Sonnige Strände, schneebedeckte Berge oder Balkonien – von Urlaub und Freizeit wünschen wir uns Ruhe und Entspannung. Bei vielen Deutschen ist genau das Gegenteil der Fall. Fällt der Stresslevel ab, fühlen sie sich unwohl – die Nase läuft, der Kopf pocht oder der Magen spielt verrückt. Das Phänomen, im Urlaub und am Wochenende krank zu werden, nennen Psychologen Leisure Sickness, „Freizeitkrankheit“.
Die Internationale Hochschule (IUBH) hat gemeinsam mit der UMIT-Universität nach potenziellen Faktoren geforscht, die die Krankheit begünstigen, so eine Meldung von idw online.
Fünf Freizeittypen
Im Fokus der Untersuchung stand der Zusammenhang zwischen Freizeitverhalten und dem Auftreten von Leisure Sickness. Die Forscher untersuchten, wie viel Bezug zur Arbeit wir in der Freizeit haben und wie frei wir die Freizeit tatsächlich gestalten können. Aufgrund der Antworten identifizierten sie fünf Anteile, aus denen sich unsere Freizeit zusammensetzt:
• Arbeitsbezogene Freizeit: Sehr starker Bezug zur Arbeit, man ist ständig erreichbar oder erledigt außerhalb der Arbeitszeit noch Aufgaben. Auch private Treffen mit Kollegen und Geschäftspartnern zählen dazu.
• Regeneration und Weiterbildung: Ruhephase nach der Arbeit durch Erschöpfung, freiwillige Fortbildungen. Ebenfalls starken Bezug zum Beruf.
• Pflichten und Soziales: Unvermeidbare Pflichten ohne Bezug zum Beruf wie Hausarbeit oder Einkaufen, selbst gewählte Aufgaben wie Kinder oder Ehrenämter.
• Kontrast zur Arbeit: Aktivitäten, die einen bewussten Gegenpol zur Arbeit bilden, wie Hobbys sportlicher oder künstlerischer Art oder Zeit in der Natur.
• Freie Freizeit, in der man tun kann, wozu man gerade Lust hat.
Work-Life-Balance offenbar wichtiger Faktor
Aufgrund des Antwortverhaltens zeigt die Untersuchung, dass die Deutschen in ihrer Freizeit alle fünf Freizeittypen verfolgen, es jedoch große Unterschiede in der Gewichtung des jeweiligen Freizeittyps gibt. Basierend darauf ergeben sich fünf typische Gruppen (Cluster), deren Risiko, an Leisure Sickness zu erkranken, unterschiedlich ausgeprägt ist: Die Arbeitstiere, die Inaktiven, die Einzelgänger, die Ausbalancierten und die Verplanten.
Freie und arbeitsbezogene Freizeit eher kontraproduktiv
Die „Verplanten“ und „Ausbalancierten“ sind am wenigsten, die „Einzelgänger“ moderat, sowie die „Arbeitstiere“ und die „Inaktiven“ am meisten von der Freizeitkrankheit betroffen, so das Ergebnis der Studie. „Es gibt einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen dem Freizeitverhalten und dem Auftreten von Leisure Sickness“, resümiert Claudia Möller, Professorin für Tourismusmanagement an der IUBH. „Unsere Vermutungen, dass viel „Freie Freizeit“ eher vor Leisure Sickness schützt, haben sich nicht bestätigt. Es scheint vielmehr so zu sein, dass zu wenig Sozialkontakte und Verpflichtungen, also wenig Struktur und Verbindlichkeit in der Freizeit eher zum Auftreten des Phänomens beitragen.“ Ein wichtiger Aspekt sei auch der „Kontrast zur Arbeit“. Die am meisten von Leisure Sickness betroffenen Gruppen haben weniger „Kontrast zur Arbeit“, die am wenigsten betroffenen Gruppen schaffen sich stärker einen Ausgleich zur Arbeit.