei der zunehmenden Digitalisierung, so bei der Umsetzung der elektronischen Patientenakte, gefragt.“
ZFA und MFA sind Engpassberufe
Probleme sieht Hannelore König allerdings angesichts der schwierigen Fachkräftesituation bei MFA und ZFA, deren Ursache sich aus Sicht der Berufsvertreterin vor allem aus den im Verhältnis zu anderen Gesundheitsberufen niedrigen Gehältern ergibt. Die Bundesagentur für Arbeit hatte beide Berufe bereits 2019 als Engpassberufe eingeordnet. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) verwies kürzlich in einer Studie darauf, dass sich der Fachkräftemangel bei MFA bereits auf die Versorgungstätigkeit der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte auswirke. 15 Prozent der Vertragsarztpraxen hätten auf den Mangel an Personal mit einer Kürzung des Leistungsumfangs für die Patientenversorgung reagiert.
Heute nicht ausgebildete Kräfte fehlen morgen
Ebenso hatte die Bundeszahnärztekammer angesichts zurückgehender Ausbildungszahlen bei ZFA festgestellt, dass die Fachkräfte, die heute nicht ausgebildet werden, morgen in der Assistenz bei zahnärztlichen Behandlungen, in der Betreuung von Patientinnen und Patienten, beim Management von Abrechnung, Verwaltung und der Durchführung der Hygienemaßnahmen fehlten. Damit fehlen auch die ZFA, die nach ihrer Ausbildung gesetzlich geregelte Fortbildungen absolvieren und zum Beispiel als Zahnmedizinische Prophylaxeassistentinnen und -assistenten (ZMP) beziehungsweise Dentalhygienikerinnen und Dentalhygieniker (DH) das hohe Niveau der Zahnprophylaxe in der Bevölkerung sicherstellten.
Politik muss ambulanten Sektor stärken
„Wenn Gesundheitspolitikerinnen und -politiker das Thema Patientensicherheit ernst nehmen wollen, dann müssen sie auch den ambulanten Sektor stärken und den Rahmen dafür schaffen, dass die dort beschäftigten MFA und ZFA ihren Beitrag zur Patientensicherheit leisten können“, so Hannelore König.
Mehr zur Ausbildungssituation in den Zahnarztpraxen im Video-Interview mit dem Geschäftsführenden Vorstand der Bundeszahnärztekammer bei Quintessence News Live vom 15. September 2021 und im Interview vom Juni 2021.