Auf der Pressekonferenz von Nobel Biocare anlässlich der EuroPerio9 Ende Juni in Amsterdam hatte Präsident Hans Geiselhöringer gleich mehrere Neuigkeiten zu berichten: Neben dem neuen Keramikimplantat NobelPearl ging es um ein neues Verfahren zur effizienten Implantatreinigung im Rahmen der Periimplantitisbekämpfung, um die Unterstützung der zahnmedizinischen Versorgung auf den Osterinseln und die Integration der digitalen Plattform DTX in die Implantatplanung. Im Interview mit Quintessenz News stellt Geiselhöringer diese Innovationen genauer vor.
Sie haben anlässlich der EuroPerio in Amsterdam Ihr neues Keramikimplantat Nobel Pearl vorgestellt. Welche Bedeutung haben vollkeramische Implantate aus Ihrer Sicht künftig in der Zahnmedizin? Und welche Vorteile hat Ihr System für den Zahnarzt, aber auch für den Patienten?
Hans Geiselhöringer: Wir sind sehr stolz, mit NobelPearl auf der EuroPerio9 endlich unsere Keramiklösung einem internationalen Fachpublikum vorgestellt zu haben. In Zusammenarbeit mit unserem Partner Dentalpoint aus der Schweiz entwickelt, ist es das erste metall- und zementfreie, zweiteilig verschraubte Keramikimplantat auf dem Markt.
NobelPearl wurde konzipiert, um das natürliche Erscheinungsbild des Weichgewebes zu unterstützen. Dank modernsten Keramikmaterialien (ATZ) sowie der Vicarbo-Schraube aus kohlefaserverstärktem PEEK können wir mit alten Vorurteilen, zum Beispiel Keramik bricht oder osseointegriert nicht, aufräumen und unseren Patienten und Kunden eine sehr zuverlässige Lösung bieten. Im Gegensatz zu herkömmlich einteiligen Implantaten entfallen darüber hinaus die Risiken, die üblicherweise mit der korrekten Positionierung einteiliger Implantate und der Zementierung von Suprakonstruktionen verbunden sind. Sehr positiv ist, dass sich der Workflow des Behandlers nicht ändert, da das Implantat mit bewährten Arbeitsabläufen kompatibel ist.
Anderes Material, gleicher Workflow
NobelPearl wird unser breites Angebot an Titanimplantaten nicht ersetzen. Als Alternative ist es jedoch besonders für Patienten interessant, welche entzündungsanfälliges Weichgewebe haben oder an einer Materialunverträglichkeit leiden. Dazu kommen Patienten, die ganz einfach den Wunsch nach metallfreiem Zahnersatz haben oder das weiße Material aus ästhetischen Gründen bevorzugen. Wir sehen in Keramikimplantaten eine große Zukunft, denn seit Jahren steigt das Patienteninteresse stetig an. Schon heute wächst dieser Markt jährlich um bis zu 50 Prozent.
Die erfolgreiche Therapie einer Periimplantitis ist nach wie vor ein ungelöstes Problem. Sie haben jetzt ein neues System dafür vorgestellt – was ist das Besondere daran?
Geiselhöringer: Sie sprechen sicherlich auf die von uns in Amsterdam erstmals vorgestellte Zusammenarbeit mit dem Schweizer Unternehmen Galvosurge an. Hier sehen wir uns wieder in einer absoluten Vorreiterolle im Dentalmarkt. Mit dieser Innovation werden Kunden aller Implantatsysteme bald eine sichere und einfache Methode zur Dekontanimation von Implantatoberflächen zur Verfügung haben.
Das Gerät, das wir bereits in Amsterdam der Presse demonstrieren konnten, entfernt den Biofilm direkt auf der Implantoberfläche mithilfe elektrolytischer Prozesse und stellt damit weitgehend den ursprünglichen Zustand des Implantats wieder her. Für den Patienten wird die Implantatreinigung damit im Gegensatz zu herkömmlichen mechanischen oder chemischen Methoden zur Biofilmentfernung vollkommen schmerzfrei sein.
Nobel Biocare wird das Galvosurge-System exklusiv weltweit vertreiben. Weitere Informationen werden wir im Verlauf der nächsten Monate bekannt geben.
Erzählen Sie mehr zum sozialen Engagement für Nobel Biocare.
Geiselhöringer: Nobel Biocare engagiert sich in diversen Hilfsprojekten weltweit. Stellvertretend sei hier unsere Zusammenarbeit mit dem Brighter Way Dental Institute in den USA zu nennen. Das hier in Amsterdam zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellte Hilfsprojekt der Foundation of Oral Rehabilitation (FOR.org) auf den Osterinseln wurde mit Hilfe des im vergangenen Jahr eingeführten Trefoil-Systems durchgeführt. Innerhalb von drei Tagen erhielten dort einheimische Patienten mit zahnlosen Unterkiefer nicht nur ihr Lächeln, sondern auch ein großes Stück Lebensqualität zurück.
Bedarf an Technologien für Pflege und Nachsorge steigt
Welche Trends sehen Sie in der Implantologie?
Geiselhöringer: Die Anzahl implantologischer Versorgungen nimmt weltweit stetig zu und damit auch der Bedarf an Technologien, die eine nachhaltige Pflege und Nachsorge von Implantaten ermöglichen. Mit dem vorgestellten Galvosurge-System wollen wir in diesem Bereich frühzeitig die Innovationsführerrolle übernehmen.
Der Integration von digitalen Technologien in den Routineablauf einer Praxis oder eines Labors kommt eine immer größere Rolle zu. Mit DTX verfügen wir über Plattform, die alle Arbeitsschritte von der Diagnostik über die Behandlungsplanung bis hin zum Labor abdeckt und sämtliche Technologien und Materialien, die der Behandler für den Behandlungsworkflow benötigt, umfassend und benutzerfreundlich integriert.
Wir planen stets langfristig, und deshalb werden wir im Verlauf der nächsten sechs bis zwölf Monate dem Markt Innovationen präsentieren, die das Potenzial haben, einen Wendepunkt in der dentalen Implantologie zu markieren. Behandler, die uns auf dieser Reise begleiten wollen, sollten sich auf jeden Fall den 27. bis 29. Juni 2019 im Kalender vormerken, denn dann findet unser nächstes Global Symposium in Las Vegas in den USA statt. Dieses Highlight sollten Sie und Ihre Leser auf keinen Fall verpassen.