Das diesjährige Symposion Praktische Kieferorthopädie war erneut ein erfolgreiches Event, das zahlreiche Experten der Kieferorthopädie zusammengebracht hat. Die Veranstaltung bot eine Vielzahl an informativen Vorträgen, interaktiven Diskussionsrunden und Gelegenheiten zum Netzwerken. Mit jedem Tag wird die Kieferorthopädie digitaler, effizienter und vernetzter – einige Dinge stellen uns dabei vor neue Herausforderungen. Neben einer beständigen Anpassung gilt es, eine bestmögliche Nutzung der verfügbaren Optionen zu erreichen. Die Anwendung von Social Media ermöglicht es, Inhalte auszutauschen, neueste Entwicklungen im Fachgebiet zu verfolgen und eröffnet jungen Talenten neue Wege des Denkens – praxisrelevant, wild, aber realistisch!
Der Vorkongresskurs behandelte die dreidimensionale CAD/CAM-Kieferorthopädie aus drei Perspektiven, die von Dr. Nearchos C. Panayi, Dr. Björn Ludwig und dem Zahntechniker Christian Born präsentiert wurden. Ludwig eröffnete das Programm und zeigte wesentliche Aspekte der CAD/CAM-Technologie. OnyxCeph stellt dabei eine nutzungsfreundliche Plattform dar, die er digital ambitionierten Kieferorthopäden wärmstens empfehlen kann. Dr. Nearchos C. Panayi zeigte in seinem Beitrag die Möglichkeiten digital designter Aligner sowie 3-D-gedruckter Brackets.
Hurra, ein digitaler Scan und jetzt?
Angesichts des Fachkräftemangels, der Pandemie und der Ressourceneinsparung werden wir zunehmend gezwungen, alternative Wege in der Herstellung funktionskieferorthopädischen Apparaturen zu beschreiten. Laut dem Zahntechniker Christian Born ist das Voranbringen der Digitalisierung dabei von wachsender Relevanz. Er präsentierte das Bio-Expander-System (BES) – eine gefräste herausnehmbare Apparatur. Es steckt sicherlich noch viel Entwicklungspotenzial dahinter, dennoch zeigte Borns Vortrag, dass dies möglicherweise die Zukunft sein könnte. Im ersten Vortrag des Symposions begeisterte Dr. Manuel Nienkemper mit exzellenten Fallbespielen, in denen verschiedene Behandlungsaufgaben gezeigt wurden, und zahlreichen klinischen Tipps in Bezug auf die Biomechanik, die er mit wissenschaftlichen Studien belegte. Dr. Oliver Liebl beschrieb in seinem Vortrag, wie er sein hybrides Praxiskonzept im Laufe der Zeit durch kleine, schrittweise Änderungen erfolgreich umgesetzt hat und wie sehr es sich lohnt, innovative Technologien in der eigenen Praxis einzusetzen.
Agiere digital…
Der Vortrag von Dr. Seung-Woo Yoo bestärkte noch einmal, wie innovativ und vielfältig die digitale Kieferorthopädie sein kann. Der Referent präsentierte in seinem packenden Vortrag einige Bespiele digital designter Apparaturen, die in Kombination mit analogen Techniken eingesetzt werden können.
Zum Abschluss des ersten Tages präsentierte Dr. Sacchin Chhatwani die Funktion des Kiefergelenks. Neben einem aktuellen Literaturüberblick zeigte er ein praktisches und systematisches diagnostisches Konzept, das analoge und digitale Verfahren kombiniert.
FOMO – fear of missing out?
Der zweite Tag begann mit dem Thema: Digitale Kieferorthopädie und Praxisgründung – hilfreich oder overkill? Der Vortrag von Dr. Sebastian Ahsbahs zeigte, dass trotz voranschreitender Digitalisierung niemand Angst haben muss, etwas zu verpassen. Vielmehr muss abgewogen werden, ob eine Investition in neue Technologien rentabel ist oder nicht. Dr. Shadi Fietz stellte in seinem Vortrag beeindruckende Fallbeispiele vor, wie beispielsweise die Einordnung verlagerter Eckzähne sowie Lösungen und Misserfolge bei Transpositionen unter Einsatz der skelettalen Verankerung.
Direkt gedruckte Aligner: Eine neue Ära
Dr. Simon Graf präsentierte einen Überblick über die Möglichkeiten direkt gedruckter Aligner und die Einführung eines druckbaren Schienenmaterials.
Der Beitrag von Dr. Sinan Hamadeh zeigte die aktuellen Prinzipien und Techniken der MARPE-Planung und -Herstellung für die Behandlung verschiedener Malokklusionen, insbesondere der transversalen Dimension, unter Berücksichtigung der biologischen, anatomischen und biomechanischen Prinzipien während der kieferorthopädischen Behandlung.
Dr. Alexander Keller stellte den digitalen Workflow für die Herstellung herausnehmbarer Klasse II-Apparaturen vom intraoralen Scan bis zur fertigen Apparatur vor. In diesem Zusammenhang beleuchtete Dr. Dirk Kujat, wie analoges Wissen und digitale Techniken in interdisziplinären Behandlungen genutzt werden können.
In Begleitung des herausragenden Gitarristen, der zur musikalischen Unterstützung des diesjährigen Symposions eingeladen wurde, führte Dr. Stephan Peylo in guter Stimmung den letzten Beitrag ein. Er zeigte, wie mithilfe des digitalen Fortschritts komplexe Aligner-Behandlungen in der eigenen Praxis durchgeführt und kontrolliert werden können, um Fremdlaborkosten zu sparen und die Wirtschaftlichkeit zu steigern.
Das 33. Symposion Praktische Kieferorthopädie war – wie auch in den Jahren zuvor – komplett ausgebucht und wurde durch den Einsatz des Veranstalters Quintessenz Verlags-GmbH erneut zu einem besonderen Erlebnis. Die Industrieaussteller freuten sich über den Austausch mit ihren Kunden und präsentierten ihre neusten Entwicklungen. Wir schauen daher erwartungsvoll auf das bevorstehende 34. Symposions, das am 5. und 6. April 2024 stattfinden wird.
Ein Beitrag von Dr. Vanessa Knode, Traben-Trarbach, und Dr. Jens J. Bock, Fulda