Covid-19 hat uns und sämtliche unserer Lebensbereiche verändert: Sowohl im privaten, als auch im beruflichen Umfeld haben sich Hygienekonzepte breit gemacht und ein Mund-Nasen-Schutz gehört mittlerweile zu unserer Alltagskleidung zwingend dazu. Auch die Abläufe in der Zahnmedizin, in niedergelassener Praxis wie an der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen, haben sich der neuen Situation angepasst.
Im Verlauf einer solchen Pandemie ist es unerlässlich, weiterhin eine funktionierende Versorgung zu gewährleisten und darüber hinaus Überlastungen von Praxen und Personal und Ansteckungen zu vermeiden. Ein Vorhaben, das in Tübingen gelungen ist.
Gemeinsam mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg und einer Gruppe niedergelassener Zahnärztinnen und Zahnärzte, die vom Tübinger Kreisvereinigungsvorsitzenden Dr. Stefan Große-Sender, koordiniert wurden, richtete die Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen vor fast genau einem Jahr eine nahezu reibungslos funktionierende Covid-19 Ambulanz ein.
Gemeinsame Lösung mit eigenem Bereich
In einer durch den Geschäftsführenden Ärztlichen Direktor der Zahnklinik und Ärztlichen Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie, Prof. Dr. Bernd Koos, konzertierten Aktion – zusammen mit den Ärztlichen Direktorinnen und Direktoren der weiteren Fachabteilungen der Zahnklinik, PD Dr. Eva Engel (Poliklinik für Prothetik), Prof. Dr. Dr. Siegmar Reinert (Klinik und Poliklinik für MKG) und Prof. Dr. Diana Wolff (Poliklinik für Zahnerhaltung) – konzipierten die Verantwortlichen der Zahnklinik im März 2020 dafür eine eigenständige Schwerpunktambulanz mit fünf Behandlungseinheiten und Röntgenraum innerhalb der Zahnklinik. Die heutige Covid-19-Ambulanz ist – als Teil der Implantologie in der Poliklinik für Prothetik – räumlich getrennt am Standort Calwerstrasse 7/7 des Klinikkomplexes „Tal“ entstanden.
Vor Ort wurde der reibungslose Ablauf durch PD Dr. Fabian Hüttig, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Poliklinik für Prothetik koordiniert und sichergestellt. Durch die sinnvolle Nutzung der bestehenden architektonischen Gegebenheiten war somit ohne überkreuzende Wege und damit unbeabsichtigte Kontaminationen der Zugang für Patientinnen und Patienten und der Behandlungsteams zu den Behandlungseinheiten der Covid-19-Schwerpunktambulanz möglich. In dieser sicheren Behandlungsumgebung konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Fachabteilungen der Zahnklinik ebenso wie die beteiligten niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen die Patienten in suffizienter Art und Weise behandeln.
Umsichtige Planung verhindert Ansteckung
Dank der umsichtigen Planung aller beteiligten Abteilungen des Klinikums, kam es in den vergangenen 12 Monaten zu keiner Ansteckung innerhalb der Räumlichkeiten. Die Bündelung der Ressourcen an einem zentralen Anlaufpunkt machte es möglich, Schutzkleidung so gezielt und effizient wie möglich einzusetzen, um damit die Versorgungslage zu entspannen, wenngleich sie oft dennoch sehr angespannt war. Zu diesen Maßnahmen zählte auch der Einsatz niedergelassener Zahnärztinnen und Zahnärzte, denn das Klinikpersonal hatte – neben dem Erstellen und Umsetzen verschärfter Hygienekonzepte in Lehre und Krankenversorgung auch dem hohen universitären Anspruch der Einrichtung zu entsprechen.
Ad hoc auf digitale Lehre umstellen
Für die Studierenden aller Semester mussten ad hoc sämtliche theoretischen Lehrinhalte in Anbetracht der Pandemiebedigungen didaktisch für digitale Lehre erstellt, zusammen- und bereitgestellt werden. „Mittlerweile haben sich alle an den Ausnahmezustand gewöhnt“, erklärt PD Hüttig, „Im Februar 2020 hingegen gab es ja nicht einmal ausreichende Serverkapazität oder gar Webcams und Streaming-Tools“. Hinzu kam der enorme Verwaltungsaufwand mit der Teilung ausnahmslos aller Teams, die teilweise auch noch in Schichten arbeiteten. Dennoch waren alle vier Abteilungen der Klinik in den Aufbau der Covid-19 Ambulanz involviert.
Enge Abstimmung zwischen Klinik und Niedergelassenen
Die niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte, die bereit waren, Dienstzeiten in der Covid-19-Ambulanz zu übernehmen, wurden durch Beate Müller-Partsch, Leiterin der Bezirksdirektion der KZV Tübingen eingeteilt, so dass keine einzige der angebotenen Behandlungszeiten zwischen Montag und Freitag unbesetzt blieb. Dazu koordinierte Zahnarzt Boris Hirn an der Zahnklinik das Bereitschaftstelefon und war fester Ansprechpartner, der fachlich kompetent, sämtliche Behandlungen komprimierte und logistisch strukturiert einteilte. Dr. Stephan Große-Sender übernahm die Koordination seiner niedergelassenen Kollegenschaft, die zudem die Möglichkeit hatten, sich mit allen ihren Fragen an die Corona-Ambulanz zu wenden. Bis heute werden die Stellschrauben feinjustiert, damit der Praxisalltag in der Covid-Ambulanz reibungslos verläuft.
Aufgaben fair verteilt
„Die Aufgaben wurden fair auf allen Schultern verteilt“, ist sich Prof. Koos sicher. Nur der enge Schulterschluss des Klinikpersonals, der Körperschaften und der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und die maximale Hygienestufe hätten diesen Erfolg möglich gemacht. „Stellenweise war dies eine gewaltige Herausforderung“, bilanziert Koos heute – allerdings eine, die erfolgreich gemeinsam gemeistert werden konnte. (cos/IZZ)