Das Internationale Team für Implantologie (ITI), das sich der Förderung von evidenzbasierter Ausbildung und Forschung verschrieben hat, verlieh die André Schroeder-Forschungspreise 2019 an Prof. Dr. Vivianne Chappuis und PD Dr. Daniel Thoma. Die Verleihung der Preise durch ITI Präsident Stephen Chen fand während des ITI Iberia-Kongresses in Porto am 23. März statt. Beide Gewinner erhielten außerdem ein Preisgeld in Höhe von je 10.000 Schweizer Franken sowie eine gravierte Goldmedaille.
Die Preise sind zwei der angesehensten Auszeichnungen der dentalen Implantologie und werden einmal jährlich an unabhängige Wissenschaftler für Fortschritte in zahnmedizinisch-implantologischer Forschung vergeben.
Neue Oberflächen verbessern Osseointegration auch bei geringer Knochenmineraldichte
Prof. Dr. Vivianne Chappuis erhielt zusammen mit ihren Co-Autoren Laura Maestre, Alexander Bürki, Sébastien Barré, Daniel Buser, Philippe Zysset and Dieter Bosshardt den André-Schroeder-Forschungspreis für präklinische Forschung für ihre Studie Osseointegration von ultrafeinkörnigem Titan mit einer hydrophilen nano-strukturierten Oberfläche: eine in vivo Untersuchung an Minischweinen.
„Mein Ziel in der präklinischen Forschung ist es, Wissen aus der Grundlagenforschung in vorhersagbare klinische Behandlungskonzepte zu transferieren, um wichtige klinische Herausforderungen zu lösen“, so Chappuis. Ihr Ziel ist es, Patienten weniger invasive chirurgische Eingriffe mit schnelleren Heilungszeiten und weniger Morbidität anzubieten. „Implantatmaterialien und ihre Oberflächeneigenschaften spielen eine Schlüsselrolle bei der Erreichung dieses Ziels. Das Hauptergebnis zeigt, dass ultrafeinkörniges Titan (ufgTi), das durch Kornverfeinerung verstärkt wird, im Vergleich zu handelsüblichem Reintitan (cpTi) überlegene mechanische Eigenschaften aufweist. Es bildet eine hydrophile nano-strukturierte Oberfläche mit hohem Osseointegrationsgrad, auch bei geringer Knochenmineraldichte. Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass die Verwendung von ufgTi ein großes Potenzial als zukünftige Strategie für die Entwicklung von Implantaten mit kleinem Durchmesser hat. Damit ermöglicht man den Patienten weniger invasive Behandlungskonzepte mit geringerer Morbidität und auch reduzierte Kosten in der Behandlung. Neue Zahnimplantatmaterialien, die weniger invasive Therapien unterstützen, müssen jedoch starken Kaukräften standhalten und die Osseointegration über die zunehmende Lebensdauer der Patienten aufrechterhalten. Daher ist eine sorgfältige präklinische Erforschung potenzieller Biomaterialien unerlässlich, um die Qualität und Sicherheit vielversprechender neuer Technologien zu gewährleisten“, so Prof. Dr. Chappuis.
„Powerhouse ITI“
„Der Gewinn des André-Schroeder-Preises wird unser interdisziplinäres Team an der Universität Bern und unsere internationalen Kooperationen weiter inspirieren, sich noch mehr für Spitzenforschung und -ausbildung zu engagieren. Unser wichtigstes Ziel ist es, bestehende Behandlungskonzepte weiterzuentwickeln und dem Patienten eine langfristige, hochmoderne implantologische Versorgung anzubieten. Ich denke, Prof. Schroeder wäre stolz gewesen zu sehen, wie sich seine ursprüngliche Idee mit der Gründung des ITI 1980 entwickelt hat. Das ITI ist ein wahres Powerhouse für Bildung und der Gewinn dieser Auszeichnung bedeutet mir sehr viel“, sagte die glückliche Gewinnerin. Prof. Dr. Vivianne Chappuis ist Assoziierte Professorin an der Klinik für Oralchirurgie und Stomatologie der zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern.
Alternative Option zu autogenen Transplantaten
Der diesjährige André-Schroeder-Forschungspreis für klinische Forschung ging an PD Dr. Daniel Thoma für seine randomisierte, kontrollierte klinische Zwei-Zentren-Studie mit xenogenen Blocktransplantaten, die mit rekombinantem humanem knochenmorphogenem Protein-2 oder autogenen Knochenblöcken zur lateralen Kammaugmentation versetzt sind. PD Dr. Daniel Thoma und seine Co-Autoren Michael Payer, Norbert Jakse, Stefan P. Bienz, Jürg Hüsler, Patrick R. Schmidlin, Ui-Won Jung, Christoph H.F. Hämmerle und Ronald E. Jung setzen sich mit dem Patienten im Mittelpunkt ihrer klinischen Studie für die Entwicklung einer alternativen Option zu autogenen Transplantaten ein, die oft zu einer erhöhten Morbidität führen.
Neue Kombinationen von Material und Wachstumsfaktoren
„Seit Jahren konzentrieren wir uns auf regenerative Verfahren für Hartgewebe unter Verwendung verschiedener biologischer Mediatoren und Knochenersatzmaterialien. Schließlich konnten wir Unterstützung für die erste randomisierte klinische Studie erhalten, das die vielversprechendste Material- und Wachstumsfaktorkombination für die laterale Kammaugmentation einsetzt", erklärte PD Dr. Thoma. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass die neue Kombination aus einem Wachstumsfaktor und einem Biomaterial zu einer identischen Zunahme der Kammbreite führte. Darüber hinaus konnten bei allen Patienten Implantate gesetzt und die Morbidität verringert werden, da es für die Testgruppe nur eine einzige Eingriffsstelle gab.
Forschung geht weiter
Sein Forschungsziel ist es, praxisrelevante Erkenntnisse zu gewinnen. Erreicht werde dies mittels Publikation aller gewonnenen Daten, Information der Fachwelt, Weiterführung der Forschung auf demselben Gebiet – ohne nach Veröffentlichung der Studie damit aufzuhören, sowie Ausbildung von Studierenden. „Ich bin sehr stolz auf das, was wir als Team erreicht haben“, erklärte PD Dr. Daniel Thoma, stellvertretender Klinikdirektor und Leiter der rekonstruktiven Zahnmedizin an der Klinik für Kronen- und Brückenprothetik, Teilprothetik und zahnärztliche Materialkunde, Zentrum für Zahnmedizin, Universität Zürich. Thoma ist ein von der EPA (European Prosthodontics Association) anerkannter Spezialist für Prothetik sowie für rekonstruktive Zahnmedizin (Schweizerische Gesellschaft für rekonstruktive Zahnmedizin/SSRD).