Seit vielen Jahren – genauer seit 1992 – ist Köln der ständige Veranstaltungsort für die Internationale Dental-Schau (IDS) und damit die Koelnmesse GmbH der Partner, der diese größte internationale Dentalfachmesse mit dem Verband der Deutschen Dental-Industrie (VDDI) und seiner Wirtschaftsgesellschaft GFDI auf dem Messegelände in Köln-Deutz umsetzt. In den vergangenen Jahren hat die Koelnmesse viel in die Messehallen investiert und auch die Corona-Pandemie hat die Anforderungen an das Messegeschäft verändert. Oliver Frese, seit 2020 einer der beiden Geschäftsführer der Koelnmesse GmbH, sprach Ende 2022 mit Quintessence News über die Neuerungen im Messegeschäft und was das für das Doppeljubiläum der IDS – 100 Jahre IDS, 40. IDS – an Neuem bringen wird.
Herr Frese, seit gut einem Jahr läuft – mit mehr oder weniger Einschränkungen – das Messegeschäft wieder. Sie haben auch große Messen wie die Gamescom wieder durchführen können. Wie ist die Situation aktuell?
Oliver Frese: Richtig, wir sind im Spätsommer 2021 wieder mit unseren Messen gestartet, darunter ja auch die aus dem Frühjahr in den Herbst verlegte Internationale Dental-Schau IDS 2021. Seitdem nimmt das Messegeschäft wieder deutlich an Fahrt auf, zumal es ja seit dem zweiten Quartal 2022 keine Einschränkungen zur Durchführung mehr gibt. Man spürt deutlich, dass es von Monat zu Monat immer stärker anzieht. Das freut uns natürlich, und das gibt uns den nötigen Rückenwind, die Kraft und Motivation für die kommenden Aufgaben. Denn die aktuellen Begleitumstände machen unser aller Leben ja durchaus herausfordernd.
Was hat sich in der Folge der Pandemie für die Koelnmesse und die Durchführung der Messen gegenüber vorher am stärksten verändert?
Frese: Die Pandemie hat in der Messebranche einen Digitalisierungsschub bewirkt. Wir haben in den vergangenen fast drei Jahren zahlreiche Erfahrungen mit digitalen sowie hybriden Veranstaltungen gesammelt. Dabei haben wir gelernt, dass digitale Angebote parallel zum Live-Event Messe für unsere Teams, aber vor allem auch für unsere Aussteller nahezu ein doppelter Aufwand bedeuten – fast schon gleichbedeutend wie die Durchführung von zwei Messen zu einem Zeitpunkt. Wir sehen die Zukunft deshalb nicht mehr in Veranstaltungen, bei denen die Teilnehmenden zeitgleich teils auf dem Gelände, teils vor dem Bildschirm sind.
Bei allen Messen der vergangenen Monate haben wir ein klares Feeback erhalten: Unsere Kundinnen und Kunden wollen sich physisch in den Messehallen treffen und freuen sich über jede Veranstaltung, die das möglich macht. Für uns heißt das also, die physische Messeteilnahme mit neuen digitalen Services und Formaten anzureichern und so für Kundinnen und Kunden noch wertvoller zu machen – mit einem digitalen Mehrwert durch Services auf dem Gelände und mit einem zusätzlichen Nutzen durch Erweiterung der Community und der Präsenzzeit außerhalb der Messetage.
Digitaler Ticketshop, neue Halle, digitale Messepläne
Wie wird sich das auf die Internationale Dental-Schau 2023 auswirken? Bekannt ist ja schon, dass die altbekannten Hallen- und Standpläne nicht beibehalten werden. Wann können die Besucher denn die neuen Hallenpläne nutzen, um sich vorab zu orientieren?
Frese: Wie bei allen Messen in Köln gibt es zur IDS 2023 ausschließlich digitale Tickets, die schnell und einfach über die Homepage der IDS beziehungsweise den Ticketshop bestellt werden können. Das Ticket wird dann automatisch in der Ticket-Wallet der IDS-App abgelegt, zusammen mit dem Fahrschein für den öffentlichen Nahverkehr. Alles jederzeit griffbereit auf dem Smartphone.
Was die Hallenbelegung betrifft, so integrieren wir erstmals die neue Halle 1, die wir in diesem Jahr offiziell in Betrieb genommen haben und die sich optimal in die Struktur der IDS einfügt. Die IDS 2023 wird die Hallen 1, 2, 3, 4, 5, 10 und 11 des Kölner Messegeländes mit einer Brutto-Ausstellungsfläche von rund 180.000 Quadratmeter belegen und wir können vier Zutrittsbereiche – die Eingänge Süd, Ost, West und den Eingang Boulevard – für eine optimale Besucherlenkung nutzen. Die interaktiven Hallenpläne mit Angabe der Ausstellerplatzierungen sind zur Besuchsplanung auf der Website der IDS schon seit Mitte November verfügbar.
