Die Lebensqualität von Patienten zu verbessern ist das erklärte Ziel von Nobel Biocare. Nicht immer bietet sich die Möglichkeit für High-End Versorgung. So zum Beispiel in entlegenen Regionen fernab der reichen Industrienationen. Umso wichtiger ist uns die Unterstützung von High-End Engagement von Organisationen wie „Dentist the World”. Gegründet von zwei jungen Zahnärzten in Wien bietet die auf Freiwilligenarbeit basierende Organisation weltweit Schmerztherapie, Aufklärung von Kindern und ihren Familien sowie Aus- und Weiterbildung von lokalem Fachpersonal. Lesen Sie hier den Erfahrungsbericht von Teodora Lepadatescu, Zahnärztin in Ausbildung an der Charité Berlin.
Zahnmedizin auf Swahili
Vom 19. zum 30. März haben sich 20 Zahnärzte und Zahnmedizinstudenten aus neun europäischen Ländern in Sansibar eingefunden, um über die wohltätige Organisation „Dentist The World” zahnmedizinische Versorgung zu liefern. Zusammen wollten wir Aufklärung/Prophylaxe, Aus- und Weiterbildung lokaler Zahnärzte sowie akute Schmerztherapie vor Ort bieten.
Sansibar ist eine Gruppe von Inseln, die sich an der Ostküste Afrikas im Indischen Ozean befindet, und ist einer der beliebtesten Urlaubsorte der Welt. Mit seinen paradisieschen Stränden, türkisfarbenem Wasser sowie exotischer Flora und Fauna zieht es jährlich mehr und mehr Touristen an. Doch für die Einwohner der Insel zeigt sich ein ganz anderes Bild, weit ab vom Komfort der Luxushotels.
Auf der Insel ist die zahnmedizinische Versorgung schwer zu erhalten. In einem dreijährigen College werden sogenannte „dental therapists” ausgebildet, gelehrt wird hauptsächlich wie Zähne gezogen werden. Dabei sind sie regelrechte Meister, die mit den wenigen Instrumenten, die zur Verfügung stehen, auch tief zerstörte Zähne und Wurzelreste entfernen. Leider stehen alle anderen Erhaltungstherapien des zahnmedizinischen Spektrums den Einwohnern Sansibars demzufolge nicht zur Verfügung. Es gibt lediglich paar Zahnärzte, die zur Verbesserung der Bedingungen beitragen können. Für die rund 1,5 Millionen Einwohner des Landes sind diese jedoch weitaus zu wenig.
Am ersten Abend gab es ein Kennenlerndinner und eine Begrüßung durch die Organisatoren Dr. Danijel Domic, Michael Staufer und die Kontaktpersonen auf der Insel Dr. Jafferji Ferouz und Dr. Abdulah Muhidini. Eine große Ehre wurde uns durch die Einladung im Gesundheitsministerium erwiesen. Wir wurden vom Minister persönlich anlässlich des weltweiten Tags der Mundgesundheit empfangen.
Vorbeugen ist besser als Heilen
Ein sehr wichtiger Teil unseres Hilfsprojektes war die Präventionsarbeit. Wir hatten ca. 2.000 Zahnbürsten und Zahnpasten mitgebracht, um den Kindern in den staatlichen Schulen das Zähneputzen beizubringen. Nachdem wir uns in Teams aufgeteilt hatten, ging die Arbeit los. Mit Hilfe der Zahnmodelle sind wir von Klasse zu Klasse gelaufen. Da Sansibar der Geburtsort des Queen-Frontmanns Freddy Mercury ist, haben wir den bekannten Hit „We will rock you” in „We will brush teeth” umgewandelt. Die Kinder haben euphorisch mitgesungen und auf den Schulbänken den Rhythmus mitgeklatscht.
Ein besonderer Teil des Projekts war der Besuch im SOS-Kinderdorf, eine Einrichtung, die seit 2016 in enger Verbindung mit „Dentist The World” steht. Es beinhaltet einen Kindergarten mit rund 300 Kindern und eine Grundschule mit rund 900 Kindern. Auf dem Grundstück befinden sich zudem Häuser für Waisenkinder, die von SOS-Müttern aufgezogen werden.Damit soll ein möglichst „normales”, liebevolles Aufwachsen ermöglicht werden.
