Die Premiere des Deutschen Implantologentags als Gemeinschaftsveranstaltung von DGI, DGOI und Nexte Generation am 26. und 27. November 2021 in Wiesbaden war ein Erfolg. Mehr als 900 angemeldete Teilnehmer unter 2G-Regelung und mit Maskenpflicht vor Ort, dazu rund 450 Online-Anmeldungen verzeichneten die Wissenschaftlichen Leiter Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz und Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas.
Im Fokus standen im Programm übergreifende Themen, so Implantate bei Parodontitispatienten, die Materialauswahl, Grenzen und Möglichkeiten digitaler Tools etc. Den Auftakt machte eine besondere Session zum Thema Bakteriämie und Endokarditis – von zahnärztlicher Seite dargestellt von Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen. Er verdeutlichte die Prozesse beim Übergang parodontaler Keime in die Blutbahn auch anhand von Filmausschnitten aus dem Film „Orale und systemische Gesundheit“ aus der Reihe „Kommunikation der Zellen“. Den medizinischen Part übernahm der Internist und Kardiologe Prof. Dr. Stefan Frantz. Eine Endokarditis sei ein sehr seltenes Ereignis, viele Ärzte bekämen sie in ihrer Praxis nie zu sehen. Ein Risikofaktor sei allerdings die dank neuer OP-Techniken stark steigende Zahl von älteren Patienten mit künstlichen Herzklappen. Hier sei eine Endokarditisprophylaxe unbedingt angezeigt.
Die Vorträge können ebenso wie die Aufzeichnungen der Workshops und des ebenfalls angebotenen Teamprogramms in Kürze und noch bis zum 15. Januar 2022 online abgerufen werden. (Bericht folgt)
Neuer Vorstand stellt sein Programm vor
Traditionell wechselt alle drei Jahre mit der Vorstandswahl anlässlich der Jahrestagung die Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Um die Dualität von Praxis und Wissenschaft in der DGI abzubilden, besteht der Vorstand der Gesellschaft jeweils zur Hälfte aus Zahnärztinnen und Zahnärzten aus der Praxis sowie Hochschullehrern und -lehrerinnen. Die Präsidentschaft wechselt turnusmäßig alle drei Jahre zwischen diesen beiden Gruppierungen.
Der neue Vorstand wurde am 27. November 2021 von der Mitgliederversammlung der DGI gewählt.
- Präsident: Prof. Dr. Florian Beuer MME, Berlin (er musste als designierter Präsident nicht mehr gewählt werden)
- neu gewählt: Vizepräsident: Dr. Christian Hammächer, Aachen (er ist damit designierter nächster Präsident der DGI)
- Pastpräsident: Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz
- neu gewählt: Schriftführer: Prof. Dr. Stefan Wolfart, Aachen
- neu gewählt: Schatzmeister: PD Dr. Dr. Eik Schiegnitz, Mainz (bisher und weiterhin auch Leitlinienverantwortlicher)
- neu gewählt: Fortbildungsreferent: Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Mainz
- im Amt bestätigt: Pressesprecherin: Dr. Dr. Anette Strunz, Berlin
Zahntechniker ins Boot holen
Beuer kündigte im Pressefrühstück an, dass er die Prothetik stärker in den Fokus der Implantologie rücken wolle. Von Werkstofffragen bis Digitalisierung gebe es hier viele für den Langzeiterfolg der Implantologie wichtige Aspekte, die es zu bearbeiten und für die Praxis zu vermitteln gelte. Dazu gehöre auch, die Zahntechniker ins Boot zu holen. Sie sollen in der DGI eine fachliche Heimat finden. Ihm bereite Sorge, dass immer weniger junge Menschen den Beruf des Zahntechnikers ergreifen wollen. Aber ohne qualifiziferte Zahntechniker sei eine erfolgreiche Versorgung der Patienten gerade in der Implantologie nicht möglich. Derzeit sind etwa 150 Zahntechniker Mitglied in der DGI, hieß es auf Nachfrage.
Außerdem stehen die Internationalisierung durch eine engere Zusammenarbeit mit internationalen Fachgesellschaften wie der EAO und AO und die Information der Patienten im Fokus. Hier könne man sich eine eigene App vorstellen, die neben Informationen zu Implantaten und Implantatpflege auch alle Informationen zu einem gesetzten Implantat, zu Abutments, Prothetik, verwendeten augmentativen Materialien etc. enthalte, so Beuer. Mit Prof. Dr. Stepfan Wolfart ist aktuell ein zweiter Prothetiker im DGI-Vorstand vertreten.
Neben diesen neuen Aspekten geht aber auch die Arbeit an den Leitlinien weiter. Aktuell werden die in der alle fünf Jahre stattfindenden großen Leitlinienkonferenz Ende September 2021 diskutierten und überarbeiteten Leitlinien finalisiert, wie Prof. Dr. Dr. Eike Schiegnitz berichtete. Auch die Fortbildungsarbeit werde intensiv fortgesetzt, so Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas. Digitale Formate seien eine gute Möglichkeit des Wissensupdates und würden gut angenommen, aber gerade in der Implantologie seien Präsenzveranstaltungen mit praktischen Teilen unverzichtbar. Die in Wiesbaden aufgenommenen medizinischen Aspekte sollten verstärkt werden, kündigte er an. Dazu gehöre auch, dass zahnärztliche Referenten stärker bei Medizinerkongressen präsent seien. Die Hoffnung, das die neue Approbationsordnung den künftigen Zahnärztinnen und Zahnärzten einen besseren Einstieg in eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den ärztlichen Kollegen erlauben werde, müsse er allerdings enttäuschen.
Niedrigschwellige Angebote für den Berufsnachwuchs
Für den Berufsnachwuchs soll es aber mehr niedrigschwellige Angebote in der Fortbildung geben, die vor dem Curriculum angesiedelt seien, wie Dr. Dr. Anette Strunz, ankündigte. Hier stehe die Vermittlung praktischer Fähigkeiten und chirurgischen Wissens im Fokus. Auch die Präsenz mit einem eigenen Programm beim Dental Summer sei geplant
Sie wies zudem auf die Bedeutung des Praxisteams hin. Auch hier soll es Initiativen geben – der Teamday auf dem Kongress sei ein wichtiger Start, so Strunz. Ziel sei es gewesen, Wissen aus der Praxis für die Praxis zu vermitteln. Auch die Vorträge des Teamdays stehen in Kürze und noch bis zum 15. Januar 2022 zum Abruf zur Verfügung (mehr Informationen auf der Kongressseite). (MM)
Titelbild: Der neue Vorstand der DGI (von links): Dr. Christian Hammächer, Prof. Dr. Stefan Wolfart, Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, PD Dr. Dr. Eik Schiegnitz, Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz, Dr. Dr. Anette Strunz, Berlin, Prof. Dr. Florian Beuer MME