75 Prozent der Aussteller aus dem Ausland
Welche Erwartungen haben die Unternehmen für die IDS im kommenden März schon geäußert? Wie ist der Zuspruch aus dem Ausland?
Frese: Die IDS feiert im kommenden ein doppeltes Jubiläum: Im März 2023 findet die 40. IDS statt und die IDS wird 100 Jahre jung. Ich betone ausdrücklich „jung“, denn die Branche war und ist zukunftsorientiert, innovativ und vorausschauend. Und die IDS ist der internationale „Hot Spot“ der dentalen Welt. Entsprechend groß ist die Vorfreude, sich in Köln physisch zu treffen, sich auszutauschen und natürlich Business zu machen. Seit 1992 ist die Koelnmesse für der Durchführung der Messe verantwortlich. Für dieses Vertrauen, dass damals in unsere Messegesellschaft gesetzt wurde und dass nun seit dreißig Jahren hält, sind wir sehr stolz und dankbar.
Aktuell verzeichnen wir schon deutlich mehr als 1.600 ausstellende Unternehmen, darunter 14 Gruppenbeteiligungen aus zwölf Ländern mit rund 400 vertretenen Unternehmen. Rund 75 Prozent kommen aus dem Ausland. Neben der größten Beteiligung aus Deutschland stellen aktuell Italien, Republik Korea, Frankreich, Schweiz, Spanien, Türkei und die USA die bedeutendsten internationalen Ausstellerbeteiligungen. Gruppenbeteiligungen kommen beispielsweise aus Argentinien, Brasilien, Bulgarien, China, Israel, Italien, Japan, Hongkong, Korea, Singapur und den USA.
Investitionen in die Nachhaltigkeit
Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit für die Koelnmesse und die IDS 2023? Stellen sich die Messe und die Aussteller hier anders auf als zum Beispiel noch 2019?
Frese: Die Koelnmesse nimmt ihre unternehmerische Verantwortung für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt sehr ernst. Wir haben bereits zahlreiche Maßnahmen in den Bereichen Infrastruktur, Personal und Messemanagement angestoßen, um das Thema Nachhaltigkeit als permanenten Prozess auch in der Unternehmensstrategie weiter zu verankern.
Die Koelnmesse entwickelt gemeinsam mit ihren Partnern und Kunden eine Nachhaltigkeitsstrategie für den Zeitraum bis 2035. Eine Reihe von Maßnahmen zur Verringerung des CO2-Abdrucks sind umgesetzt, unter anderem sparen wir jährlich rund 3.200 Tonnen CO2 mit unserem eigenen Blockheizkraftwerk auf dem Messegelände. Anfang des Jahres 2022 haben wir zu 100 Prozent auf Ökostrom umgestellt. Weitere Maßnahmen werden derzeit in einem umfassenden Strategieprozess erarbeitet und in verschiedenen Zeitintervallen bis 2025/2030/2035 umgesetzt.
Und wir werden unseren Energiemix auf dem Gelände weiter anpassen. Auf dem Confex, unserer zurzeit im Bau befindlichen Multifunktionshalle, werden wir auf der größtmöglichen Fläche Photovoltaik installieren. Zudem prüfen wir mit Experten, wie und in welcher Form der anfallende Müll wiederum zur Energiegewinnung genutzt werden kann.
IDS-App wird zum wichtigen Tool
Seit einigen IDS-Messen gehört auch die IDS-App zum Angebot. Was wird es dort für Neuerungen geben?
Frese: Die IDS-App verwaltet nicht nur die Tickets zum Messeeintritt und die Fahrscheine für den öffentlichen Personennahverkehr (VRS und VRR), sie bietet allen Messeteilnehmenden zusätzlich eine Vielzahl an Vorteilen – vor, während und nach der Veranstaltung. Bereits drei Monate vor der Veranstaltung kann man über den Terminplaner in der App Gespräche und Treffen mit anderen Branchenteilnehmern und Netzwerken vereinbaren. Und auch Monate nach der Veranstaltung stehen noch diverse Inhalte und Netzwerkmöglichkeiten der App zur Verfügung und ermöglichen eine erfolgreiche Messenachbereitung.
Aber die App kann noch viel mehr, beispielsweise interaktives Networking mit integriertem Simple-Text-Chat, die Ausstellersuche nach verschiedenen Kriterien, aktuelle Informationen und Livestream des Eventprogramms, Aufnahmen von Eventprogramm-Terminen in den Kalender bzw. das Adressbuch des Gerätes oder die Darstellung des interaktiven Hallenplans für alle Hallen, um nur einige Features zu nennen.