Aus dieses Jahr gabs ein Kennenlern-Fußballspiel zwischen dem „Dentist The Wold”-Team und dem SOS-Kinderdorf-Team. Am Abend wurde uns ein Programm präsentiert: afrikanische Musik und Tänze, die uns verzaubert und die Lebensfreude sowie reiche Kultur dieser Menschen ausgedrückt haben.
Besuch in den Krankenhäusern
Nachdem wir uns in zwei Teams aufgeteilt haben, ging es an die Arbeit. Auf der Hauptinsel Unguja gibt es zwei Krankenhäuser, eine in Kivunge (im Norden) und eine in Makunduchi (im Süden), die von HIPZ (Health Improvement Project for Zanzibar), einer Hilfsorganisation aus Großbritannien erbaut wurden. Diese haben jeweils eine funktionierende zahnärztliche Einheit, wo hauptsächlich Füllungstherapien und Wurzelkanalbehandlungen durch die wenigen Zahnärzte auf der Insel durchgeführt werden.
Wir hatten mehrere Stationen zur besseren Organisation eingeführt: Triage, Extraktionen, Füllungstherapie, Wurzelkanaltherapie. Bei der Triage wurde jedem Patienten einen Zettel mit der nötigen Therapie in die Hand gegeben, damit die Kollegen direkt mit der Behandlung starten konnten. Triage und Extraktionen wurden auf Holzstühlen durchgeführt, für bessere Sicht wurden uns ein paar Stirnlampen geliehen. Als Teil unseres Hilfsprojekts wurde den Dentaltherapeuten eine Schulung in der Füllungstherapie durch Dr. Miona Jovanovic (Ivoclar Vivadent Trainer) erteilt.
Erstbesuch auf Uzi Island
Die Halbinsel Uzi liegt im Süden der Hauptinsel Unguja und ist mit einem schmalen Damm mit dieser verbunden, so dass der Zugang nur zwischen 9 Uhr morgens und 16 Uhr möglich ist, wenn der Weg dank der Ebbe begehbar wird. Die Einwohner der Halbinsel hatten noch nie einen Zahnarzt gesehen und die Angst der Patienten war demzufolge groß.
In den Klassen der staatlichen Schule hatten wir unser Arbeitsfeld eingerichtet. Da die Zeit, die uns zur Verfügung stand, begrenzt war, hatten wir uns auch dieses Mal in Teams aufgeteilt und Stationen organisiert. Das erste Team sorgte sich um die Triage der Patienten, damit die nächsten Teams direkt an die Arbeit gehen konnten. Die Patienten saßen auf einfachen Stühlen, von Ergonomie war keine Rede mehr. In jedem Klassenzimmer waren jeweils drei Teams am Arbeiten, „lipi linauma jino” („welcher Zahn tut weh” in Swahili) wurde zu unserem Mantra. Improvisation wurde groß geschrieben: Da wir eine limitierte Anzahl von Instrumenten und Anästhetika mithatten, war äußerste Sparsamkeit geboten.
In kurzer Zeit viel geschafft
Obwohl wir nur zwei Wochen auf Sansibar tätig waren, denke ich, dass wir trotzdem Vielen helfen konnten: Mehr als 5.000 Kinder und Erwachsene wurden über Mundhygiene aufgeklärt, 600 Patienten wurden befundet und therapiert, zwei Dentaltherapisten haben ein Training erhalten und ein Dentaltherapist wird für einen Monat nach Wien fliegen, um an einer Weiterbildung auf Kosten der Organisation teilzunehmen. Außerdem wurden unzählige Materialien (Komposit, endodontische Feilen, Anästhetika usw.) den Krankenhäuser in Makunduchi und Kiwunge gespendet.
Diese Erfahrung hat mir Vieles beigebracht. Vor allem Dankbarkeit für was wir hier haben. Ich würde es jedem weiterempfehlen und will auf diesem Weg „Dentist The World” und den Sponsoren von der Firma Nobel Biocare herzlichst danken!
Mehr über „Dentist the World” und Spendeinformationen: www.dentisttheworld.com