Periimplantäre Erkrankungen sind in der Öffentlichkeit zwar weniger bekannt als Gingivitis und Parodontitis, sie sind jedoch ein aufgrund ihrer hohen Prävalenz und der damit verbundenen Folgen ein großes gesundheitliches Problem. Die EFP (European Federation of Periodontology; www.efp.org) hat nun eine neue Leitlinie veröffentlicht, die Zahnärzten und Mundgesundheitsexperten auf der ganzen Welt helfen soll, periimplantäre Erkrankungen bei ihren Patienten besser zu verhindern und zu behandeln. Basierend auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bietet diese Leitlinie eine Reihe von Empfehlungen zur Erhaltung der Gesundheit des periimplantären Gewebes und zur wirksamen Behandlung periimplantärer Erkrankungen, so die EFP.
Periimplantäre Erkrankungen seien in der Öffentlichkeit zwar weniger bekannt als Gingivitis und als Gingivitis und Parodontitis, die das Zahnfleisch um die natürlichen Zähne herum befallen, stellten jedoch ein aufgrund ihrer hohen Prävalenz und der damit verbundenen Folgen ein großes gesundheitliches Problem dar. „Diese Krankheiten beeinträchtigen sowohl die Schleimhaut als auch den Knochen, der die Zahnimplantate umgibt, und können zu kostspieligen Folgen führen, einschließlich des Verlusts von Implantaten und implantatgetragenen Prothesen“, so die EFP.
Workshop im November 2022
Diese neue klinische Praxisleitlinie auf S3-Niveau, der höchsten Stufe nach wissenschaftlichen Standards, ist das Ergebnis des Perio-Workshops 2022, eines Treffens führender Experten, das von der EFP im November 2022 organisiert wurde. Nach monatelanger Arbeit, einschließlich einer strengen Synthese der Evidenz in 13 speziell in Auftrag gegebenen systematischen Übersichten, und einem umfassenden Konsensusprozess wurde das Papier „Prevention and treatment of peri-implant diseases Erkrankungen – die S3-Leitlinie der EFP für die klinische Praxis“, verfasst von Prof. David Herrera et al., im von der EFP herausgegebenen „Journal of Clinical Periodontology (JCP)“ veröffentlicht.
Erste deutsche Leitlinie von 2016 wurde Ende 2022 aktualisiert
In Deutschland wurde es bereits 2016 eine eigene S3-Leitlinie „Die Behandlung periimplantärer Infektionen an Zahnimplantaten“ veröffentlicht, die seit Ende 2022 in aktualisierter Fassung vorliegt. In der neuen Fassung wurden vor allem alternative und adjuvante Verfahren und die nichtchirurgische Periimplantitis-Therapie auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse neu bewertet.
Prävention beginnt bei der Behandlungsplanung
Die Prävention von periimplantären Erkrankungen sollte bereits bei der Planung von Implantatbehandlungen beginnen, heißt es in der Leitlinie, die diese Maßnahmen als „primordiale" Prävention definiert. Präventive Maßnahmen werden auch empfohlen, wenn die Implantate chirurgisch eingesetzt oder prothetisch belastet werden.
Sobald die Implantate in Funktion sind, sollte der Patient ein unterstützendes periimplantäres Mundhygieneprogramm befolgen, einschließlich regelmäßiger Beurteilungen der periimplantären Gewebe und Anweisungen zur Mundhygiene. „Die weit verbreitete Annahme, dass die Hygiene an Zahnimplantaten weniger anspruchsvoll ist als an den Zähnen, ist falsch – das Gegenteil ist richtig“, so die EFP. „Die gute Nachricht ist, dass ein frühzeitiges Erkennen von periimplantären Erkrankungen die Behandlung einfacher, schneller und erfolgversprechender macht.“
Zwei ähnliche Leitlinien zur Parodontitis bereits vorhanden
Diese Leitlinie folgt zwei ähnlichen S3-Leitlinien für die klinische Praxis, die die EFP in den vergangenen Jahren für ein modernes, evidenzbasiertes Management der Parodontitis erstellt hat, die in Übereinstimmung mit der 2018 aktualisierten Klassifikation von Zahnfleischerkrankungen entwickelt wurden. Die Leitlinien der neuen Generation beruhen auf den Schlussfolgerungen des Perio-Workshops 2019 zur Behandlung von Parodontitis im Stadium I-III und dem Perio Workshop 2021 zur Behandlung von Parodontitis im Stadium IV, die 2020 beziehungsweise 2022 veröffentlicht wurden. (Die erste Leitlinie liegt auch in auf die deutsche Situation aktualisierter Fassung vor.)