Online-Angebot IDS Connect auch für Messebesucher nutzbar
Stichwort Digitalisierung: 2021 gab es mit IDS Connect ein Online-Angebot. Was erwartet die Aussteller und Besucher hier 2023?
Frese: Die Integration digitaler Features ist bereits zur IDS 2021 sehr gut angenommen worden und wird auch für die anstehende Jubiläums-IDS weitergeführt. Das Angebot wird natürlich noch stärker sein, denn es sind ja mehr Unternehmen in Köln präsent, die sich dann auch digital präsentieren. Die IDS Connect als digitale Ergänzung der Präsenzmesse bietet Informationen über Produkte sowie Systemlösungen in den Showrooms und ermöglicht außerdem das Streaming von vorproduzierten Ausstellerinhalten aller Art, wie Produktpräsentationen, Hands-on-Session, Webinaren, sowie Eins-zu-Eins-Kommunikation mit Entscheidern der Branche. Dies eröffnet Unternehmen eine gleichbleibende internationale Reichweite in Verbindung mit einem erfolgreichen Messeerlebnis. Fachbesucher der IDS können sich jederzeit live dazu schalten oder Inhalte on demand genau dann abrufen, wenn sie Zeit haben.
Leider konnte man als Live-Besucher der Messe 2021 das digitale Vortragsprogramm nicht nutzen. Wird das 2023 möglich sein?
Frese: Ja, die IDS-App ist eng verzahnt mit der IDS Connect, das heißt relevante Kernfunktionen der IDS Connect werden auch in der App abgebildet. So kann man auf seinem Smartphone beispielsweise Vorträge im Livestream oder als Video on demand sehen und natürlich auch die Networking-Funktionen nutzen.
Wie steht es um Anreise und Unterbringung? Gibt es da neue Angebote?
Frese: Wir haben zur IDS wieder Kooperationen initiiert, die unsere Kundinnen und Kunden in ihrer Besuchsplanung unterstützen. Das Deutsche Bahn Special zur IDS beispielsweise bietet preisgünstige Tarife auf der jeweiligen Wunschstrecke.
Exklusive und vergünstigte Flugpreise und Sonderbedingungen für IDS-Teilnehmende ermöglicht auch die Lufthansa Group als Partner der Koelnmesse. Reisende können dabei auf das globale Streckennetz mit optimalen Verbindungs- und Kombinationsmöglichkeiten zurückgreifen. Und bei der Suche nach der richtigen Übernachtungsmöglichkeit kann man über unser Hotelbuchungsportal aus allen Preis- und Qualitätskategorien im Ballungsraum Köln auswählen, angefangen bei einfachen Pensionen und privaten Zimmervermittlungen bis hin zu den luxuriösen Fünf-Sterne-Hotels.
Das Ticket der IDS ermöglicht die kostenfreie Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel in der Region Köln (VRS) und dem gesamten Ruhrgebiet (VRR). Das heißt, Messeteilnehmende, die aus dem Ballungsraum Düsseldorf, Duisburg, Essen Gelsenkirchen, Mühlheim und Dortmund anreisen, dort Übernachtungen gebucht haben oder mit dem Flugzeug in Düsseldorf landen, können kostenfrei mit einem Interregio und weiteren Optionen des Personennahverkehrs bis zur Messe in Köln fahren.
Eine der Top-Messen im Portfolio
Sie begleiten die IDS vonseiten der Koelnmesse ja auch schon einige Jahre, auch wenn Sie selbst erst einmal, 2021, die Corona-Version dieser Messe erleben konnten. Welche Rolle spielt die IDS für die Koelnmesse und auf was freuen Sie sich zum doppelten Jubiläum 2023?
Frese: Als globale Leitmesse für die dentale Branche zählt die IDS zu den absoluten Top-Veranstaltungen im Portfolio der Koelnmesse. Neben den beiden beeindruckenden Jubiläen, die ja schon die herausragende Bedeutung der IDS widerspiegeln, freue ich mich besonders darauf, die Messe in ihrer ganzen Strahlkraft zu erleben: die Internationalität, die Vielfalt der Kulturen an einem Ort, die Intensität der Gespräche, besonders aber die Freude der Messeteilnehmenden, sich endlich wieder zu treffen. Ich haben in den drei letzten Jahren gelernt, dass die Dentalbranche wie eine große Familie funktioniert. Man kennt sich, schätzt sich und sucht den Austausch. Entsprechend groß ist die Vorfreude in der dentalen Community und ich freue mich, Teil dieser Familie sein zu dürfen.