Vom 22. bis 25. September 2021 fand die 93. Jahrestagung der DGKFO (Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie e. V.) in Wiesbaden statt. Der 2020 pandemiebedingt ausgefallene Kongress lockte in diesem Jahr mit einem neuen hybriden Tagungskonzept und hohen Sicherheitsvorkehrungen zahlreiche Besucher vor Ort und vor die heimischen Bildschirme. Neben vielen Neuerungen wurde ein traditioneller Programmpunkt beibehalten: Die Verleihung des renommierten Arnold-Biber-Preises von Dentaurum am Eröffnungsabend.
Eine traditionsreiche Auszeichnung
Der erstmals nachweislich 1910 verliehene und nach dem Firmengründer von Dentaurum benannte Arnold-Biber-Preis wird seit 1968 jährlich für eine bisher noch unveröffentlichte wissenschaftliche Arbeit in der Kieferorthopädie ausgeschrieben. Ein unabhängiges Kuratorium beurteilt die nach wissenschaftlichen Kriterien beste eingesandte Arbeit. Auszugsweise wird dieses Werk anschließend in der Fachzeitschrift „Journal of Orofacial Orthopedics/Fortschritte der Kieferorthopädie“ des Springer Verlags veröffentlicht.
Die diesjährige prämierte Forschungsarbeit mit dem Titel „Role of chaperone-assisted selective autophagy (CASA) in mechanical stress protection of periodontal ligament cells” reichte Prof. Dr. Anna-Christin Konermann ein. Sie ist in Deutschland die jüngste Professorin für Zahnmedizin und arbeitet in der Poliklinik für Kieferorthopädie des Universitätsklinikums Bonn. Gemeinsam mit ihrer Forschungsgruppe, zu der Prof. Dr. Andreas Jäger, Corinna Salim und Hannah Muders gehörten, beschäftigte sie sich eingehend mit der weiteren Aufklärung zu den zellbiologischen Abläufen bei der kieferorthopädischen Zahnbewegung (KZB). In Bonn befasst man sich schon seit vielen Jahren mit diesen wichtigen Details. Die vorliegenden Erkenntnisse sind weitere Mosaiksteine für das bessere Verständnis dieser komplexen Vorgänge.
Kieferorthopädie und Zellbiologie
Die Studie sollte herausfinden, welche Rolle die Chaperon-assistierte selektive Autophagie (CASA) bei der Mechanoperzeption und der Zellanpassung an Kräfte im parodontalen Ligament spielt. In-vivo CASA-Analysen wurden via Immunohistochemie bei Zähnen mit und ohne KZB durchgeführt. In PDL-Zellen wurden Gene des CASA-Komplexes nachgewiesen und diese Gene haben bei mechanischer Belastung Transkriptionen initiiert. Die Proteinanalysen haben diese Erkenntnisse bestätigt.
Es handelt sich um die erste Arbeit, bei der sowohl die Expression als auch funktionale Bedeutung von CASA im parodontalen Ligament identifiziert wurde. Die Daten zeigten deren wahrscheinlich zentrale Rolle bei der geeigneten Anpassung an die Kräfte der KZB und bei dem Schutz der Zellen vor mechanischer Überlastung. Tieferes Wissen über die CASA-Wege hilft bei der Beurteilung von Faktoren für Nebenwirkungen bei mechanischen Krafteinwirkungen, die bei kieferorthopädischen Behandlungen genutzt werden können.
Im feierlichen Rahmen im CongressCenter Wiesbaden gratulierte DGKFO-Präsident Prof. Philipp Meyer-Marcotty dem vierköpfigen Siegerteam. Den Arnold-Biber-Preis mit den zugehörigen Urkunden und einem Scheck in Höhe von 5.000 Euro überreichten Jörg Fahrländer (Dentaurum Vertriebsleitung Deutschland/Österreich) und Matthias Kühner (Dentaurum Medizinprodukteberater) verbunden mit den besten Glückwünschen.
Der Arnold-Biber-Preis 2022
Auch im kommenden Jahr wird der wissenschaftliche Preis wieder ausgeschrieben. Einzelne Autoren/-innen oder Forschergruppen von in Deutschland approbierten Zahnärzten/-innen und DGKFO-Mitglieder können sich für die nächste Preis-Vergabe bis Mitte 2022 mit ihrer Einsendung bewerben. Informationen zur Ausschreibung des Arnold-Biber-Preises unter www.dgkfo.de – „Wissenschaftliche Preise“ oder bei dentaurum.de