83 Prozent der Patienten sehen bei der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens Nachholbedarf. So lautet eines der Ergebnisse der repräsentativen Onlinebefragung, die die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) gemeinsam mit dem Research-Unternehmen Statista durchgeführt hat. Insgesamt wurden 1.000 Personen über 18 Jahren befragt, ob sie digitale Anwendungen als Patienten nutzen und welche Erwartungen sie an die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung haben.
Die Umfrage zeigt, dass Patienten beim Thema Digitalisierung im Gesundheitsmarkt noch viel ungenutztes Potenzial sehen. Für 56 Prozent der Befragten bedeutet die Digitalisierung einen vereinfachten Zugang zur ärztlichen und pharmazeutischen Versorgung. Entsprechend erwarten sie vor allem gut funktionierende Basisanwendungen, die ihnen die Kommunikation erleichtern: Dazu gehört vor allem die Online-Terminvereinbarung (59 Prozent), der Austausch mit Ärzten und Apothekern per E-Mail (32 Prozent), die Telefonsprechstunde (27 Prozent) und die Online-Sprechstunde (26 Prozent).
Datensicherheit für Mehrheit kein Hindernis
60 Prozent der Befragten können sich vorstellen, digital mit ihrem Arzt zu kommunizieren. Dabei wird vor allem das Telefongespräch bevorzugt, an zweiter Stelle steht der Videochat, gefolgt von E-Mail und Text-Chat, zum Beispiel per WhatsApp oder Messenger. Dabei ist die Datensicherheit für die Mehrheit der Patienten kein Hindernis: 62 Prozent signalisieren eine hohe bis sehr hohe Bereitschaft, ihre Gesundheitsdaten im Rahmen einer elektronischen Gesundheitsakte an Ärzte und Apotheker weiterzugeben.
Patienten fordern Digitalisierung ein
„Der Patient fordert die Digitalisierung, die er von anderen Lebensbereichen gewohnt ist, auch in der medizinischen Versorgung ein“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der ApoBank, bei der Vorstellung der Studienergebnisse auf der Beiratssitzung der Bank Ende April in Hamburg. „Den Komfort, mit wenigen Klicks zum gewünschten Ergebnis zu kommen, erwartet der Patient zunehmend auch von den Heilberuflern und fordert neue digitale Angebote, Innovationen und Services – dies trifft insbesondere auf jüngere Patienten zu.“
Internet hilft zunehmend bei der Arztwahl
Das Internet wird bei Themen rund um die eigene Gesundheit bereits intensiv genutzt: Insgesamt geben 72 Prozent der Patienten an, dass sie online nach Symptomen, Behandlungen und Therapien recherchieren. 52 Prozent suchen nach Gesundheitstipps, 21 Prozent bereiten sich online auf einen Arztbesuch vor. Doch nur für sechs Prozent der Befragten können die Informationen einen Arztbesuch ersetzen.
Empfehlung bleibt erste Wahl
Jeder Dritte nutzt das Internet auch als Unterstützung bei der Arztwahl. Dabei zeigt sich, dass die jüngere Generation häufiger die Homepage der Praxis oder das Online-Bewertungsportal als Entscheidungshilfe heranzieht. Die Befragung macht aber auch deutlich, dass das Verhältnis zum Arzt von hohem Vertrauen geprägt ist. Entsprechend bleibt für die Mehrheit die Empfehlung durch Freunde und Familie (73 Prozent) beziehungsweise durch einen anderen Arzt (50 Prozent) eine beliebte Option.
Bank will Ärzte mit Kompetenzzentrum unterstützen
„Wir wissen, dass der Patient von heute ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein aufweist und sein Informationsverhalten einem Wandel unterliegt“, sagt Zehnich. „Unsere Patientenbefragung haben wir durchgeführt, um aufzuzeigen, worauf sich unsere Kunden, also die Heilberufler, einstellen müssen. Sie können den Patientenwünschen begegnen, indem sie zum Beispiel Arbeitsabläufe in der Praxis aus Patientensicht denken und ihr Leistungsspektrum um digitale Angebote erweitern, die den Bedarf der Patienten im Blickfeld haben.“
Auf Basis der Befragungsergebnisse wird die Bank in Kürze speziell für Arztpraxen ein Ratgeber „Digitalisierung in der Praxis – Tipps und Tricks für Ihren Arbeitsalltag“ veröffentlichen. Weitere Lösungen und Formate sind im Rahmen des neuen Kompetenzzentrums „ApoHealth“ geplant.