Auch die zahnmedizinischen Hilfsprojekte werden in ihrer Arbeit in Deutschland und weltweit von der Klimakrise beeinflusst – und sie beeinflussen sie selbst zu einem Teil mit, denn der Gesundheitssektor trägt natürlich auch zur Belastung unseres Planeten bei. Die traditionell im Rahmen der Internationalen Dental-Schau (IDS) in Köln stattfindende Konferenz Hilfsorganisationen der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) stand diesmal unter dem Thema „Klimakrise, Klimaschutz und Gesundheit mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit/Planetary Health“.
Der Klimawandel und die damit einhergehenden Folgen sind auch für die Hilfsorganisationen oftmals eine Herausforderung. Sie müssen nicht nur die Einsätze den sich verändernden klimatischen Bedingungen anpassen, sondern auch abwägen, inwieweit nachhaltiges Handeln möglich ist. Dabei wird der Begriff Nachhaltigkeit weiter gefasst: Es geht nicht nur um eine Minimierung von Umweltauswirkungen, sondern auch um eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen vor Ort.
Nachhaltigkeit der lokalen Gesundheitsversorfung als Ganzes
„Die massiven Veränderungen in Folge des Klimawandels, die oftmals auch Naturkatastrophen nach sich ziehen, haben weitreichende Folgen für die Länder des Globalen Südens. Unsere Konferenz beschäftigt sich mit den Herausforderungen, die sich daraus ergeben. Ein Aspekt in diesem Themenfeld ist auch die Frage nach der Nachhaltigkeit von Hilfseinsätzen beziehungsweise ob und wie diese erreicht werden kann. Wir wollen dabei Nachhaltigkeit in der lokalen Gesundheitsversorgung als Ganzes betrachten“, so Dr. Karsten Heegewaldt, BZÄK-Vorstandsreferent für Soziale Aufgaben/Hilfsorganisationen.
BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz ergänzte: „Viele engagierte Zahnärztinnen und Zahnärzte beziehungsweise deren Mitarbeitende investieren neben Familie und Berufsleben viel Zeit und Geld, um benachteiligten Menschen auf der ganzen Welt zu helfen. Sie haben den Wunsch, sich für unser Gemeinwesen zu engagieren, Menschen zu helfen, die sich nicht selbst helfen können, das globale Zusammenleben besser und lebenswerter zu gestalten und das globale Reichtums- und Privilegiengefälle zu überwinden. Wer sich ehrenamtlich engagiert, macht einen Unterschied! Ich bin dankbar für den Einsatz jedes Einzelnen.“
VDDI unterstützt Hilfsorganisationen
Sehr positiv aufgenommen wurde das wertschätzende Statement von Niels Annen, MdB (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der für die Konferenz eine Videobotschaft geschickt hatte. Ein weiteres Grußwort kam von Mark Stephen Pace, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Dental-Industrie (VDDI). Der Verband unterstützt auch in diesem Jahr vier Hilfsprojekte mit einer finanziellen Zuwendung – eine entsprechende Förderung war zum 100-jährigen Bestehen des VDDI 2017 eingerichtet. Die Dentalunternehmen selbst fördern ihrerseits vielfältige Projekte und unterstützen die Hilfsorganisationen mit Geld- und Sachspenden und Know-how, wie Pace hervorhob.
VDDI-Förderung „Light up a smile“
Seit 2017 fördert der VDDI unter dem Titel „Light up a smile“ vier Hilfsprojekte mit einer Spende von je 5.000 Euro.
Vier Projekte sind laut Mark S. Pace für 2023 ausgewählt:
- Luthers Waschsalon Universität Witten/Herdecke und Diakonie – zahnmedizinische Versorgung von Obdachlosen
- Dentists and friends – helping hands e. V. – Auslandseinsätze von Zahnärzten und Helfern in Asien, Afrika und Lateinamerika
- GDCI e.V. – German Dental Carehood International e.V. – Auslandseinsätze und Zahnstationen in Indien und Kamerun
- Dental Emergency Team e.V. – Hilfe für Ukraineflüchtlinge sowie Flüchtlingslager in Griechenland
Den Hauptbeitrag hielt Dr. Sabine Baunach, Universität Bayreuth, die ausführlich das Thema „Gesundheit in der (Klima-)Krise“ beleuchtet. Sie machte deutlich, wie sehr die Gesamtkrise unseres Planeten die Gesundheit in vielen Faktoren negativ beeinflusst und wie wenig selbst entwickelte Länder in ihren Gesundheitssystemen dafür aufgestellt sind, zum Beispiel für Hitzewellen oder Wetterkatastrophen wie Stürme oder Fluten.
Austausch und Netzwerken im Fokus
Ergänzt wurde das Programm mit Vorträgen von Dr. Juliane Gösling, BZÄK, zum Thema nachhaltige Zahnmedizin, und Dirk Kropp mit Tipps zur Social-Media-Nutzung durch NGO. Zudem gab es viel Raum für Diskussionen und Austausch bis zum Ausklang auf dem Stand der Bundeszahnärztekammer – eines der Hauptziele der Koordinierungskonferenz, die vor allem das Vernetzen und das gegenseitige Lernen und Unterstützen fördern will. Für die musikalische Begleitung des Ausklangs sorgte der Vorsteher der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte, Dr. Klaus Sürmann, gemeinsam mit einem ärztlichen Kollegen. Mit Klarinette und Gitarre unterhielten sie mit flotter Swingmusik. (MM)
Mit Material der BZÄK.
Hier gibt es Informationen zu den rund 70 zahnärztlichen Hilfsorganisationen im BZÄK-Netzwerk.