Die Koelnmesse wies in einer Meldung zur IDS vom 12. Juli 2022 auf neue Impulse hin, die das Angebot für die Parodontologie bei der Jubiläumsveranstaltung der größten dentalen Fachmesse in den Fokus rücken. Demnach geben zwei neue „Fixsterne“ der Parodontologie eine klare Richtung vor: die gültige S3-Leitlinie und die durch Covid-19 katalysierte Einsicht in die enge Verknüpfung von oraler Gesundheit und Allgemeingesundheit.
Aus beiden Impulsen ergeben sich, so die Koelnmesse, generell Chancen für die zahnärztliche Praxis, im Besonderen für das „Paro-Team“ und im weiteren Sinne auch für das zahntechnische Labor. Die 40. Internationale Dental-Schau (IDS) zeigt die Möglichkeiten auf und bietet wie kein anderes Branchen-Event die Gelegenheit zu Information und fachlichem Austausch – demnächst vom 14. bis zum 18. März 2023 in Köln.
S3-Leitlinie zur Parodontitis-Therapie
In Deutschland ist seit Mitte 2021 die S3-Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Parodontologie (EFP) zur Parodontitis-Therapie implementiert. Dies brachte eine Reihe von positiven Anstößen. So lassen sich das „Parodontologische Aufklärungs- und Therapiegespräch“ (ATG) und die „Patientenindividuelle Mundhygieneunterweisung“ (MHU) jetzt nach dem Bundeseinheitlichen Bewertungsmaßstab BEMA abrechnen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer konsequenten Parodontaltherapie und -prophylaxe. Ihr oberstes Ziel besteht darin, den Patienten in allen vier Therapiestufen einzubinden. Darum spielen schon ab der ersten Stufe die häusliche Mundpflege, gegebenenfalls eine Raucherentwöhnung und die optimale Einstellung im Falle eines Diabetes gewichtige Rollen. Zum Beispiel begünstigt eine Parodontitis eine Reihe von Folgeerkrankungen des Diabetes und kann die Sterblichkeit erhöhen.
Mund- und Allgemeingesundheit
Dies zeigt die enge Verbindung der oralen Gesundheit zur Allgemeingesundheit. Darüber hinaus steht Parodontitis unter anderem mit Rheuma, Herzinfarkt, Schlaganfall und chronischen Atemwegserkrankungen in Wechselbeziehung. Mit den Erkenntnissen aus der Corona-Pandemie ist dies einer breiten Patientenschaft erst richtig bewusst geworden. Breite Kreise der Öffentlichkeit wissen: Eine konsequente Parodontaltherapie und -prophylaxe kann einen schweren Covid-19-Verlauf verhindern helfen. Denn Covid-19-Patienten mit Parodontitis weisen ein höheres Risiko für schwerere Krankheitsverläufe auf. So wird möglicherweise die Aufnahme auf die Intensivstation und die Notwendigkeit einer unterstützten Beatmung notwendig. An solchen starken Beeinträchtigungen der Lebensqualität lassen sich Patienten abholen und für eine konsequente Prävention und Therapie gewinnen.
Zur häuslichen Mundpflege stehen die bewährten Hilfsmittel zur Verfügung: Zahnbürste, Zahnpasta, Zahnseide etc. Als wirksam zur Senkung des Corona-Übertragungsrisikos erweisen sich Mundspülungen, die – nach Studien der Université Lyon [1] – die Anzahl der Viren im Mund bereits nach einer Spülung um mehr als 70 Prozent vermindern und das Immunsystem dabei unterstützen, eine Infektion abzuwehren.
Speziell bei Periimplantitis wird teilweise empfohlen, zusätzlich zu den bekannten Reinigungsroutinen antibakterielle und entzündungshemmende Zahnpasta auf ein Interdentalbürstchen zu geben. Beim Putzen gelangen die Wirkstoffe dann insbesondere an die Grenzflächen zwischen Implantat und Gewebe. Diese Strategie hat den Hintergrund, dass das Implantat, anders als der natürliche Zahn, keinen besonderen Schutz durch Sulkusflüssigkeit erfährt. Zur professionellen Belagsentfernung dienen Handinstrumente, Ultraschall- und Schallsysteme. Ergänzend besteht die Möglichkeit zum Airpolishing mit unterschiedlichen Lösungen, wie zum Beispiel mit erythritolbasierten Pulvern – supra- wie subgingival.
Häusliche Mundpflege, professionelle Maßnahmen
Ebenso wie in der häuslichen Mundpflege gewinnt auch für die professionellen Maßnahmen in der Zahnarztpraxis die Periimplantitis an Bedeutung. Gegenüber der Parodontitis sind Besonderheiten zu beachten. Zum Beispiel können zur Zahnstein- und Konkrement-Entfernung spezielle, vibrationslos und mit rein vertikaler Schwingung arbeitende Ultraschallsysteme herangezogen werden. Das Airflow-Gerät braucht gegebenenfalls einen Aufsatz für eine tiefer als nur ein bis zwei Millimeter subgingival reichende Taschenreinigung. Als antiseptische Maßnahme kann ein CHX-getränkter Tupfer zum Einsatz kommen. Eine enge Bindegewebsmanschette lässt sich danach, zum Beispiel mit Hilfe einer pH-Wert-Einstellung in den sehr basischen Bereich, zusammenziehen. Anschließend wird noch mit einem Kollagenase-Hemmer die Aktivität der Osteoklasten („Knochenfresszellen“) reversibel inaktiviert, um Knochenabbau zu verhindern bzw. das Bone-remodeling im Gleichgewicht zu halten [1].
Patientenindividuelles Vorgehen wichtig
Im Falle einer fortgeschrittenen Parodontitis können, nach der S3-Leitlinie in Therapiestufe 3, weichgewebschirurgische Eingriffe nötig werden. Zur anschließenden Geweberegeneration könnten autologe Blutkonzentrate, wie PRF (platelet rich fibrin) in Zukunft größeres Gewicht bekommen. Sie werden durch Zentrifugieren von Patientenblut aus den peripheren Blutbahnen gewonnen.
„Das differenzierte Vorgehen zeigt, wie sehr die Therapie und Prophylaxe von Parodontitis und Periimplantitis heute patientenindividuell gedacht und durchgeführt wird“, resümiert Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie e.V. (VDDI). „Da die betreffenden Maßnahmen weit über den Mund hinaus wirksam werden, ist der Zahnarztbesuch ein wesentlicher Baustein in einer umfassenden Präventionsstrategie. Die IDS 2023 bietet als Leitmesse der Dentalbranche die Gelegenheit schlechthin, sich über aktuelle Konzepte und Hilfsmittel zu ihrer erfolgssicheren und effektiven Gestaltung zu informieren und in vielen Fachgesprächen darüber auszutauschen.“
Die IDS findet alle zwei Jahre in Köln statt, 2023 zum 40. Mal und seit 100 Jahren. Runder kann ein Jubiläum kaum sein! Die IDS wird veranstaltet von der GFDI Gesellschaft zur Förderung der Dental-Industrie mbH, dem Wirtschaftsunternehmen des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie e.V. (VDDI). Durchgeführt wird sie von der Koelnmesse GmbH, Köln.