Die Kurzvortragspräsentationen der 4. Gemeinschaftstagung der DGZ und der DGET mit der DGPZM und der DGR²Z fanden vom 26. bis 28. November 2020 pandemiebedingt als reines Online-Format statt. Der DGZ-Verbund stellte dabei medizintechnische Entwicklungen einerseits sowie einen breiten Querschnitt aus der Forschungsarbeit der restaurativen Zahnerhaltung und Endodontie andererseits vor.
Ursprünglich sollte die Tagung des DGZ-Verbundes, bestehend aus Deutscher Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), Deutscher Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET), Deutscher Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) und Deutscher Gesellschaft für Restaurative und Regenerative Zahnerhaltung (DGR2Z) als Präsenzveranstaltung in Dresden stattfinden. Doch die Pandemie vereitelte das Vorhaben und die Veranstalter verlagerten innerhalb kurzer Zeit erfolgreich den Kongress ins Netz – als virtuelles Format aus wissenschaftlichen Kurzvorträgen. Die meisten Hauptvorträge aus der ursprünglichen geplanten Präsenzveranstaltung werden im Rahmen der Online-Angebote der DGZ und der DGET sukzessive präsentiert.
Blick in die Zukunft
Passend zum Tagungstitel „Zahnerhaltung und Endodontie im 21. Jahrhundert – Herausforderungen und technische Innovationen“, stellte der Verbund ingenieurwissenschaftliche Entwicklungen und biowissenschaftliche Grundlagenforschung in der Zahnheilkunde aus dem sächsischen Wissenschaftsstandort an der Elbe als Schwerpunktthemen vor. Die live vorgetragenen Keynote-Lectures behandelten Innovationen in der Medizintechnik. Prof. Frank Brückner (Fraunhofer IWS, Dresden) schilderte eindrucksvoll die Möglichkeiten additiver Fertigungstechniken, die zunehmend auch Eingang in die Zahn-Mund-Kieferheilkunde finden. Bei den bildgebenden Verfahren erläuterte Dr. Julia Walther vom Arbeitsbereich medizinische Physik und biomedizinische Technik der TU Dresden, wie die hyperspektrale Bildgebung und die optische Kohärenztomographie zur Diagnostik von Karies und Weichgewebsveränderungen genutzt werden können.
Forschungsförderprogramme für Nachwuchswissenschaftler
Gerade Nachwuchswissenschaftlern boten die Organisatoren die Möglichkeit, ihre aktuellen Forschungsarbeiten aus den universitären Standorten in Deutschland in mehr als 60 Kurzvorträgen einem interessierten Publikum via Bildschirm zu präsentieren. „Die DGZ legt sehr viel Wert auf die Nachwuchsförderung“, betonte DGZ-Präsident Prof. Christian Hannig, „sowohl über die Forschungsförderlinien der einzelnen Verbundpartner als auch über die Habilitanden-Förderung, die Möglichkeit der DGZ-Juniorspezialisierung und das in Vorbereitung befindliche Doktorandenprogramm.“ Letzteres konnte ebenfalls pandemiebedingt noch nicht umgesetzt werden. So stellte der DGZ-Verbund an dem traditionell vorgeschalteten „DGZ-Tag der Wissenschaften/Universitäten“ Projekte aus den Forschungsförderprogrammen der DGPZM und der DGR2Z vor. Die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen dabei unter anderem, ob sich orale Mikroorganismen an antiseptische Mundspüllösungen adaptieren können oder wie sich Bulkfillkomposite in der ersten und zweiten Dentition im Hinblick auf Randintegrität und Polymerisationsspannungen verhalten (Mehr zu den DGR2Z-Förderprogrammen auf Quintessence News).
Medizintechnische Innovationen haben die endodontische Behandlung vereinfacht und sind nach wie vor wesentlich für die Entwicklung des Fachgebiets. In Kurzvorträgen zum Thema Endodontie stellten Referenten unter anderem die quantitative Polymerase-Kettenreaktion (qPCR) als eine molekularbiologische Methode vor, mit der die Reinigungswirkung unterschiedlicher Spülprotokolle auf die bakterielle Kontamination des Wurzelkanals untersucht werden kann. Darüber hinaus simulierten Forscher Wurzelkanalverläufe und Kanaleingangswinkel und testeten den Substanzverlust bei verschiedenen Aufbereitungssystemen.
Praktische Lösungen nicht alltäglicher Fälle
Im Vortragsblock „Aus der Praxis für die Praxis“, aber auch in anderen Vortragssessions, zeigten Wissenschaftler nicht alltägliche Fälle aus Praxen und Universitätszahnkliniken und deren erfolgreiche Lösung. Sie demonstrierten die Möglichkeit des Vitalerhalts von pulpitischen Molaren über eine Pulpotomie, die intentionelle Replantation als Möglichkeit, Zähne in bestimmten Fällen besser außerhalb des Mundes zu behandeln und anschließend wieder zu replantieren oder wie mit einer modifizierten Tube-Dorn-Apparatur Fragmente aus Wurzelkanälen geborgen werden konnten.
Insgesamt zeigten sich die Tagungspräsidenten Prof. Christian Hannig und Dr. Bijan Vahedi sehr zufrieden mit dem Onlineformat des wissenschaftlichen Kurzvortragsprogramms – „obwohl uns allen natürlich das persönliche Gespräch in den Pausen sehr gefehlt hat“, so Hannig. Beide freuen sich darauf, Teilnehmende und Mitwirkende auf einer der Tagungen der Verbundfachgesellschaften in 2021 – hoffentlich – wieder persönlich begrüßen zu dürfen.