Aktuellste Erkenntnisse aufbereitet
„Periimplantäre Erkrankungen sind weit verbreitete entzündliche Zustände, deren Behandlung eine ziemliche Herausforderung sein kann“, warnt Prof. David Herrera, der Hauptautor der Studie. „Unsere Leitlinie gibt Zahnärzten Ratschläge für ein effektives Management periimplantärer Erkrankungen. Wir Autoren sind sehr stolz darauf, eine bahnbrechende Leitlinie zu präsentieren, die Praxen, Gesundheitssysteme, politische Entscheidungsträger, Patienten und die allgemeine Öffentlichkeit über die effektivsten aktuellen Modalitäten informiert, die bei der Planung, Durchführung und langfristigen Nachsorge des Zahn-Ersatzes durch Implantate implementiert werden sollten“.
Einheitlicher und evidenzbasierter Ansatz
„Das Befolgen der Empfehlungen wird einen einheitlichen, interdisziplinären und evidenzbasierten Ansatz zur Prävention und Behandlung periimplantärer Erkrankungen unter allen zahnärztlichen Fachleuten erleichtern", erklärt der Mitautor des Papiers, Prof. Moritz Kebschull. „Die Leitlinie identifiziert spezifische Interventionen, die sich als nützlich erwiesen haben, strukturiert sie in bedarfsgerechte Behandlungspfade und untersucht den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse für eine Vielzahl von weit verbreiteten Ansätzen und Techniken".
Periimplantäre Mukositis und Periimplantitis verstehen
Es gibt zwei periimplantäre Erkrankungen: periimplantäre Mukositis und Periimplantitis. Periimplantäre Mukositis ist eine behandelbare entzündliche Läsion, die die Schleimhaut um das Implantat betrifft. Sie wird in erster Linie durch die Ansammlung eines periimplantären Plaque-Biofilms verursacht, aber auch Rauchen, Diabetes und Strahlentherapie werden als Risikofaktoren angesehen.
Unbehandelt kann die periimplantäre Mukositis in eine Periimplantitis übergehen, eine schwerwiegendere periimplantäre, Biofilm-assoziierte pathologische Erkrankung, die nicht nur die periimplantäre Schleimhaut betrifft, sondern auch einen fortschreitenden Verlust des stützenden Knochens verursacht. Die Hauptrisikofaktoren sind Parodontitis in der Vorgeschichte, schlechte Mundhygiene und mangelnde periimplantäre Pflege.
Die periimplantäre Mukositis wird manchmal mit einer Gingivitis gleichgesetzt – und dasselbe gilt für Periimplantitis und Parodontitis. Im Vergleich zu parodontalen Geweben sind periimplantäre Gewebe jedoch weniger effizient bei der Erhaltung der Gewebegesundheit und der Kontrolle der bakteriellen Herausforderung, die sowohl um Zähne als auch um Zahnimplantate herum immer vorhanden ist. Periimplantäre Erkrankungen sind daher häufiger, beginnen früher und schreiten schneller voran im Vergleich zu Parodontalerkrankungen.
Quelle: EFP/Quintessence News
European Federation of Periodontology
Die EFP (www.efp.org) ist eine gemeinnützige Organisation, die sich der Förderung der Parodontologie und der Bedeutung der Zahnfleischgesundheit für Fachleute und Öffentlichkeit verschrieben hat. Ihre Leitvision lautet „Parodontale Gesundheit für ein besseres Leben“. Die EFP wurde 1991 gegründet und ist ein Zusammenschluss von 38 nationalen parodontologischen Fachgesellschaften die mehr als 16.000 Parodontologen, Zahnärzte, Forscher und Fachleute der Mundgesundheit in Europa und weltweit vertreten. Sie organisiert Veranstaltungen und Kampagnen, die auf evidenzbasierter Wissenschaft im Bereich Parodontologie und Mundgesundheit beruhen, darunter die EuroPerio (der weltweit führende Kongress für Parodontologie und Implantologie), die Perio Master Clinic und Perio Workshops. Der Tag der Zahnfleischgesundheit, eine Kampagne zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit, die jährlich am 12. Mai stattfindet, erreicht Millionen von Menschen auf der ganzen Welt.
Die EFP organisiert auch Workshops und Aufklärungskampagnen mit ihren Partnern. Projekte befassten sich mit dem Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen und Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Karies sowie die Mundgesundheit von Frauen während der Schwangerschaft. Die umfangreiche Liste der EFP-Publikationen umfasst das „Journal of Clinical Periodontology“, die Forschungszusammenfassung „JCP Digest“ und das Online-Magazin „Perio Insight“, das Expertenmeinungen aus Wissenschaft und Praxis bietet.
Die Arbeit der EFP im Bereich Bildung ist ebenfalls von großer Bedeutung, insbesondere die akkreditierten Universitätsprogramme für die postgraduale Ausbildung in Parodontologie und Implantologie. Die EFP hat keine beruflichen oder kommerziellen Ziele.