Das Thema Vernetzung ist in der Dentalbranche fast so alt wie das der Digitalisierung diverser Prozesse. Denn bereits früh wurde darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Stärken der Digitalisierung und Automatisierung erst dann richtig und sinnvoll ausspielen lassen, wenn möglichst viele Daten und Informationen digital erhoben, gesammelt und über entsprechende Tools zusammengeführt und geteilt würden. Doch insbesondere beim Zusammenführen der Daten stießen viele auf große Probleme – zu vielseitig die generierten Standards und komplex die Verwaltung und Anwendung.
Allerdings kann sich die Digitalisierung nur dann in der Breite etablieren, wenn Hürden beseitigt, vor allem aber der reibungslose Austausch und die Verarbeitung der wie auch immer erhobenen Daten gewährleistet wird. Bestes Beispiel: Der Intraoralscan. Denn was bringt der Einsatz digitaler Abformungssysteme in der Praxis, wenn die damit generierten Daten nicht den reibungslosen Weg ins Dentallabor finden? Hier gilt die Devise, wo kein Abnehmer, da keine adäquate Verarbeitung/Fertigung. Und exakt hier setzt die Ceramill Direct Solution (DRS) von Amann Girrbach an, die im Rahmen der Internationalen Dental-Schau (IDS) Ende September 2021 in Köln auch in einer Pressekonferenz vorgestellt wurde.
Vernetzung, nicht Entzweiung ist das Ziel
Amann Girrbach ist bewusst, dass das Thema „Vernetzung“ durchaus kontrovers gesehen wird und viele Laborbetreiber befürchten, dass Aufträge an ihnen vorbei delegiert oder Zahnersatz direkt in der Praxis gefertigt werden könnte. Und dennoch erweitert Amann Girrbach seinen integrierten digitalen Workflow um die Ceramill Direct Restoration Solution (DRS), um damit auch Zahnärzte mit ins Boot zu nehmen. Amann Girrbach erklärt diesen Schritt damit, dass es ihr Ansinnen ist, die vorhandene Kommunikationslücke zwischen Praxis und Labor zu schließen und den Kernkompetenzen beider Disziplinen einen Raum zu geben, von dem wiederum beide profitieren. Das erklärte Ziel ist es, die Patienten so noch schneller und unkomplizierter mit definitivem und funktionalem Zahnersatz zu versorgen – kleinere Einheiten, abhängig von der örtlichen Distanz beider Partner, sogar am selben Tag.
Drei Team-Workflows
Je nach Art der gewünschten Zusammenarbeit stehen bei DRS drei Team-Workflows in Kombination mit den zugehörigen Ceramill DRS Kits zur Verfügung. Zentrale Grundlage dieser Workflows ist jeweils die neue digitale Plattform AG.Live, die ein Infrastruktur- und Patientenfallmanagement bietet – Amann Girrbach sprach sogar davon, dass diese eine bisher nicht dagewesene Durchgängigkeit und Effizienz bieten und den Informations- und Arbeitsfluss zwischen Praxis und Labor auf eine neue Ebene heben soll.
Möglich würde dies dadurch, dass AG-Live zum einen Maschinen und Materialien im Labor vernetzt, und dadurch die Abläufe vereinfacht und die Qualität und Reproduzierbarkeit der CAD/CAM-gestützt gefertigten Restaurationen gesteigert würden. Als größten Benefit sieht Amann Girrbach jedoch die Verknüpfung in einem wachsenden globalen Netzwerk digital arbeitender Dentalfachleute. Damit wird die interdisziplinäre Lücke zwischen Zahnärzten und Zahntechnikern geschlossen und eine zukunftsorientierte Zusammenarbeit ermöglicht. In diesem Netzwerk stehen laut Amann Girrbach optimierte und neue Beziehungen im Vordergrund, in denen sich die Partner auf ihre Stärken konzentrieren und besser am Markt positionieren können.
Erweiterung des digitalen Ceramill-Workflows
Amann Girrbach bietet als Basis- und Einstiegsvariante das Ceramill DRS Connection Kit, das Zahnärzten und Laboren die Vorteile der Digitalisierung bereits voll zugänglich macht. Es besteht aus dem Intraoralscanner Ceramill Map DRS samt dazugehöriger Scan-Software und der Anbindung an AG.Live. Auftragsdaten inklusive aller benötigten Informationen können damit nahtlos und in Echtzeit geteilt werden. Handgeschriebene Auftragsblätter und konventionelle Abformungen sind somit nicht mehr erforderlich und es ist auch nur noch ein einziger physischer Transport nötig, nämlich jener, in dem die fertige Versorgung in die Praxis geliefert wird, um sie dort dem Patienten einzusetzen.
Wenn als Restaurationsmaterial Zirkonoxid favorisiert wird, dann kann das zur DRS gehörende High-Speed Zirconia Kit, bestehend aus dem Schnellsinterzirkonoxid Zolid DRS und dem dazugehörigen Sinterofen Ceramill Therm DRS, das Labor optimal dabei unterstützen, kleinere Zirkonoxid-Restaurationen an einem Tag fertig zu stellen.
Ceramill Matik mit Update
Neben der neuen Ceramill Direct Solution (DRS) präsentierte Amann Girrbach aber auch Neuigkeiten zur bereits im Jahr 2019 eingeführten Full Service Fertigungseinheit Ceramill Matik. Diese kann komplett autonom und auch nachts oder am Wochenende durchgehend administrationsfrei produzieren. Dies sorgt dafür, dass Zahntechniker so von unproduktiven Nebentätigkeiten entlastet werden, die bislang bis zu 40 Prozent der Arbeitszeit in Anspruch genommen haben – Zeit, die so in die Wertschöpfung des Labors zurückfließen kann. Mit dem jüngsten Software-Update vereinfacht Amann Girrbach die Herstellung passgenauer Sekundärkronen für teleskopierenden Zahnersatz.
CAD/CAM-Materialportfolio vereinfacht
Um den Bereich der CAD/CAM-Materialien zukunftsweisend und anwenderfreundlich auszurichten und die Komplexität für den Anwender zur reduzieren, gab Amann Girrbach zudem bekannt, dass man sich zukünftig bei CAD/CAM-Material-Ronden auf die 98-mm-Form fokussiert und die Vorteile des D-Shape Formates ins 98er-Format überführt. So werden zukünftig die 98-mm-Rohlinge des Zirkonoxid-Portfolios Zolid (Abb. 4) sowie des Portfolios Ceramill Sintron (CoCr) ebenfalls mit einem Kunststoffrahmen versehen.
Abschließend kann festgehalten werden, dass Amann Girrbach weiterhin an integrierten Lösungen und Workflows festhält (Ceramill System), die Vernetzung von Praxis und Labor vorantreiben (DRS) und dennoch aufgeschlossen bleiben will, was die Verwendung des eigenen Materialportfolios in anderen Systemen betrifft. Der Schritt hin zum 98-mm-Rohlingsformat macht dies besonders deutlich.
Dan Krammer, Augsburg